Nitrat im Grundwasser – Land Niedersachsen zieht die Zügel an
Veränderte Landwirtschaft: Neue Schutzkonzepte für die Gewässer notwendig // Presseinformation vom 19. Juli 2012
Ein guter Ansatz sei eine neue Verordnung, die gerade jetzt in Kraft getreten sei. Wenn Wirtschaftsdünger – also beispielsweise Gülle oder Gärreste aus der Biogaserzeugung – in Umlauf gebracht wird, müssen die Daten elektronisch an die Landwirtschaftskammer gemeldet werden. „Das ist ein wichtiger Baustein, um Nährstoffströme zu überprüfen“, sagte Eberle.
Die verschiedenen Institutionen der Umwelt- und Landwirtschaftsressorts arbeiten verstärkt zusammen an Lösungsstrategien, um auch zukünftig die von den Wasserversorgern und von der Europäischen Union geforderten Qualitätsziele beim Grundwasser zu erreichen. Neben der Konkretisierung des Düngerechts und verstärkten Kontrollen wurde inzwischen auch das Baurecht fortgeschrieben: So werden im Zuge der Genehmigungsverfahren neben Gülle aus Stallanlagen auch erforderlicher Lagerraum, Verbleib und Verwertungswege für Gärreste aus Biogasanlagen gezielt kontrolliert.
Hubertus Schültken vom NLWKN in Hildesheim bezifferte die Stickstoffüberschüsse in Niedersachsen auf 95 Kg pro Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche. „Landesweit werden also 240.000 Tonnen Stickstoff pro Jahr völlig unnötig auf die Felder ausgebracht“. Neben den regional ansteigenden Viehzahlen und Wirtschaftsdünger-Importen aus den Niederlanden spielt hier ganz besonders der zunehmende Anbau von Energiemais (mehr als 500.000 Hektar im Jahr 2011) eine zentrale Rolle. „Verschärft wird die Stoffbelastung für das Grundwasser noch durch einen Verlust von mehr als 300.000 Hektar Grünland seit den 1990er Jahren“. Wichtig sei ein gezielter, am Pflanzenbedarf orientierter Einsatz von Wirtschaftsdünger, z.B. durch den Einsatz moderner Verteiltechnik. „Das schont den Geldbeutel des Landwirtes und wirkt sich positiv auf den Gewässerschutz aus“, sagte Schültken.
In den Kooperationen der Wasserversorger und der Landwirte wird weiterhin auf die Kombination einer gezielten Wasserschutzberatung mit dem Angebot zur konkreten Teilnahme an den Maßnahmen zum Vertragsgewässerschutz, den sogenannten „Freiwilligen Vereinbarungen“ gesetzt. „Dafür gibt das Umweltministerium jährlich 18 Millionen Euro aus“, sagte Mathias Eberle.
Die Qualität des Grundwassers wird in Niedersachsen im Rahmen von verschiedenen Messprogrammen umfassend vom NLWKN überwacht. Was genau und wie oft das Grundwasser an einer der mehr als 1000 Messstellen untersucht wird, richtet sich nach dem jeweiligen Messprogramm. „Hierbei ist das Nitrat ein sehr häufig untersuchter Parameter, der in Trinkwassergewinnungsgebieten, aber auch in der Zielkulisse der EG-Wasserrahmenrichtlinie den Hauptbelastungsfaktor darstellt“, sagte Stephan-Robert Heinrich. Neben Routineprogrammen könne das vorhandene Messnetz auch sehr flexibel für spezielle Fragestellungen im Rahmen von Sonderuntersuchungen genutzt werden, um auf aktuelle Probleme und Fragestellungen reagieren zu können. „So wurden beispielsweise seit 2008 Untersuchungen zu Pflanzenschutzmitteln intensiviert“.
Das Interesse am 17. Grundwasser-Workshop des NLWKN war wieder sehr groß: Mit 200 Anmeldungen erreicht die diesjährige Veranstaltung einen Teilnehmerrekord. Das vielseitige Programm richtet sich gleichermaßen an die Vertreter der Wasserwirtschaft und an die Landwirtschaft sowie an die beteiligte Fachverwaltung. Der Grundwasser-Workshop ist seit 1996 in der Wasserwirtschaft in Niedersachsen etabliert und trifft auch über die Landesgrenzen hinaus auf großes Interesse: „Die traditionelle Veranstaltung bietet den unterschiedlichen Fachleuten der Wasserwirtschaft und den am Niedersächsischen Kooperationsmodell zum Trinkwasserschutz Beteiligten ein landesweites Forum für den fachlichen Austausch zum Trink- und Grundwasserschutz in Niedersachsen“, sagte Stephan-Robert Heinrich.
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erstellt am:
19.07.2012