Themenbericht Pflanzenschutzmittel II: Wirkstoffe und Metaboliten im Grundwasser (nicht vollständig barrierefrei)
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Pflanzenschutzmittel und Metaboliten im Grundwasser Niedersachsens
NLWKN veröffentlicht umfangreiche Datenauswertung
Autoren: Anouchka Jankowski und Andreas Roskam
Die Analysen von fast 6.000 Messstellen in den Jahren zwischen 2000 und 2016 bilden die Basis einer umfangreichen Auswertung über Nachweise von Pflanzenschutzmittel-Wirkstoffen (PSM) und deren Abbauprodukten, sogenannten Metaboliten, im Grundwasser Niedersachsens. Die nun vom NLWKN (Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz) vorgestellten Daten stammen aus Untersuchungen an 1.179 landeseigenen Grundwassermessstellen und wurden ganz wesentlich durch 4.602 Messstellen aller Wasserversorgungsunternehmen Niedersachsens ergänzt. Neben klassischen Grundwassermessstellen fanden auch Untersuchungen aus Quellen, Förderbrunnen und Rohmischwässern der Wasserwerke Berücksichtigung.
Im Ergebnis bleiben 39,1% aller Messstellen ohne PSM-Befund, während 12,7% der Messstellen Wirkstoffe oder relevante Metaboliten aufwiesen. An 5,8 % der Messstellen gab es dabei für 75 Wirkstoffe bzw. relevante Metaboliten Nachweise über der Qualitätsnorm (QN) von 0,1 Mikrogramm/Liter (µg/l). Nicht relevante Metaboliten ließen sich bei insgesamt 48,2% der Messstellen nachweisen. An 9% der Messstellen überstiegen die Nachweise bei nicht relevanten Metaboliten den Gesundheitlichen Orientierungswert (GOW) von 1 oder 3 µg/l. Die häufigsten Nachweise wurden in einer Filtertiefe bis zu 30 m geführt.
Die landesweiten Befunde zu PSM im Grundwasser unterstreichen einmal mehr die Notwendigkeit, durch die enge Kooperation und den fachlichen Austausch der relevanten Akteure aus Wasserwirtschaft, Landwirtschaft, Gartenbau und Deutsche Bahn mit gezielten Maßnahmen eine Reduzierung des PSM-Eintrags in das Grundwasser zu realisieren.
Neben der Belastungssituation des Grundwassers mit PSM-Wirkstoffen und Metaboliten im Land beschreibt der aktuelle Bericht aber auch Handlungsansätze, um die Einträge gemeinsam reduzieren zu können.
Dabei unterstreicht der Bericht die Herstellerverantwortung und wirbt gemeinsam mit den Verantwortlichen der Trinkwasserversorgung für ein mehr auf den Grund- und Trinkwasserschutz ausgerichtetes Zulassungsverfahren.
Auffällig ist der hohe Prozentsatz von Nachweisen nicht relevanter Metaboliten, die nach aktueller Experteneinschätzung des Umweltbundesamtes zwar keine human-und ökotoxikologische Relevanz besitzen, aber eine Verunreinigung des Grundwassers mit Spurenstoffen darstellen, die insbesondere aus Sicht der Trinkwasserversorgung unerwünscht ist.
Das Thema Pflanzenschutzmittel-Nachweise im Grund- und Rohwasser beschäftigt die Wasserversorgungsunternehmen schon sehr lange. Daher war es naheliegend, neben der Auswertung der Untersuchungsergebnisse, auch ausgewählte Fallbeispiele aus der Praxis in den Bericht einzubinden. Die anschaulichen Fallbeispiele, aus der Co-Autorenschaft von Wasserversorgern und weiteren Akteuren, zeigen neben der jeweiligen Belastungssituation vor allem auch konstruktive Lösungsvorschläge auf und bereichern den Bericht um viele praxisnahe Aspekte.
Die flächendeckenden Nachweise, insbesondere von den nicht relevanten Metaboliten, zeigen auf, dass eine Trendumkehr erforderlich ist. Dieses umso mehr, da eingetragene Spurenstoffe im Grundwasser nur sehr langsam abgebaut werden. Für die Trinkwasserversorger steht der Anspruch an das Trinkwasser mit höchster Qualität im Vordergrund. Das gemeinsame Ziel aller Akteure sollte die Vermeidung von zukünftigen PSM-Einträgen in das Grundwasser sein. Deshalb wird im zweiten PSM-Themenbericht für ein mehr auf den Grund- und Trinkwasserschutz ausgerichtetes Zulassungsverfahren geworben.
Aktuellen Forschungsbedarf sehen die Autoren für mögliche negative Beeinflussungen des Grundwasser-Ökosystems durch die summarischen Belastungen mit verschiedenen Spurenstoffen. Die Mikro- und Makrofauna sowie Bakterien im Grundwasserleiter erfüllen eine sehr wichtige, für die Trinkwassergewinnung unverzichtbare, Reinigungsfunktion. Diese Organismen reagieren aber aufgrund der langsam ablaufenden Lebenszyklen sehr empfindlich auf stoffliche Beeinträchtigungen.
Artikel-Informationen
erstellt am:
10.09.2020
zuletzt aktualisiert am:
17.09.2020
Ansprechpartner/in:
Pressestelle NLWKN
Nds. Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz
Am Sportplatz 23
26506 Norden