NLWKN Niedersachsen klar Logo

Scheibchenweise Geschichte vom Grund des Meeres

Wissenschaftler der Forschungsstelle Küste bohren sich durch meterweise Meeresboden // Blick zurück mit Erkenntniswert für die Zukunft


Gebannt beobachtet Francesco Mascioli die gesammelten Messergebnisse. Die Untersuchung der im Watt „versunkenen“ Landschaften ist von sehr hohem und aktuellem wissenschaftlichem Interesse (Bild: Lippe/NLWKN).   Bildrechte: Lippe/NLWKN
Gebannt beobachtet Francesco Mascioli die gesammelten Messergebnisse. Die Untersuchung der im Watt „versunkenen“ Landschaften ist von sehr hohem und aktuellem wissenschaftlichem Interesse (Bild: Lippe/NLWKN).

Von Dr. Francesco Mascioli und Carsten Lippe

Bohren, sägen, untersuchen: Sechs Meter lange Bohrkerne, randvoll mit Material vom Grund des Wattenmeeres stehen im Rahmen der sogenannten Sublitoralkartierung im Fokus eines Teams von Wissenschaftlern der Forschungsstelle Küste in Norden. Die Forschungseinrichtung des NLWKN erhofft sich von den Untersuchungen Erkenntnisse über die physikalische Beschaffenheit des Meeresbodenuntergrunds – und ein genaueres Bild von der Landschaftsentwicklung im Nordseeraum. Dabei stoßen sie auch auf Bodenschichten aus der letzten Eiszeit.

Die Reise der rund sechs Meter langen Kunststoffbehälter, die im Zentrum der Untersuchungen des Geologen Dr. Francesco Mascioli und seinem Team stehen, beginnt an Bord des NLWKN-Forschungsschiffs MS Burchana. Die mit seiner Hilfe im Wattenmeer vor Norderney und Wangerooge entnommenen Bohrkerne enthalten Proben aus Bodenschichten, die seit der Eiszeit nach und nach überflutet und mit Torf und Meeressediment bedeckt wurden. Diese Schutzschicht hat bewirkt, dass „Bodenarchive“ der Umweltentwicklung, der Meeresspiegel- und Klimaänderungen sowie der hierdurch ausgelösten Anpassungsstrategien des Menschen erhalten geblieben sind, die viele tausende Jahre zurückreichen.

Im Rahmen der Untersuchung der Proben schiebt eine motorisierte Vorrichtung einen Bohrkern Zentimeter für Zentimeter durch eine hochmoderne Messapparatur. Bei dem Gerät handelt es sich um einen Multi-Sensor Core Logger, der die Messung mehrerer Sedimentparameter gleichzeitig ermöglicht: Dichte, Schallgeschwindigkeit – aber auch, wie die verschiedenen Sedimenttypen zum Beispiel in einem magnetischen Feld reagieren.

Mit Hilfe eines Vibrationsbohrers wurden die Bohrkerne im Juni im Wangerooger und Norderneyer Watt gezogen. Passend: Das NLWKN-Forschungsschiff Burchana trägt selbst den Namen einer historischen Großinsel (Bild: Peter Becker).   Bildrechte: Peter Becker
Mit Hilfe eines Vibrationsbohrers wurden die Bohrkerne im Wangerooger und Norderneyer Watt gezogen. Passend: Das NLWKN-Forschungsschiff Burchana trägt selbst den Namen einer historischen Großinsel (Bild: Peter Becker).
Die Daten des Multi-Sensor Core Logger geben punktuelle Auskunft über die Beschaffenheit des Meeresbodenuntergrundes bis zu einer Tiefe von sechs Metern (Bild: Lippe/NLWKN).   Bildrechte: Lippe/NLWKN
Die Daten des Multi-Sensor Core Logger geben punktuelle Auskunft über die Beschaffenheit des Meeresbodenuntergrundes bis zu einer Tiefe von sechs Metern (Bild: Lippe/NLWKN).

Nach der Untersuchung mit den Messgeräten wird das längliche Kunststoffgehäuse der Bodenprobe für weitere Untersuchungen aufgeschnitten. Torf, alte Sedimente oder gar Steine aus der letzten Eiszeit? Jede Probe, jeder Zentimeter Wattboden hält andere Überraschungen bereit und wird von den Wissenschaftlern mittels einer hochauflösenden Kamera gescannt und für weitere Untersuchungen in kleine Probenbehälter verfüllt.

Die gewonnenen Informationen über die physikalischen Parameter der verschiedenen entnommenen Bodentypen sind für das Küsteningenieurwesen von großer Bedeutung: Die Ergebnisse dienen als Basis für ein Vorhersagemodell morphologischer Veränderungen des Wattenmeeres. Sie werden zudem als wissenschaftliche Grundlage für ein ökologisches und nachhaltiges Sedimentmanagement genutzt. Die gewonnenen Forschungsergebnisse können zum Verständnis und zur Bewältigung von natürlichen, aber auch vom Menschen verursachten Umfeldveränderungen beitragen, die sich unmittelbar auf die Meere und Küsten auswirken.


An Deck der Burchana wird das Bohrgerät für die Bohrung vorbereitet (Bild: Mascioli/NLWKN).   Bildrechte: Mascioli/NLWKN
An Deck der Burchana wird das Bohrgerät für die Bohrung vorbereitet (Bild: Mascioli/NLWKN).
Hier sind starke Nasen gefordert: Dr. Francesco Mascioli und Ciaran Vass besprechen die spezifischen Eigenschaften des gerade aufgeschnittenen Bohrkerns (Bild: Lippe/NLWKN).   Bildrechte: Lippe/NLWKN
Hier sind starke Nasen gefordert: Dr. Francesco Mascioli und Ciaran Vass besprechen die spezifischen Eigenschaften des gerade aufgeschnittenen Bohrkerns (Bild: Lippe/NLWKN).
Bildrechte: NLWKN

Artikel-Informationen

erstellt am:
18.07.2024

Ansprechpartner/in:
NLWKN Pressestelle

Nds. Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz
Göttinger Chaussee 76a / Am Sportplatz 23
30453 Hannover / 26506 Norden
Tel: +49 (0)511 3034-3322 sowie +49 (0)4931/ 947 -173 und +49 (0)4931/ 947 -181
Fax: +49 (0)4931/947 - 222

zum Seitenanfang
zur mobilen Ansicht wechseln