Das niedersächsische Retentionskataster
Ein Schritt zu Hochwasserschutz durch naturnahen Wasserrückhalt
Von Johann Zeidler
Das niedersächsische Retentionskataster ist ein neues Werkzeug zur Planung von Hochwasserschutzmaßnahmen. Der Gedanke für ein Retentionskataster geht auf den Wunsch zurück, die potentiellen Maßnahmenträgern des Hochwasserschutzes von Landesseite aus zu unterstützen. Im Zuge des Projekts wurde eine Übersicht von Flächen an ausgewählten Gewässern ermittelt, die als Suchräume für weitergehende Betrachtungen in Frage kommen. Sie bilden einen möglichen Start in die Suche nach zusätzlichen (reaktivierbaren) Rückhalteräume beziehungsweise Flächen zur Erweiterung der Aue.
Das Retentionskataster wird über den Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raumes (ELER) gefördert.
Hochwasser sind Teil des natürlichen Wasserkreislaufes, das heißt, sie können nicht verhindert werden. Die Historie vergangener Hochwasserereignisse bestätigt diesen Blickwinkel und ist in Niedersachsen durch eine Reihe an Vorfällen belegt. Diese Tatsache liegt dem modernen Hochwasserrisikomanagement zugrunde. Vor dem genannten Hintergrund und in Anbetracht der Dynamik natürlicher Prozesse ist es sinnvoll, bestehende Hochwasserschutzkonzepte regelmäßig zu überarbeiten und zu ergänzen wie aktuell mit dem Retentionskataster. Es soll Kommunen und Hochwasserpartnerschaften bei ihren Anstrengungen und Planungen im Hochwasserschutz unterstützen. Hierzu wurden Flächen ermittelt, sogenannte Suchräume, welche aufgrund ihrer hydraulischen Eigenschaften als Retentionsflächen, also als Überflutungsflächen für den Fall eines Hochwassers dienen könnten. Das Retentionskataster stärkt den vorbeugenden Hochwasserschutz, indem es die Schaffung von Retentionsräumen und den Wasserrückhalt in der Fläche fördert.
Die Ermittlung der Suchräume erfolgt für einen Hochwasserabfluss der statistisch gesehen einmal in 100 Jahren erreicht wird (HQ100). Die hierzu genutzten Daten stammen aus Modellierungen der Risiko- und Überschwemmungsgebietsgewässer. Um erste Hinweise auf die tatsächliche Nutzbarkeit der Suchräume zu erhalten, wird auch die Landnutzung berücksichtigt. Dabei werden zum Beispiel Flächen mit Siedlungen und Verkehrsanlagen ausgeschlossen. Auf diese Weise werden Flächen nicht berücksichtigt, bei denen besonders große Nutzungskonflikte erwartet werden. Für alle ermittelten Flächen wird ein überschlägiges Volumen ermittelt, welches auf der entsprechenden Fläche zurückgehalten werden kann. Detailuntersuchungen für die ermittelten Suchräume finden nicht statt.
Hintergrundinformationen
Das Retentionskataster geht auf den Beschluss „Hochwasserschutz zielgerichtet und konsequent umsetzen“ des Niedersächsischen Landtages vom 22.01.2014 zurück.
In erster Priorität wurden die 42 Risikogewässer nach Hochwasserrisikomanagement-Richtlinie (HWRM-RL) betrachtet, in zweiter Priorität eine Auswahl besonders geeigneter Überschwemmungsgebietsgewässer.
Es wurden insgesamt:
- Ca. 3.300 km Gewässerstrecke analysiert
- 93 Gewässer auf Retentionsflächen geprüft
- 2207 Suchräume sowie 2048 Suchräume nach Berücksichtigung der Landnutzung abgegrenzt
Links
Das Retentionskataster auf der Website des NLWKN:
Retentionskataster | Nds. Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (niedersachsen.de)
Das Retentionskataster über die Niedersächsischen Umweltkarten:
Niedersächsische Umweltkarten (umweltkarten-niedersachsen.de)
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