Niedersachsen ist auf einem guten Weg, aber noch nicht angekommen
20 Jahre WRRL - Ziel erreicht?
Von Sabina Breske
Um die Umweltziele der Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) zu erreichen, müssen an den zahlreichen niedersächsischen Gewässern, deren Zustand beziehungsweise Potenzial nicht mit „gut“ bewertet wird, Maßnahmen umgesetzt werden, welche die Defizite und Belastungen reduzieren.
Nächster Beratungszeitraum für die WRRL-Gewässerschutzberatung startet in der Pandemie unter erschwerten Bedingungen
Seit mehr als zehn Jahren leistet Niedersachsen mit dem Beratungsangebot zur gewässerschonenden Landbewirtschaftung einen wichtigen Beitrag zur Zielerreichung der EG-Wasserrahmenrichtlinie. Auch in der Corona-Pandemie unterstützt der NLWKN Landwirtinnen und Landwirte weiterhin bei der Umsetzung. mehrMonitoring des ökologischen Erfolgs von Fließgewässerentwicklungsmaßnahmen, Biologische Begleituntersuchungen helfen bei der Bewertung
Die meisten Flüsse und Bäche in Niedersachsen wurden jahrzehntelang durch diverse menschliche Tätigkeiten wie z.B. Gewässerbegradigungen ökologisch stark beeinträchtigt. Daher sind heute Maßnahmen zur Strukturverbesserung zu erreichen. mehrVorkommen von per- und polyfluorierten Alkylsubstanzen (PFAS) in den Sedimenten niedersächsischer Gewässer
Per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen sind industriell hergestellte, menschengemachte Stoffe, die sich in der Umwelt anreichern. Ein Sonderuntersuchungsprogramm des NLWKN in niedersächsischen Oberflächengewässern sollte ihrer Relevanz auf den Grund gehen. mehrFörderung an Fließgewässern – von der naturnahen Gewässergestaltung bis zur Fließgewässerentwicklung
Niedersachsen fördert seit Jahrzehnten Vorhaben zur Entwicklung der Fließgewässer. Der NLWKN fungiert dabei als Geldgeber, Berater, Auftraggeber und Dienstleister für zahlreiche, diverse Renaturierungsprojekte. Ein Überblick inklusive Zahlen, Daten und Fakten sowie den Projektvarianten. mehrDieses haben die EU-Mitgliedstaaten mit der Einführung der WRRL im Jahr 2000 vereinbart. Auch wenn zunächst die Hoffnung bestand, die Umweltziele bereits bis 2015 zu erreichen, wurde seitens der EU eine endgültige Frist bis 2027 festgesetzt. Deshalb kommt den aktuell zur Stellungnahme durch den NLWKN veröffentlichten Bewirtschaftungsplänen und Maßnahmenprogrammen für den Zeitraum 2021 bis 2027 eine besondere Bedeutung zu. Niedersachsen bietet darin erstmals eine Vollplanung, das heißt alle zur Zielerreichung noch notwendigen Maßnahmentypen werden mit einem Zeitplan für ihre Umsetzung und den jeweiligen Kosten dargestellt. Dieser Zeitplan geht allerdings, gemäß den Empfehlungen der Länderarbeitsgemeinschaft Wasser (LAWA) über das Jahr 2027 hinaus.
Insgesamt ist Niedersachsen auf einem guten Weg, die angesetzten Umweltziele eines guten ökologischen Zustands der Oberflächengewässer sowie eines guten chemischen und mengenmäßigen Zustands des Grundwassers zu erreichen. Defizite und Handlungsbedarf zeigen sich bei den Oberflächengewässern weiterhin in den Bereichen Durchgängigkeit, Morphologie und Schadstoffe sowie beim Grundwasser in Bezug auf anhaltende Belastungen durch Nährstoffe und Pflanzenschutzmittel. Insbesondere werden aktuell verstärkt Synergien mit den Zielen des Niedersächsischen Wegs zur Verbesserung des Natur-, Arten- und Gewässerschutzes, den Anstrengungen zum Klimaschutz und der Umsetzungsinitiative für die Natura 2000-Richtlinien inklusive der zu erstellenden Managementplänen genutzt.
Der NLWKN hat frühzeitig ein solides Fundament für die Umsetzung der WRRL geschaffen. Insbesondere die Aufstellung der landesweiten biologischen und chemischen Messnetze und -programme sowie die methodischen Berichte zur Umsetzung der regelmäßig durchzuführenden Bestandsaufnahme zur Bewertung des Gewässerzustands und die Leitfäden zur Maßnahmenplanung sind hier hervorzuheben. Link zum Webshop der Veröffentlichungen.
Diese Grundlagen werden kontinuierlich und flexibel an aktuelle wasserwirtschaftliche oder gesetzliche Erfordernisse und den Stand der wissenschaftlichen Erkenntnisse angepasst. So werden beispielsweise im Bereich der Gewässerchemie nicht allein die in der WRRL gesetzlich geregelten Stoffe, sondern auch viele weitere problematische Schadstoffe untersucht, um deren Relevanz, Entwicklung und zukünftige Risiken frühzeitig beurteilen zu können. Eine aktuell stark im Fokus stehende und im Rahmen eines Sondermessprogramms (ggf. Link / Verweis auf Unterkapitel Chemie) untersuchte Stoffgruppe stellen die sogenannten per- und polyfluorierten Alkylsubstanzen (PFAS) dar. Diese in der Regel sehr persistenten Schadstoffe, welche früher unter anderem auch als perfluorierte Tenside (PFT) oder Substanzen (PFC) bezeichnet wurden, sind in der Umwelt weit verbreitet und können sich zum Teil in vielen Organismen, auch in Menschen anreichern.
Ein weiterer zentraler Baustein zur Erreichung der WRRL-Ziele ist die enge Einbindung der Öffentlichkeit und Beratung der betroffenen Akteure und der potentiellen Maßnahmenträger. Deshalb wird in Niedersachsen bereits seit 2010 die Gewässerschutzberatung zur Minderung diffuser Nährstoffeinträge in Grund- und Oberflächengewässer angeboten. Das Angebot ist für Landwirte kostenlos, die Inanspruchnahme freiwillig. Die Zielkulisse der Beratung umfasst im aktuellen Beratungszeitraum den Rekordwert von rund 1.540.000 Hektar landwirtschaftlich genutzter Fläche. Zusätzlich besteht seit 2015 die Gewässerallianz, eine Kooperation zwischen dem Land Niedersachsen und 30 ausgewählten Unterhaltungsverbänden, um gemeinsam zielführende Maßnahmen zu entwickeln und umzusetzen. 2020 wurde, ergänzend zu den Veranstaltungen der Gebietskooperationen, ein Dialogprozess mit allen Unterhaltungsverbänden und den Landkreisbehörden initiiert, der die Umsetzung von konkreten und geeigneten Maßnahmen an Oberflächengewässern zum Inhalt hat.
Auch wenn der Fokus zukünftig weiterhin auf einer Intensivierung der Umsetzung von ökologisch wirksamen Maßnahmen zur Beseitigung hydromorphologischer Defizite und einer nach ökologischen Gesichtspunkten optimierten Gewässerunterhaltung liegen muss, so kann bereits jetzt auf eine Reihe von Vorhaben verwiesen werden, die seit Ende der 90iger Jahre im Rahmen der Förderprogramme Naturnahe Gewässergestaltung (NGG) sowie der aktuellen Fließgewässerentwicklung erfolgreich umgesetzt wurden. Denn das verdeutlichen mehrere begleitende Maßnahmenmonitorings.
Saubere und lebendige Gewässer sind ein erreichbares Ziel. Denn viele Faktoren sind schon vorhanden, insbesondere das Fachwissen und die grundsätzliche Bereitschaft der betroffenen Akteure, die noch erforderlichen Maßnahmen zu ergreifen. Die hierfür notwendigen finanziellen Mittel und Humanressourcen müssen allerdings noch gesichert werden – dieses Ziel wird hoffentlich schon bald erreicht sein, denn Wasser ist Leben.
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