Hornbosteler Hutweide: Erste Przewalskipferde angekommen
Presseinformation vom 13. Mai 2009/ Vier Tiere erkunden neues Revier
Lüneburg/ Wietze – Jetzt ist es soweit: Die ersten vier Przewalskipferde durchstreifen das Naturschutzgebiet "Hornbosteler Hutweide" in der Gemeinde Wietze. Am Dienstag und Mittwoch trafen die seltenen Tiere in dem Beweidungsprojekt in der Allerniederung ein. "Drei Jungstuten stammen aus dem Wisentgehege Springe, die Vierte aus dem Zuchtgehege in der Sielmanns Naturlandschaft Döberitzer Heide bei Berlin", erklärte Hans-Heinrich Thies, der betreuende Landwirt aus Meißendorf. "Die Pferde haben den Transport gut überstanden und erkunden bereits ihre neue Heimat."
"Das Beweidungsprojekt Hornbosteler Hutweide erhält eine ökologisch und kulturhistorisch besonders wertvolle Hutelandschaft und leistet gleichzeitig einen wichtigen und konkreten Beitrag zu den internationalen Schutzbemühungen zur Erhaltung des Przewalskipferdes", freute sich Danny Wolff als zuständiger Projektleiter in der Betriebsstelle Lüneburg des NLWKN (Niedersächsicher Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz).
"Diese Rasse ist die letzte noch erhaltene Unterart des Wildpferdes." Wald- und Steppentarpan, die europäischen Formen des Wildpferdes, wurden im 18. und 19. Jahrhundert durch den Menschen ausgerottet. Auch das Przewalskipferd, das in den ostasiatischen Steppengebieten beheimatet ist, stand bereits kurz vor der vollständigen Ausrottung. Glücklicherweise hatten einige wenige Tiere in Zoologischen Gärten überlebt, mit denen eine Erhaltungszucht gestartet werden konnte.
Heute ist der Bestand weltweit wieder auf etwa 1.800 Tiere angewachsen, die überwiegend in Zoos und Tiergehegen leben. Durch gezielte Auswilderungen gibt es aber auch wieder frei lebende Populationen in China und der Mongolei. Gefahr droht dem Przewalskipferd nicht mehr durch menschliche Nachstellung, sondern durch die engen Verwandtschaftsgrade. Inzucht könnte eine ernste Bestandsgefährdung des Wildpferds zur Folge haben.
Die Zucht wird daher im Rahmen des Europäischen Erhaltungszuchtprogramms Prze-walskipferd koordiniert. Viele Zoos leiden jedoch unter Platzmangel und müssen daher ihre Erhaltungszucht zeitweise einstellen. Einrichtungen wie das Beweidungsprojekt Hornbosteler Hutweide bieten Ausweichflächen für junge geschlechtsreife Tiere, die später für Zuchtzwecke eingesetzt werden sollen.
Przewalskipferde sind echte Wildtiere, anders als z.B. die Mustangs in Amerika oder die Dülmener Wildpferde in Deutschland, die verwilderte oder in halbwilder Form gehaltene Hauspferde sind. Im Vergleich zu den meisten Hauspferderassen ist das Przewalskipferd mit einer Länge von 220 bis 280 cm und einer Schulterhöhe von etwa 120 bis 140 cm eher klein. Erwachsene Pferde wiegen meist 200 bis 300 kg. Auffällig ist die Stehmähne. "Die Hornbosteler Tiere besitzen alle einen Kaltbrand. Anhand der Nummern können sie individuell unterschieden werden. Im Juni sollen zwei weitere junge Stuten in Hornbostel eintreffen", informierte Wolff weiter.
Zusammen mit Heckrindern übernehmen die Wildpferde in der Allerniederung die Aufgabe von Landschaftspflegern. Durch ihre extensive Weidetätigkeit und durch Gehölzverbiss pflegen sie auf diese Weise Lebensräume für zahlreiche gefährdete Tier- und Pflanzenarten.
Die Hornbosteler Hutweide hat sich bereits nach Ankunft der ersten Heckrinder zu einem beliebten Ausflugsziel entwickelt. Die Przewalskipferde stellen eine weitere Attraktion für die sanfte naturbezogene Erholung und das Naturerleben dar. Pferde und Rinder sind auf dem Gelände eingezäunt, so dass sie Menschen und angeleinten Hunden auf den Wegen nicht begegnen können. Besucher sind aufgefordert, die Tiere nicht zu füttern: "Wenn sie sich erst an die Zufütterung gewöhnt haben, kommen sie ihrer eigentlichen Aufgabe nicht mehr nach und beginnen eventuell, die Besucher anzubetteln. Außerdem kann falsches Futter bei den Tieren schmerzhafte Koliken hervorrufen", erklärte Thies als neuer Tierhalter.
Die Einrichtung des Beweidungsprojektes und weitere Maßnahmen zur Verbesserung der Lebensräume seltener Tier- und Pflanzenarten der Hornbosteler Hutweide werden durch das Niedersächsische Ministerium für Umwelt und Klimaschutz und die EU gefördert.
Zwei junge Przewalski-Pferde erkunden ihr neues Revier
Artikel-Informationen
erstellt am:
13.05.2009
zuletzt aktualisiert am:
27.04.2010
Ansprechpartner/in:
Achim Stolz
Nds. Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz
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