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Hochwasserschutz: Verstärkung eines Deichabschnitts im Verdener Ortsteil Hönisch - Grundinstandsetzungen von Schöpfwerken

Der Herausforderung Klimawandel vorausschauend begegnen - mit aktuellen Bespielen aus Küsten- und Hochwasserschutz


  Bildrechte: Olaf Schmidt, NLWKN
Gesamtansicht des verstärkten Deichabschnitts während der Bauzeit (Bild Schmidt/NLWKN).

Von Olaf Schmidt

Seit Jahrhunderten baut der Mensch an den Küsten Deiche, um sich vor Sturmfluten zu schützen. Und spätestens seit der Einführung des Niedersächsischen Deichgesetzes im Jahr 1963 unter dem Eindruck der verheerenden Sturmflut des vorhergehenden Jahres stehen auch die Flüsse Niedersachsens im Fokus der Deichbauer. Seither hat sich einiges getan: Etwa 400 Kilometer Hochwasseranlagen schützen heute in Niedersachsen den menschlichen Siedlungsraum im Binnenland vor der Naturgewalt der Flüsse - Haupt- und Schutzdeiche im tidebeeinflussten Bereich und hinter Sperrwerken nicht mitgerechnet.

Bessere Datengrundlagen zu Abflussgeschehen und Topografie sowie verfeinerte Berechnungsmethoden führten in der Vergangenheit wiederholt dazu, dass vorhandene Deiche nach standardisierten technischen Regeln ausgebaut und erhöht werden mussten. So auch an der Mündung der Aller in die Weser, dem so genannten Weser-Aller-Dreieck bei Verden: Insgesamt befinden sich dort knapp 18 Kilometer Hochwasserschutzdeich in der Obhut des Stedorfer Deichverbands. 1995 nahm man hier erneut Planungen zur Deichverstärkung auf. Seither wurden bereits etwa neun Kilometer Deich erhöht und verstärkt. Dass sich die bauliche Umsetzung deshalb im Einzelfall über Jahrzehnte hinziehen kann, zeigt auch das nachfolgende Beispiel der Verstärkung eines Deichabschnitts im Verdener Ortsteil Hönisch. Erst nach Beilegung eines gut neun Jahre dauernden Rechtsstreits und intensiven Abstimmungsgesprächen konnte das Teilvorhaben in 2020 endlich zu einem erfolgreichen Abschluss gebracht werden.

Dabei wurde der vorhandene Deich der linken Allerseite auf insgesamt 330 Meter Länge verstärkt und um bis zu 30 Zentimeter erhöht. Außerdem erhielt der Deich in diesem Zug auf gesamter Länge einen für Schwerlasttransporte ausgelegten Deichverteidigungsweg. Dieser verläuft wegen der beengten Platzverhältnisse zwischen angrenzenden Privatgebäuden einerseits und außendeichs liegendem FFH-Schutzgebiet andererseits ausnahmsweise auf der Deichkrone. Nur durch den Einbau von Winkelstützmauern auf 100 Metern Länge und durch die zusätzliche Sicherung der wasserseitigen Deichböschung mit Deckwerksteinen war es hier mittels dieser technischen Sonderlösung möglich, die geforderte Deichsicherheit herzustellen. Das im Oktober 2020 unter Leitung des NLWKN fertiggestellte Vorhaben wurde trotz der Pandemie-bedingten erschwerten Randbedingungen in einer Bauzeit von nur fünf Monaten umgesetzt. Insgesamt 2.500 Kubikmeter Lehmboden waren für den Einbau einer 60 Zentimeter starken Lehmdichtung erforderlich. Wegen der beengten Verhältnisse erfolgte der Bau im so genannten Vor-Kopf-Verfahren. Dabei wird mit den Arbeiten an einem Ende der Strecke begonnen und sich der Deichachse folgend sukzessive vorgearbeitet. In Summe rund 1.000 Quadratmeter Wegfläche in Betonbauweise wurden auf diese Weise erstellt. Durch den Einsatz eines so genannten Betondeckenfertigers reduzierte sich die Bauzeit für den Wegeoberbau für die gesamte Fläche auf nur zwei Tage. Die Baukosten betragen insgesamt etwa 400.000 Euro. Sie wurden durch den NLWKN aus Mitteln von Land und Bund bereitgestellt (Gemeinschaftsaufgabe zur Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes - GAK).

Ausschnitt zur aktuellen Situation der Deichverstärkung entlang der Aller im Verdener Ortsteil Hönisch. Der im Text beschriebene Deichabschnitt wurde im Jahr 2020 fertiggestellt. Für 2022 ist ein weiterer Bauabschnitt geplant. Bildrechte: NLWKN
Ausschnitt zur aktuellen Situation der Deichverstärkung entlang der Aller im Verdener Ortsteil Hönisch. Der im Text beschriebene Deichabschnitt wurde im Jahr 2020 fertiggestellt. Für 2022 ist ein weiterer Bauabschnitt geplant.

Die Deichverstärkung des sich südlich anschließenden Deichabschnitts ist für das Jahr 2022 geplant. Mit der damit verbundenen Rückverlegung des Deiches wird eine Vergrößerung des Überschwemmungsgebietes einhergehen. Das geplante Vorhaben stellt somit auch einen wertvollen Beitrag für den Naturraum der Aller dar.

Nicht nur an der Aller, auch an anderen Flussabschnitten in Niedersachsen stellen sich die Experten der Wasserwirtschaft den Herausforderungen des globalen Klimawandels. Neben Deichen, Sperrwerken und anderen Schutzanlagen sind beispielsweise hunderte von Schöpfwerken im ganzen Land betroffen. Auch sie gilt es vorsorglich für die Folgen des Klimawandels, namentlich auch verursacht durch in Häufigkeit und Intensität zunehmende Starkregenereignisse, zu wappnen. Ein Anfang ist gemacht: Seit 2016 werden etliche der zumeist aus den 1960er Jahren stammenden Schöpfwerke, welche einen unabdingbaren Beitrag für den schadlosen Hochwasserabfluss leisten, überwiegend mit EU-Mitteln erneuert und - wo es nötig ist – verstärkt.

Insgesamt rund 25 Millionen Euro an Fördermitteln stellen Land, Bund und EU jährlich für Planung und Bau zur Sicherstellung des Hochwasserschutzes im Binnenland in Niedersachsen zur Verfügung. Und gerade im Hinblick auf die Folgen des Klimawandels stellt dies zweifellos eine gute Investition in die Zukunft unseres Landes dar.

Mit Hilfe eines Betondeckenfertigers wird der Oberbau des Deichverteidigungswegs in kürzester Zeit hergestellt. Auf Höhe der Gebäude am Deich sind die Winkelstützmauer und die mit Deckwerkssteinen befestigte steilere Böschung erkennbar.   Bildrechte: Olaf Schmidt, NLWKN
Mit Hilfe eines Betondeckenfertigers wird der Oberbau des Deichverteidigungswegs in kürzester Zeit hergestellt. Auf Höhe der Gebäude am Deich sind die Winkelstützmauer und die mit Deckwerkssteinen befestigte steilere Böschung erkennbar.
Mit Hilfe eines Betondeckenfertigers wird der Oberbau des Deichverteidigungswegs auf der Deichkrone hergestellt. Auf Höhe der Gebäude am Deich sind die Winkelstützmauer und die mit Deckwerkssteinen befestigte steilere Außenböschung des Deiches erken   Bildrechte: Olaf Schmidt, NLWKN
Mit Hilfe eines Betondeckenfertigers wird der Oberbau des Deichverteidigungswegs hergestellt. Auf Höhe der Gebäude am Deich sind die Winkelstützmauer und die mit Deckwerkssteinen befestigte steilere Außenböschung erkennbar.
Mit Hilfe eines Betondeckenfertigers wurde der Oberbau des Deichverteidigungswegs auf der Deichkrone innerhalb weniger Tage hergestellt.   Bildrechte: Olaf Schmidt, NLWKN
Der Betondeckenfertiger bei der Arbeit.
Der verstärkte und erhöhte Deich mit dem neu erstellten Deichverteidigungsweg auf der Kro-ne. Auf Höhe der Gebäude am Deich sind die Winkelstützmauer und die mit Deckwerksstei-nen befestigte steilere Außenböschung des Deiches erkennbar.   Bildrechte: Olaf Schmidt, NLWKN
Der verstärkte und erhöhte Deich mit dem neu erstellten Deichverteidigungsweg auf der Krone. Auf Höhe der Gebäude am Deich sind die Winkelstützmauer und die mit Deckwerkssteinen befestigte steilere Außenböschung des Deiches erkennbar.
Gesamtansicht des verstärkten Deichabschnitts während der Bauzeit. Auf dem Foto wurde der Deich profiliert und auf Höhe der beiden Gebäude am Deich eine Winkelstützmauer eingebaut. Rechts im Bild die Alte und die Neue Aller mit der Altstadt von Verd   Bildrechte: Olaf Schmidt, NLWKN
Gesamtansicht des verstärkten Deichabschnitts während der Bauzeit. Auf dem Foto wurde der Deich profiliert und auf Höhe der beiden Gebäude am Deich eine Winkelstützmauer eingebaut. Rechts im Bild die Alte und die Neue Aller.
Der verstärkte und erhöhte Deich. Gebäude und Teich bzw. FFH-Schutzgebiet stellen eine Engstelle dar, für die eine technische Sonderlösung zur Herstellung der Deichsicherheit ge-wählt werden musste.   Bildrechte: Olaf Schmidt, NLWKN
Der verstärkte und erhöhte Deich. Gebäude und Teich bzw. FFH-Schutzgebiet stellen eine Engstelle dar, für die eine technische Sonderlösung zur Herstellung der Deichsicherheit gewählt werden musste.
Der verstärkte und erhöhte Deich auf Höhe der ehemaligen Mühle in Hönisch. Erkennbar ist der neue Deichverteidigungsweg mit der Winkelstützmauer und einer befestigten steileren Böschung als technische Sonderlösung für die beengten Platzverhältn   Bildrechte: Olaf Schmidt, NLWKN
Der verstärkte und erhöhte Deich auf Höhe der ehemaligen Mühle. Erkennbar ist der neue Deichverteidigungsweg mit der Winkelstützmauer und einer befestigten steileren Böschung als technische Sonderlösung für die beengten Platzverhältnisse.
Ein Bagger trägt die alte Winkelstützmauer des Deiches auf Höhe der ehemaligen Mühle in Hönisch ab, bevor dieser Abschnitt verstärkt und erhöht wird. Links schließt der bereits neu profilierte Altdeich an.   Bildrechte: Olaf Schmidt, NLWKN
Ein Bagger trägt die alte Winkelstützmauer des Deiches auf Höhe der ehemaligen Mühle ab, bevor dieser Abschnitt verstärkt und erhöht wird. Links schließt der bereits neu profilierte Altdeich an.
An der Blender Emte, welche bei Intschede im Kreis Verden in die Weser mündet, befindet sich eines der Schöpfwerke, für die zurzeit eine Grundinstandsetzung geplant ist. Die Arbeiten sollen bis Ende des Jahres 2021 abgeschlossen sein.   Bildrechte: Olaf Schmidt, NLWKN
An der Blender Emte, welche bei Intschede im Kreis Verden in die Weser mündet, befindet sich eines der Schöpfwerke, für die zurzeit eine Grundinstandsetzung geplant ist. Die Arbeiten sollen bis Ende des Jahres 2021 abgeschlossen sein.
An der Blender Emte, welche bei Intschede im Kreis Verden in die Weser mündet, befindet sich eines der Schöpfwerke, für die zurzeit eine Grundinstandsetzung geplant ist. Die Arbeiten sollen bis Ende des Jahres 2021 abgeschlossen sein.   Bildrechte: Olaf Schmidt, NLWKN
An der Blender Emte, welche bei Intschede im Kreis Verden in die Weser mündet, befindet sich eines der Schöpfwerke, für die zurzeit eine Grundinstandsetzung geplant ist. Die Arbeiten sollen bis Ende des Jahres 2021 abgeschlossen sein.

Artikel-Informationen

erstellt am:
15.06.2021
zuletzt aktualisiert am:
29.06.2021

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