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40 Jahre Niedersächsisches Pflanzenarten-Erfassungsprogramm

Seit 1983 beteiligen sich über 1.500 ehrenamtlich Mitarbeitende an der landesweiten floristischen Kartierung.


Von Leonard Schmalhaus, Rahel Faber, Barbara Draesner und Thomas Täuber


Mit dem Jahr 2023 können wir auf das 40-jährige Bestehen des Niedersächsischen Pflanzenarten-Erfassungsprogramms zurückblicken. Dieses Programm hat maßgeblich unseren Kenntnisstand über die Flora Niedersachsens und Bremens verbessert, weil es von Beginn an auf eine enge Zusammenarbeit zwischen den ehrenamtlich Kartierenden und der niedersächsischen Naturschutzverwaltung gesetzt hat – was mittlerweile häufig mit dem Begriff „Citizen Science“ umschrieben wird. Seit 1983 trugen über 1.500 ehrenamtlich Kartierende zum Datenbestand bei. Diese Informationen zu Vorkommen, Verbreitung und Häufigkeit von Pflanzenarten bilden die Grundlage für eine fundierte Naturschutzarbeit und den Erhalt der einheimischen Flora. Die Koordination der Arten-Erfassungsprogramme ist eine Daueraufgabe, die sich in den gesetzlichen Vorgaben wiederfindet, die stetig weiterentwickelt werden muss und die federführend durch den NLWKN koordiniert wird.

Wiesen-Küchenschelle (Pulsatilla pratensis), ein stark gefährdeter Frühjahrsbote.   Bildrechte: Jakob Fahr
Wiesen-Küchenschelle (Pulsatilla pratensis), ein stark gefährdeter Frühjahrsbote
Die Gewöhnliche Schuppenwurz (Lathraea squamaria) schmarotzt als Parasit an Gehölzpflanzen.   Bildrechte: Jakob Fahr
Die Gewöhnliche Schuppenwurz (Lathraea squamaria) schmarotzt als Parasit an Gehölzpflanzen.

„Arten brauchen Daten, denn nur was wir kennen, kann geschützt werden“. Dieser Slogan fasst die wichtige Arbeit der ehrenamtlichen Kartierenden im Artenschutz zusammen. Mit dem Beginn des niedersächsischen Pflanzenarten-Erfassungsprogramms vor 40 Jahren wurden erstmals landesweit Daten zu Pflanzenarten nach standardisierter Methodik erhoben, zentral gebündelt und für die Naturschutzverwaltung nutzbar gemacht. Diese Daten liefern die Grundlage für einen fundierten Artenschutz und dienen der Information von Politik und Öffentlichkeit über den Zustand von Flora und Vegetation.

Die floristische Kartierung kann in Niedersachsen auf eine lange Tradition zurückblicken. Mit dem Aufruf zu einer landesweiten floristischen Kartierung im Jahre 1983 von Haeupler & Garve fiel der Startschuss für das Pflanzenarten-Erfassungsprogramm mit dem Ziel einer systematischen Erhebung von Pflanzendaten. Innerhalb der Zeitspanne von 40 Jahren wurden von über 1.500 Personen über 2,5 Mio. Daten zu Farn- und Blütenpflanzen in Niedersachsen und Bremen ehrenamtlich erhoben. Diese Daten fließen auch in die floristische Kartierung auf Bundesebene ein und bilden dort die Grundlage für bundesweite Verbreitungskarten (FloraWeb). Auch die Fortschreibung der Roten Listen Niedersachsens basieren im Wesentlichen auf den Daten der Erfassungsprogramme. Der Hauptfokus des Pflanzenarten-Erfassungsprogramms liegt auf der Kartierung von Farn- und Blütenpflanzen, aber auch Armleuchteralgen, Moose, Flechten und Großpilze sind fester Bestandteil.

Kartiertreffen: Erfassung gefährdeter Arten und persönlicher Austausch der ehrenamtlich Kartierenden   Bildrechte: Thomas Täuber
Kartiertreffen: Erfassung gefährdeter Arten und persönlicher Austausch der ehrenamtlich Kartierenden

Neben der Erhebung von Daten sind aber auch der Wissens- und Erfahrungsaustausch, das Anwerben neuer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie die Vertiefung von Artenkenntnissen zentrale Ziele. Hierfür wurden von Beginn an programmbegleitende Fachveranstaltungen in Form von Tagungen, wie dem jährlichen Botanikertreffen, und Geländeexkursionen organisiert. Über 100 dieser Veranstaltungen wurden bereits von der Fachbehörde für Naturschutz durchgeführt.

Zum 40. Jubiläum des Niedersächsischen Pflanzenarten-Erfassungsprogramms bot das Botanikertreffen in Hannover im März 2023 ein abwechslungsreiches Programm. Es begann mit einem Grußwort aus dem Niedersächsischen Ministerium für Umwelt, Energie und Klimaschutz, gefolgt von einem Rückblick auf 40 Jahre floristische Kartiertätigkeit in Niedersachsen, den Perspektiven und der Relevanz ehrenamtlicher Artenerfassung sowie dem Stand der bundesweiten Kartierung. Weitere Beiträge beleuchteten die Herausforderungen und Erfolge zum Schutz einer hochgradig gefährdeten Pflanzenart, dem Kriechenden Sellerie, sowie die Rahmenbedingungen, unter denen die bunte, aber bedrohte Ackerwildkrautflora im Raum Göttingen erfolgreich erhalten und gefördert wird. Das LIFE-Projekt zur Renaturierung der Hannoverschen Moorgeest wurde ebenso vorgestellt wie die besondere Moosflora in Dünentälern auf Borkum.

Wer kann am Pflanzenarten-Erfassungsprogramm mitarbeiten?

Die Erfassungsprogramme stehen allen Interessierten offen und richten sich insbesondere an diejenigen, die bereits fundierte Artenkenntnisse mitbringen. Für die Qualitätssicherung der Datenbank ist es sehr wichtig, dass die Bestimmung der Arten verlässlich ist und dass belastbare Angaben zum floristischen Status gemacht werden. Hierbei ist nicht nur die Meldung spektakulärer Funde wichtig, sondern gerade auch das Melden von Vorkommen noch mäßig häufiger Arten oder auch deren Verschwinden. Nur so können Rückgänge frühzeitig erkannt und ggf. Maßnahmen ergriffen werden.

Die fachliche und technische Betreuung der Kartierenden erfolgt durch die zuständigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des NLWKN. Seit dem Jahr 2014 wird auf die digitale Übermittlung der Meldungen von Pflanzenarten gesetzt. NIWAP, das Niedersächsische Webbasierte Artenerfassungs-Portal, erleichtert die direkte Übermittlung von Geländebeobachtungen an den NLWKN. Eine verstärkte Kartierung von Farn- und Blütenpflanzen durch Ehrenamtliche ist insbesondere für die gestartete Aktualisierung der Roten Liste sehr erwünscht.

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