FFH-Gebiet 001 Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer
EU-Nr.: DE-2306-301
Zuständige Naturschutzbehörde(n): |
Aurich (LK), Cuxhaven (LK), Cuxhaven (Stadt), Friesland (LK), Leer (LK), Nationalparkverwaltung Niedersächsisches Wattenmeer, Wittmund (LK) |
Fläche: |
276.742 ha |
Standarddatenbogen / Vollständige Gebietsdaten: |
- letzte an EU-Kommission übermittelte Fassung - aktualisierte Fassung - bisher nicht an EU-Kommission übermittelt - Legende zu Standarddatenbogen / vollständigen Gebietsdaten |
Link zur Karte: | Kartenausschnitt Umweltkarte Niedersachsen |
Überschneidung mit EU-Vogelschutzgebiet: |
V01 Niedersächsisches Wattenmeer und angrenzendes Küstenmeer |
--> Sicherung, Erhaltungsziele, Management (Dokumente nicht vollständig barrierefrei) |
Das FFH-Gebiet „Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer“ erstreckt sich zwischen dem Elbästuar bei Cuxhaven im Osten und der niederländischen Grenze im Westen entlang der Küste Niedersachsens. Es umfasst mit weitläufigen Wattflächen, den Salzwiesen und Dünen der Inseln sowie Sandbänken und Riffen in den Flachwasserzonen der Nordsee von Wind, Wasser und Gezeiten geformte Lebensräume höchster Dynamik, welche zusammen mit dem niederländischen Wattenmeer bis Den Helder und den schleswig-holsteinischen, hamburgischen sowie den dänischen Küstenbereichen bis Esbjerg als UNESCO-Weltnaturerbe ausgewiesen sind. Auch durch diesen Status wird der herausragenden Bedeutung Rechnung getragen, welche das Wattenmeer für die biologische Vielfalt besitzt.
Die Flachwasserzonen der Nordsee konzentrieren sich auf den Raum nördlich der Inseln; flache Meeresarme ziehen sich aber, geformt durch starke Gezeitenströmungen, zwischen den Inseln hindurch bis beinahe an die Küstenlinie und bis hinein in den Jadebusen – eine durch Sturmfluten geformte Bucht bei Wilhelmshaven. Die Flachwasserzonen sind eng verzahnt mit Sandbänken sowie weitläufigen Schlick-, Sand- und Mischwattflächen – den wohl bekanntesten Lebensräumen der Nordsee –, in welchen unzählige Organismen leben und dazu beitragen, dass das Wattenmeer zu den produktivsten Ökosystemen der Erde gehört. Die Mündungen größerer Flüsse wie Ems und Weser liegen partiell im Gebiet und entsprechen dem Lebensraumtyp der Ästuarien. In den flachen Küstenbereichen, durchsetzt von Sandbänken und Riffen, finden viele Arten geeignete Habitate, zu welchen mit dem Schweinswal, der Kegelrobbe und dem Seehund mehrere prominente und europaweit bedeutsame Säugetierarten gehören. Auch die Finte, eine Fischart, Flussneunauge und Meerneunauge leben im Gebiet, wandern als sogenannte anadrome Arten zum Laichen jedoch in die Binnengewässer.
Ein im Vergleich zu den ausgedehnten Watten und Wasserflächen der Nordsee vielfältiges und kleinräumiges Mosaik verschiedener Habitate findet sich in den Küstenbereichen und vor allem auf den Nordseeinseln. Neben den bekannten Ostfriesischen Inseln, von welchen die Siedlungen und siedlungsnahen Bereiche außerhalb des FFH-Gebiets liegen, gibt es weitere für den Naturschutz ebenfalls sehr bedeutsame Inseln, zu welchen Memmert und Mellum gehören..
Die Düneninseln besitzen im Gegensatz zu den Nordfriesischen Inseln keinen Festlandskern. Aufgrund einer, von Sturmfluten und Hochwasser mitunter auch unterbrochenen, Sukzession findet sich von der Küste ins Inselinnere eine charakteristische Abfolge verschiedener Lebensgemeinschaften, denen unterschiedliche Lebensraumtypen zugeordnet sind. Von sehr hoher Dynamik und kurzlebigen, hochspezialisierten Pflanzenarten (die eine hohe Salzkonzentration tolerieren) gekennzeichnet ist das Quellerwatt. Es wird auf durch Sedimentation höhergelegenen Böden von den atlantischen Salzwiesen abgelöst, deren Vorkommen zumeist an der Festlandsküste oder auf der Landseite der Inseln liegt. Insbesondere auf den Inseln finden sich naturnahe Ausprägungen der Salzwiesen, in welchen je nach Überflutungshäufigkeit und Substrat verschiedene Tier- und Pflanzenarten dominieren. Zahlreiche Priele durchziehen das Grünland in unregelmäßigen Mäandern. An der Festlandsküste zeigt sich zumeist eine durch den Menschen vorgegebene klare Gliederung der Salzwiesen in Grüppen – niedrigere Gräben zur Entwässerung – und höhere Beete. Die Salzwiesen unterliegen heute überwiegend keiner Nutzung mehr, werden in einigen Bereichen aber noch gemäht oder beweidet.
Die seewärts gewandten Inselbereiche werden von Dünenfeldern eingenommen, die ungestört einer typischen Sukzessionsabfolge unterliegen: Nur spärlich bewachsene Vordünen nah der Küstenlinie können bei weiterer Sedimentation zu Weißdünen aufwachsen. Pflanzen wie der in besonderer Weise an diese Standorte angepasste Strandhafer wirken als Sandfang und Stabilisator und leiten hier die Bodenbildung ein. Neben den Pflanzengesellschaften können Dünen auch nach Humusgehalt klassifiziert werden, welcher sich in der Farbe des Oberbodens widerspiegelt. Die Bezeichnungen Weiß-, Grau- und Braundünen basieren auf diesen unterschiedlichen Farbgebungen. Mit der Bodenentwicklung geht eine höhere Stabilität, eine bessere Wasserversorgung und eine Veränderung des Nährstoffgehalts einher.
In Abhängigkeit der Standortparameter und Lebensgemeinschaften finden sich auf den Inseln die Lebensraumtypen der Graudünen mit krautiger Vegetation, der entkalkten Dünen mit Krähenbeere oder kleinflächig auch mit Besenheide. Für das Inselinnere sind überdies von Gebüschen aus Sanddorn oder Kriech-Weide bewachsene Dünen charakteristisch, welche teilweise von kleinen Dünenwäldchen ergänzt werden. Einen deutlichen Gegensatz zu den Erhebungen stellen feuchte Dünentäler oder durch Meereseinbrüche geformte Strandseen dar. Insbesondere in den teils vermoorten Dünentälern finden sich einige seltene Tier- und Pflanzenarten, zum Beispiel das streng geschützte Sumpf-Glanzkraut oder die unscheinbare, aber europaweit bedeutsame Schmale Windelschnecke.
Ein im Gegensatz zu den weiten Wattflächen und Dünenfeldern kleinerer, aber ebenfalls bedeutsamer Lebensraumkomplex liegt am Jadebusen: das Sehestedter Außendeichsmoor, welches oft auch als schwimmendes Moor bezeichnet wird. Einst als Hochmoor im Landesinnern entstanden, führte der Einbruch des Jadebusens dazu, dass das Moor an der Küstenlinie zu liegen kam. Da Hochmoortorfe und Süßwasser eine geringere Dichte besitzen, als die salzige Nordsee, wird das gesamte Moor bei schweren Sturmfluten nicht etwa überflutet, sondern schwimmt auf; teilweise werden allerdings ganze Teile der Moordecke abgerissen und abgeschwemmt. Das heute mittlerweile deutlich kleinere Moor liegt auch heute noch vor der Deichlinie und stellt ein weltweit einzigartiges Naturphänomen dar.
Das Gebiet ist nicht nur für den Schutz von Lebensraumtypen und Arten der FFH-Richtlinie wichtig, sondern auch für die Vogelwelt gemäß der EU-Vogelschutzrichtlinie von Bedeutung. Eine Beschreibung hierzu findet sich auf der oben verlinkten Webseite zum EU-Vogelschutzgebiet V01 „Niedersächsisches Wattenmeer und angrenzendes Küstenmeer“.
Zudem liegt das FFH-Gebiet in der Kulisse des IP-LIFE - Projektes "Atlantische Sandlandschaften".
Weitere Informationen finden sich auf der Webseite des Nationalparks Niedersächsisches Wattenmeer.
Sicherung des Gebietes
Das Gebiet ist durch folgendes Gesetz gesichert:
Erhaltungsziele des Gebietes
Management des Gebietes
Allgemeine Hinweise zum Management im Gebiet vorkommender Lebensraumtypen und Arten
(Die Hinweise sind tw. aktualisierungsbedürftig, der Stand ist jeweils angegeben. Einige Hinweise werden zurzeit überarbeitet.)
- Überspülte Sandbänke (LRT 1110) (pdf) - Download (PDF, 0,38 MB)
- Ästuare inklusive Biotope der Süßwasser-Tidebereiche (LRT 1130) (pdf) - Download (PDF, 0,40 MB)
- Vegetationsfreies Schlick-, Sand- und Mischwatt (LRT 1140) - Download (PDF, 0,38 MB)
- Lagunen (Strandseen) (LRT 1150*) (pdf) - Download (PDF, 0,29 MB)
- Flache große Meeressarme und -buchten (LRT 1160) (pdf) - Download (PDF, 0,43 MB)
- Riffe (LRT 1170) (pdf) - Download (PDF, 0,11 MB)
- Queller-Watt (LRT 1310) (pdf) - Download (PDF, 0,32 MB)
- Atlantische Salzwiesen (LRT 1330) (pdf) - Download (PDF, 0,44 MB)
- Primärdünen (LRT 2110) (pdf) - Download (PDF, 0,36 MB)
- Weißdünen mit Strandhafer (LRT 2120) (pdf) - Download (PDF, 0,32 MB)
- Graudünen der Küsten mit krautiger Vegetation (LRT 2130*) (pdf) - Download (PDF, 0,36 MB)
- Küstendünen mit Krähenbeere (LRT 2140) (pdf) - Download (PDF, 0,35 MB)
- Küstendünen mit Besenheide (LRT 2150*) (pdf) - Download (PDF, 0,36 MB)
- Dünen mit Sanddorn (LRT 2160) (pdf) - Download (PDF, 0,44 MB)
- Dünen mit Kriechweide (LRT 2170) (pdf) - Download (PDF, 0,37 MB)
- Bewaldete Küstendünen (LRT 2180) (pdf) - Download (PDF, 0,43 MB)
- Feuchte Dünentäler der Küstendünen (LRT 2190) (pdf) - Download (PDF, 0,34 MB)
- Renaturierungsfähige degradierte Hochmoore (LRT 7120) (pdf) (2022) - Download (PDF, 1,05 MB)
- Torfmoor-Schlenken mit Schnabelried-Gesellschaften (LRT 7150) (pdf) (2022) - Download (PDF, 1,21 MB)
- Seehund (pdf) - Download (PDF, 0,86 MB)
- Kegelrobbe (pdf) - Download (PDF, 0,70 MB)
- Schweinswal (pdf) - Download (PDF, 1,31 MB)
- Meerneunauge (pdf) - Download (PDF, 0,94 MB)
- Flussneunauge (pdf) - Download (PDF, 0,90 MB)
- Schmale Windelschnecke - Vertigo angustior (pdf) - Download (PDF, 0,88 MB)
- Sumpf-Glanzkraut - Liparis loeselii (pdf) - Download (PDF, 0,61 MB)
Gebietsspezifische Maßnahmenblätter, Maßnahmen-/Managementpläne
- Maßnahmenplan - Download (PDF, 11,07 MB)
- Maßnahmenplan Anlage 1 - Übersichtskarte - Download (PDF, 15,60 MB)
- Maßnahmenplan Anlage 2 - Karten Inseln - Download (PDF, 25,23 MB)
- Maßnahmenplan Anlage 2 - Karten Festland - Download (PDF, 44,31 MB)
- Maßnahmenplan Anlagen 3 und 4 - Download (PDF, 2,00 MB)
Einige Infos sind nur für einen Teil der FFH-Gebiete relevant.
Hier finden Sie weitere Informationen zu Natura 2000.
Artikel-Informationen
Nds. Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz
Göttinger Chaussee 76 A
D-30453 Hannover