Neue Schneckenpumpe schont Fische und erhöht Leistungsfähigkeit
Im Unterschöpfwerk Victorburer Meede wurde die zweite fischschonende Pumpe Deutschlands in Betrieb genommen
Von Kerstin Friedrichs, Dr. Oliver-David Finch, Henning Paulsen-Jacobs, Dr. Thomas Schoneboom und Jan van Dyk
Der I. Entwässerungsverband Emden setzt mit der Erweiterung des Hauptunterschöpfwerks Victorburer Meede um eine zusätzliche Schneckenpumpe auf eine fischschonende Lösung. Parallel zur Verbesserung der Fischdurchgängigkeit erhöht sich zudem die Leistungsfähigkeit des Schöpfwerks in einem prioritären Wasserkörper innerhalb des Verbandsgebiets.
Die fischschonende Schneckenpumpe zeichnet sich durch eine deutlich langsamere Drehzahl mit rund 18 Umdrehungen pro Minute bei einer Förderleistung von rund 1.000 l/s aus. Die alten Schneckenpumpen am selben Schöpfwerk drehen mit 32 Umdrehungen pro Minute. Darüber hinaus verfügt die neue Pumpe über eine spezielle Form des eintauchenden Schneckenflügels. Der mitdrehende Mantel ist mit der Schnecke fest verbunden, so dass die spaltfreie Konstruktion die Schädigungsrate von Fischen, die in die Pumpe gelangen, maßgeblich reduziert und gleichzeitig den Wirkungsgrad der Pumpe erhöht.
Die Schnecke wurde in eine nicht mehr genutzte Mähbootschleuse eingebaut und mit einer Einhausung versehen. Dadurch konnten umfangreiche Betonarbeiten und eine Gebäudeerweiterung entfallen. Die Steuerungstechnik der beiden vorhandenen konventionellen Schneckenpumpen wurde für einen automatisierten Betrieb in die neue Anlage integriert. An dem Standort konnten mit dem neuen Pumpentyp sowohl wirtschaftliche Vorteile als auch die Vorgaben der EG-WRRL gleichermaßen erreicht werden.
Seit der Inbetriebnahme im Herbst 2019 hat die Schneckenpumpe die Erwartungen des Bauherrn und des NLWKN als Planer der Anlage voll erfüllt. Für das Jahr 2021 ist die Begleitung des Betriebs mit Untersuchungen zur Fischfreundlichkeit an diesem erstmalig vom NLWKN umgesetzten Pumpentyp vorgesehen. Vorhergehende Untersuchungen in den am Rand des FFH-Gebiets „Großes Meer & Loppersumer Meer“ gelegenen Gewässern konnten übrigens neben Hechten, Schleien, Rotaugen und Flussbarschen auch Bitterlinge nachweisen. Diese Kleinfischart gilt in Niedersachsen nach Roter Liste als „vom Aussterben bedroht“. Sie steht unter besonderem Schutz der Fauna-Flora-Habitat-(FFH-)Richtlinie. Natürliche Vorkommen sind Ostfriesland ausgesprochen selten.
In Deutschland ist der Einsatz fischschonender Pumpen noch relativ ungewöhnlich: Während in den Niederlanden bereits mehrere Schöpfwerke mit unterschiedlichen fischschonenden Pumpen betrieben werden, wurde im Unterschöpfwerk Victorburer Meede erst die zweite fischschonende Pumpe in Deutschland in Betrieb genommen.
Artikel-Informationen
erstellt am:
10.09.2020
zuletzt aktualisiert am:
11.09.2020
Ansprechpartner/in:
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Nds. Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz
Am Sportplatz 23
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