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Retentionsraum für das Leda-Jümme-Gebiet: In Barßelermoor wird der Soestedeich zurückverlegt

Bis 2023 wird auf einer Länge von zwei Kilometern die Hochwassersicherheit des Schutzdeichs verbessert


Der aktuelle Baufortschritt im Frühjahr 2022 aus der Luft (Bild: NLWKN).   Bildrechte: NLWKN
Der aktuelle Baufortschritt im Frühjahr 2022 aus der Luft (Bild: NLWKN).

Von Thomas Schoneboom, Klaus Gessler und Jürn Olchers

Bereits seit Mitte 2021 laufen die Bagger, Raupenfahrzeuge und LKW am linken Soestedeich in Barßelermoor in der Gemeinde Barßel. Im Rahmen einer Küstenschutzmaßnahme wird der hier verlaufende Schutzdeich (vgl. Infokasten rechts) derzeit auf einer Länge von zwei Kilometern unter Federführung des NLWKN verstärkt und erhöht, in Teilbereichen aber auch zurückverlegt. Vorausgegangen war dem ambitionierten Vorhaben ein langjähriger Planungsprozess, bei dem die Verantwortlichen des Leda-Jümme-Verbandes durch den Erwerb der erforderlichen Flächen den Grundstein für die nun stattfindende Rückdeichung legten.

Ziel des Projektes ist es, die Hochwassersicherheit durch eine Anpassung der Deichhöhen deutlich zu erhöhen. Neben der Beseitigung der vorhandenen Defizite in den Deichprofilen geht es zudem darum, einen sogenannten Deichverteidigungsweg anzulegen. Dieser erlaubt es, Deichunterhaltungsarbeiten fachgerecht auszuführen und im Hochwasserfall Einsatzorte für die Deichverteidigung schnellstmöglich erreichbar zu machen. Im Rahmen der Arbeiten wird das größtmögliche mit dem Vorhaben realisierbare Rückhaltevolumen für das Gewässer geschaffen. Alle Maßnahmen zusammen führen zu einer deutlich verbesserten Hochwassersicherheit.

Für die Schaffung von Rückhaltevolumen wurde bereits 2021 ein neuer Deich hergestellt, der bis zu 180 Meter landseitig des alten Deiches verläuft. Die Höhe der Deichkrone beträgt hier zukünftig +3,60 m NHN. Der bislang dicht am Gewässer verlaufende alte Deich wird in diesem Jahr bis auf die umliegenden Geländehöhen abgetragen. Das dadurch gewonnene Bodenmaterial kann für die Deicherhöhung und -verstärkung in den anderen Teilabschnitten eingesetzt werden und ermöglicht so eine möglichst nachhaltige Umsetzung des Projekts. Insgesamt entsteht auf diese Weise eine Vorlandfläche von rund 7,3 Hektar. Diese Fläche wird zukünftig tagtäglich dem Tidegeschehen ausgesetzt sein. Hierdurch ergibt sich ein zusätzliches Rückhaltevolumen für das Leda-Jümme-Gebiet von etwa 106.000 Kubikmeter.

Im Rahmen des Projektes entstehen zudem wertvolle Lebensräume für die Natur, deren Entwicklung durch die Anlage von Altarmstrukturen gefördert wird. Der erforderliche Ausgleich für derartige wasserwirtschaftliche Eingriffe in Natur und Landschaft konnte hierdurch innerhalb des Maßnahmengebietes selbst erfolgen. Wie sich das Gebiet hier entwickeln wird, kann auf der gegenüberliegenden Seite des Gewässers bereits erahnt werden. Hier wurde eine Rückdeichung kleineren Umfangs bereits 2010 erfolgreich abgeschlossen.

Übersichtskarte: Die Deichrückverlegung am linken Soestedeich wird in Barßelermoor in der Gemeinde Barßel durchgeführt   Bildrechte: NLWKN/LGLN
Übersichtskarte: Die Deichrückverlegung am linken Soestedeich wird in Barßelermoor in der Gemeinde Barßel durchgeführt.
Lageplan: Der Verlauf der Deicherhöhung und der Deichrückverlegung auf dem Lageplan: Der betroffene Deichabschnitt reicht von der Mühlenwegbrücke bei Deich-km 1+610 bis zum Schöpfwerk „Loher Westmark“ bei Station 3+620.   Bildrechte: NLWKN/LGLN
Lageplan: Der Verlauf der Deicherhöhung und der Deichrückverlegung auf dem Lageplan: Der betroffene Deichabschnitt reicht von der Mühlenwegbrücke bei Deich-km 1+610 bis zum Schöpfwerk „Loher Westmark“ bei Station 3+620.

Mit der Erhöhung des Soestedeichs und der Schaffung von Rückhaltevolumen sowie dem Hochwasserschutzplan Leda-Jümme (vergleiche Hintergrundinformationen) verbunden ist das im Generalplan Schutzdeiche (vergleiche Hintergrundinformationen) formulierte Ziel, flußgebiets- bzw. gewässerspezifische Planungen aus Schutzdeichen, Poldern und Retentionsflächen zu erstellen. Durch die Optimierung des zwei Kilometer langen Deichabschnitts sind die notwendigen Maßnahmen jedoch noch nicht abgeschlossen: In den kommenden Jahren werden an der Soeste und im Leda-Jümme-Gebiet weitere Vorhaben folgen müssen, um die Hochwassersicherheit weiter zu verbessern. Einige davon befinden sich bereits in Planung.

Insgesamt wird der Leda-Jümme-Verband im Rahmen des Projekts bis 2023 rund 3,2 Millionen Euro in den Hochwasserschutz investieren. Als Teil des Schutzdeichsystems werden die Investitionen dabei zu 100 Prozent aus der „Gemeinschaftsaufgabe zur Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes" (GA) gefördert. 70 Prozent der Kosten trägt der Bund, 30 Prozent das Land Niedersachsen.

Regelprofil: Im sogenannten Regelprofil, einer schematischen Darstellung der Deichrückverlegung, werden die Änderungen gegenüber dem bestehenden Deichprofil sichtbar.   Bildrechte: NLWKN
Regelprofil: Im sogenannten Regelprofil, einer schematischen Darstellung der Deichrückverlegung, werden die Änderungen gegenüber dem bestehenden Deichprofil sichtbar.

Schutzdeiche

Deiche oberhalb eines Sperrwerks in Tidegewässern werden in Niedersachsen als Schutzdeiche bezeichnet. Sie sind als Schutz eines Gebietes vor Überflutungen erforderlich, weil das Oberwasser bei Schließung des Sperrwerks nicht abfließen kann.

Hochwasserschutzplan Leda-Jümme

Der Hochwasserschutzplan Leda-Jümme beschreibt für das mehr als 2.000 Quadratkilometer große Einzugsgebiet von Leda und Jümme konkrete Projekte zur Verbesserung des Hochwasserschutzes. Für den Schutz der mehr als 275.000 in dem Gebiet lebenden Menschen werden der Bau von Poldern, die Schaffung von Rückhalteflächen, die optimierte Steuerung von vorhandenen Hochwasserschutzanlagen und Deicherhöhungen benannt.

Generalplan Schutzdeiche

Der Generalplan Schutzdeiche wurde im Jahr 2020 veröffentlicht und gibt erstmals einen vollständigen Überblick über die Situation der Schutzdeiche in Niedersachsen und Bremen. Der Plan erläutert die Schutzstrategie und die Ziele des Küstenschutzes für diese Bereiche. Es werden die erforderlichen Baumaßnahmen auf Grundlage einer Bestandserhebung dargestellt. Von insgesamt 598 km Schutzdeiche befinden sich alleine im Leda-Jümme-Gebiet 263 km. Hiervon sind in den kommenden Jahren Deiche auf einer Länge von knapp 179 km zu erhöhen und zu verstärken. Ferner ist vorgesehen, Bemessungswasserstände durch geeignete flussgebiets- und gewässerspezifische Planungen und Maßnahmen – etwa im Rahmen des Baus von Poldern und von Deichrückverlegungen – auf ein unschädliches Niveau zu reduzieren.

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