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Mehr Moor – Mehr Klimaschutz in der Südheide

Renaturierung von Mooren erzielt vielfältige Synergieeffekte für Klima, Natur und Gesellschaft


Ein Kranichpaar auf Nahrungssuche in einer neu eingerichteten Polderfläche im Großen Moor. Zur Förderung von Moorheide-Lebensräumen wurde auf den neu errichteten Torfdämmen Heide-Mahdgut aufgebracht.   Bildrechte: Ines Bruchmann
Ein Kranichpaar auf Nahrungssuche in einer neu eingerichteten Polderfläche im Großen Moor. Zur Förderung von Moorheide-Lebensräumen wurde auf den neu errichteten Torfdämmen Heide-Mahdgut aufgebracht.

Von Ines Bruchmann und Susanne Herrmann

Es gilt eine Win-Win-Win-Situation für den Klimaschutz, den Erhalt von Lebensräumen und Arten sowie für die ökologische Funktionsfähigkeit des Bodens und des Wasserhaushalts herzustellen: Seit Herbst 2020 treibt das KliMo-Südheide-Team das EU-geförderte Projekt „Optimierung des Wasserhaushalts in ausgewählten Mooren der Südheide“ erfolgreich voran: Ca. 630 ha Moorfläche werden wiedervernässt und revitalisiert. Nach etwa 20 Monaten Bearbeitungszeit sind wichtige Meilensteine erreicht.

Das KliMo Südheide Projekt (Klimaschutz durch Moorentwicklung) wird von der NLWKN-Betriebsstelle Süd am Standort Braunschweig verantwortet und in Kooperation mit dem Landkreis Gifhorn, dem Unterhaltungsverband Lachte sowie den Niedersächsischen Landesforsten durchgeführt. Die Finanzierung erfolgt aus der Förderrichtlinie „Klimaschutz durch Moorentwicklung“ und konnte auf ein Gesamtvolumen von 3,7 Mio. € aufgestockt werden. Die Moore der beiden Projektgebiete unterscheiden sich maßgeblich in ihrer Genese und Nutzungshistorie, weshalb in der Projektumsetzung unterschiedliche Strategien und Maßnahmen zur Renaturierung ergriffen wurden.


Projektgebiet „Großes Moor bei Gifhorn“

Das Große Moor bei Gifhorn ist das südöstlichste ombrogene Hochmoor im niedersächsischen Tiefland. In Folge jahrzehntelanger Trockenlegung und intensiver Abtorfung hat sich die Morphologie des ehemaligen Hochmoores grundlegend verändert: Zwischen den verbliebenen Torfrücken, welche die ursprüngliche Mächtigkeit der Torfauflagen im Gebiet noch erahnen lassen, befinden sich heute weitläufige, tiefliegende Ebenen, auf denen sich Moorheide als Ersatzgesellschaft eingestellt hat.

Die ersten Monate der Projektbearbeitung nahmen die Vorbereitungen der Planungsunterlagen in Abstimmung mit den Genehmigungsbehörden in Anspruch. Die dafür notwendige Flächenverfügbarkeit war durch ein langjähriges Flurbereinigungsverfahren bereits hergestellt, sodass im Spätsommer 2021 mit der baulichen Umsetzung begonnen werden konnte.

Trotz teilweise widriger Witterungsbedingungen und Verzögerungen aufgrund der Corona-Pandemie schritten die Bauvorhaben erwartungsgemäß voran:

Insgesamt wurden

  • 2.600 m Torfverwallungen neu errichtet,
  • weitere 1.700 m bereits bestehender Torfdämme ertüchtigt,
  • mehrere Stauwehre im zentral verlaufenden Entwässerungskanal, dem Moorkanal, gerammt,
  • ein Abfanggraben zur Sicherung der umgebenden Privatgrundstücke und Wirtschaftsflächen gebaut.


Die kürzlich gerammten Stauwehre im Moorkanal dienen dem regulierten Wasserrückhalt im Großen Moor.   Bildrechte: Ines Bruchmann
Die kürzlich gerammten Stauwehre im Moorkanal dienen dem regulierten Wasserrückhalt im Großen Moor.

Die höheren Außen- und etwas niedrigeren Zwischenverwallungen haben die Funktion, das Wasser auf kleineren „Polderflächen“ zu halten, so dass die ausgetrockneten Moorböden trotz unterschiedlicher Geländehöhen bei natürlichem Gefälle gleichmäßig vernässt werden. Durch die Stauwehre wird das aus dem Moor abfließende Wasser zurückgehalten und auf den eingerichteten Polderflächen verteilt. Eventuell auftretende Hochwasserspitzen werden vom Abfanggraben aufgenommen und aus dem Gebiet abgeführt.

Im Spätsommer 2022 wird die Bauumsetzung mit dem Bau von weiteren 1.500 m Torfverwallungen abgeschlossen.


Projektgebiet „Jafelbach“

Die im Naturschutzgebiet gelegenen Moore Kucksmoor, Jafelmoor und Brandjenmoor sind grundwassergespeiste Niedermoore. Die Moorkörper liegen im Quellbereich der Jafel und ihrer Nebengewässer und erfüllen hier - neben der Funktion als CO2-Speicher und als Lebensstätte vielfältiger Pflanzen- und Tierarten – eine wichtige Regulierungsfunktion für den Wasserhaushalt der umgebenden Landschaft. Während der regenreichen Jahreszeit saugen sich die intakten Moore wie Schwämme voll, so dass die kleinen Heidebäche selbst in den niederschlagsarmen Sommermonaten mit Wasser gespeist werden können. Die natürliche Hydrologie des Gebietes wurde durch anthropogene Eingriffe jedoch so stark verändert, dass die Moore heute langhährig entwässert und somit in ihrer Ökosystemfunktion als Kohlenstoff- und Wasserspeicher beeinträchtigt sind.

Behördlich genehmigte Planunterlagen zur Renaturierung lagen zu Projektbeginn 2020 bereits zwar vor, jedoch musste die Flächenverfügbarkeit in verschiedenen Gebietsbereichen vor der Bauausführung noch hergestellt werden. Insgesamt konnten 38 Flurstücke (ca. 70 ha) durch Kauf, Flächentausch oder in wenigen Ausnahmefällen durch Gestattungsverträge für den Moorschutz gesichert werden.

Bahnstreckensperrung am Jafelbach: Mittels Schwerlastenkran wurden tonnenschwere Betonbauteile für einen Durchlass unterhalb der Bahntrasse eingesetzt.   Bildrechte: Ines Bruchmann
Bahnstreckensperrung am Jafelbach: Mittels Schwerlastenkran wurden tonnenschwere Betonbauteile für einen Durchlass unterhalb der Bahntrasse eingesetzt.
Die durchweichten Böden des Jafelmoores waren für die schweren Baumaschinen zur Verfüllung der Gräben nur über Knüppeldämme erreichbar.   Bildrechte: Susanne Herrmann
Die durchweichten Böden des Jafelmoores waren für die schweren Baumaschinen zur Verfüllung der Gräben nur über Knüppeldämme erreichbar.

In mehreren Bauphasen wurden sukzessive die Voraussetzungen für den Rückhalt des Wassers in den Moorkörpern geschaffen:

  • Entwässerungsgräben auf einer Länge von fast 6 km wurden verschlossen.
  • Durch den Neubau von insgesamt zehn lagegerechten Querungsbauwerken (Großdurchlässe, Sickerdurchlässe oder Furten) wurden die Gewässersohlen von Jafel- und Kucksmoorbach wieder angehoben.
  • Bäche wurden streckenweise in ihre ursprünglichen Gerinneverläufe zurückverlagert.
  • Forstliche Bestands- oder Rettungswege wurden entweder an die zukünftig höheren Gebietswasserstände im Gebiet angepasst oder, wenn möglich, vollständig zurückgebaut.

Im Spätsommer 2022 werden verbleibende Baumaßnahmen abgeschlossen.

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