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Die Elbe frisst sich in den Deich

Eine Vereinbarung von Bund, Land und Deichverbänden über die Unterhaltung und Instandsetzung der Sicherungs- und Schutzbauwerke an der Tideelbe bringt Erfolg


Vorne alt, hinten neu: Im Bau befindliches Schüttsteindeckwerk neben vorhandenem Elbedeckwerk in Hoopte 2014 (Foto: NLWKN).   Bildrechte: NLWKN
Vorne alt, hinten neu: Im Bau befindliches Schüttsteindeckwerk neben vorhandenem Elbedeckwerk in Hoopte 2014 (Foto: NLWKN).

Von Reinhard Martin und Vanessa Weede

Es schützt den Deichfuß vor den Kräften des Wassers und braucht gerade deshalb selbst Pflege und Schutz: Über 6,5 Kilometer Deckwerke galt es entlang der Elbe in den vergangenen Jahren auf insgesamt 26 Kilometern Deichstrecke instand zu setzen. Die Bewältigung der Mammutaufgabe ist auch ein Beispiel für eine gute Zusammenarbeit der verschiedenen Institutionen der Wasserwirtschaft: Während sich an anderer Stelle gern über Zuständigkeiten oder Kompetenzen gestritten wird, haben sich die WSV, das Land Niedersachsen und die örtlich zuständigen Deichverbände zusammengetan und eine Vereinbarung über die Unterhaltung und Instandsetzung der Schüttsteindeckwerke an der Tideelbe getroffen. Der Erfolg gibt Ihnen recht: Das Großprojekt wird innerhalb des vorgegebenen Zeitrahmens fertig.

Bereits 2009 konnte eine entsprechende Vereinbarung über die Unterhaltung der Sicherungs- und Schutzbauwerke bzw. des unbefestigten Vorlandes im Bereich des linken Elbedeiches im Abschnitt oberhalb von Hamburg bis zur Staustufe Geesthacht/Rönne geschlossen werden. Vertragspartner waren die Bundesrepublik Deutschland, das Land Niedersachsen, der Harburger Deichverband, der Deich- und Wasserverband Vogtei Neuland und der Artlenburger Deichverband. Hintergrund dieser Vereinbarung sind die Schäden, die regelmäßig durch die Schifffahrt auf der Elbe verursacht werden. Denn oberhalb von Hamburg ist der Flussschlauch der Elbe so schmal, dass die Wellen und der Sog der Schifffahrt unmittelbar auf das Ufer und damit auf den Deichfuß wirken. Hinzu kommen die Auswirkungen der Elbvertiefung, die die Dynamik von Ebbe und Flut merklich beeinflusst hat.

In den letzten 20 Jahren kam es so an den scharliegenden Deichabschnitten des Hauptdeiches zu überproportional vielen Schäden im Schüttsteindeckwerk. Auf einer Gesamtlänge von rund 6,5 Kilometern wurde deshalb die Erneuerung der Schüttsteinböschungen vereinbart, was aus gutachterlicher Sicht als wirtschaftlich günstigste Variante ermittelt wurde. Eine Sanierung der bestehenden Böschungsflächen war bei den massiven Schäden und teilweise freigelegten Fußsicherungen nicht möglich.

Das Projekt erweist sich als gutes Beispiel dafür, wie effektiv die unterschiedlichen Institutionen der Wasserwirtschaft zusammen funktionieren können: Unter Federführung des WSA Lauenburg konnte über den jeweiligen Deichverband die NLWKN Betriebsstelle Lüneburg für die Planung und Bauleitung des Großprojektes gewonnen und beauftragt werden. Als rechtlicher Rahmen wurde für definierte Streckenbereiche zunächst eine Vorprüfung des Einzelfalls nach §3 NUVPG (3200 m Elbeufer) beantragt. Diese Verfahrensart kam für die Abschnitte in Frage, wo nur unerhebliche Änderungen des Deckwerkes durchgeführt werden mussten und sorgte dafür, dass mit der Umsetzung schnell begonnen werden konnte. Für die restliche Baustrecke – rund 3300 Meter Elbeufer – wurde ein Planfeststellungsverfahren beim NLWKN in seiner Rolle als zuständige Genehmigungsbehörde beantragt und innerhalb eines Jahres mit einem Beschluss abgeschlossen.

Bestandsaufnahme 2008: Das Deckwerk am Fluss war wie hier am linksseitigen Elbeufer im Abschnitt des Harburger Deichverbands vielerorts stark beschädigt (Foto R. Martin).   Bildrechte: R. Martin
Bestandsaufnahme 2008: Das Deckwerk am Fluss war wie hier am linksseitigen Elbeufer im Abschnitt des Harburger Deichverbands vielerorts stark beschädigt (Foto R. Martin).
Ein Blick auf den Neubau des Elbedeckwerks in Hoopte im Jahr 2014. Gut zu erkennen: die unterschiedlichen Schichten des verwendeten Materials (Foto: NLWKN).   Bildrechte: NLWKN
Ein Blick auf den Neubau des Elbedeckwerks in Hoopte im Jahr 2014. Gut zu erkennen: die unterschiedlichen Schichten des verwendeten Materials (Foto: NLWKN).

15 Jahre Bauzeit & zehn Abschnitte

Für die in zehn Abschnitte unterteilte Deckwerksstrecke war eine Bauzeit von 15 Jahren vorgesehen. Das Projekt sollte 2023 abgeschlossen werden – eine Zeitvorgabe, die nach derzeitigem Sachstand eingehalten werden kann. Ein Großteil der Strecke konnte bereits entsprechend instandgesetzt und nach den aktuellen Regeln der Technik hergestellt werden.

Die Fußsicherung des Schüttsteindeckwerkes erfolgt dabei durch den Einbau von knapp fünf Meter langen Stahlspundwänden. Unter der obersten Schicht aus Eisensilikat-Schüttsteinen wird dann ein zweistufiger Bodenfilter aus gebrochenen Sand- und Kiesmaterialien eingebaut, damit ein Auswaschen der darunter liegenden Bodenschichten verhindert wird. Gleichzeitig bleibt die Möglichkeit erhalten, dass das Grundwasser durch die Filterschichten mit der Elbe korrespondiert.

Beim Pflanzen von Setzlingen des Schierlings-Wasserfenchels legten im Jahr 2018 auch Mitarbeitende der Betriebsstelle Lüneburg des NLWKN Hand an (Foto: NLWKN).   Bildrechte: NLWKN
Beim Pflanzen von Setzlingen des Schierlings-Wasserfenchels legten im Jahr 2018 auch Mitarbeitende der Betriebsstelle Lüneburg des NLWKN Hand an (Foto: NLWKN).
Profiteur der Maßnahme: Ein aufgezogener Setzling des seltenen Schierlings-Wasserfenchels (Foto: NLWKN).   Bildrechte: NLWKN
Profiteur der Maßnahme: Ein aufgezogener Setzling des seltenen Schierlings-Wasserfenchels (Foto: NLWKN).

Schutz für weltweit einzigartige Pflanzenart

Eine weitere Besonderheit dieses Großprojektes war die naturschutzfachliche Betrachtung des Planungsraumes: Denn neben der Schutzfunktion der Flussufer und des Deichfußes selbst erfüllen die Schüttsteindeckwerke einen zusätzlichen naturschutzfachlichen Zweck. Sie sind ebenfalls bevorzugter Lebensraum der vom Aussterben bedrohten Pflanzenart „Schierlings-Wasserfenchel“. Um dieser weltweit einzigartigen und ausschließlich in der Tideelbe vorkommenden Art während der Bauzeit der Deckwerke einen Lebensraum zu bieten, wurde die Anlage von drei Prielen im Deichvorland als Kohärenzmaßnahme vorgesehen. So konnte für die Pionierart „Schierlings-Wasserfenchel“ zusätzlicher Lebensraum in der Kulturlandschaft geschaffen und durch gezieltes Anpflanzen ihre Ansiedlung unterstützt werden. Ziel ist es, dass die bedrohte Pflanzenart sich von dort aus im gesamten tidebeeinflussten Elbegebiet wieder auszubereiten kann.

Für die Gesamtmaßnahme wurde eine Kostensumme von 22,4 Millionen Euro veranschlagt.

Artikel-Informationen

Ansprechpartner/in:
Frau Vanessa Weede

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