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Ein Schiff im Einsatz für Meeresschutz und Wissenschaft

Der NLWKN und seine Partner bekommen einen Neubau, der vielseitig einsetzbar ist. Zum Beispiel bei Schadstoffunfällen.


„Nicht irgendein Schiff“: In Tangermünde an der Elbe wurde Anfang Juni mit der feierlichen Kiellegung der Baustart für das neue Mehrzweckschiff mit der Projekt-Nummer NB 215 eingeleitet (Bild: Holger Dirks/NLWKN).   Bildrechte: Holger Dirks/NLWKN
„Nicht irgendein Schiff“: In Tangermünde an der Elbe wurde Anfang Juni 2023 mit der feierlichen Kiellegung der Baustart für das neue Mehrzweckschiff mit der Projekt-Nummer NB 215 eingeleitet (Bild: Holger Dirks/NLWKN).

Von Dirk Oberliesen und Holger Dirks

Norden/Cuxhaven/Tangermünde. Es soll den Einsatz gegen Schadstoffaustritte im Meer künftig noch effektiver gestalten und obendrein wertvolle Daten für den Küsten- und Gewässerschutz sammeln: Mit einem gemeinsam finanzierten neuen Mehrzweckschiff forcieren die Länder-Partnergemeinschaft zur Bekämpfung von Meeresverschmutzungen und der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) ihre Anstrengungen im Küstenraum. Der vielseitige Schiffsneubau wurde im vergangenen Jahr bei der SET Schiffbau- und Entwicklungsgesellschaft in Tangermünde (Sachsen-Anhalt) feierlich kielgelegt.

NB 215 hinter dieser nüchternen Projekt-Nummer verbirgt sich ein hochseetüchtiges Schiff, das in der Lage ist künftige Umweltkatastrophen abzumildern. Gemeint sind die verheerenden Folgen von Schadstoffunfällen auf See mit hunderten und tausenden verölten Seevögeln, Fischen, Robben, Schweinswalen und anderen Meerestieren sowie der Schädigung von wertvollen und sensiblen Bereichen – etwa Gewässer, Ufer, Strände oder Salzwiesen im Weltkulturerbe niedersächsisches Wattenmeer. Denn der über 40 Meter lange und rund 9,5 Meter breite Neubau soll die Flotte an Spezialschiffen zur Schadstoffunfallbekämpfung an der deutschen Küste verstärken. Gerät ein Schiff in Havarie und verliert dabei Schadstoffe, wird der Flotten-Neuzugang künftig mithelfen, diese aufzunehmen und damit die Folgen des Unfalls für die Umwelt zu reduzieren.

Operationsgebiet deutsche Küste

Im Rahmen des Projekts investieren Niedersachsen und die übrigen Küstenländer insgesamt rund 20 Millionen Euro. Ein Teil der wissenschaftlichen Ausrüstung des Neubaus wird dabei aus dem Europäischen Landwirtschaftsfond für die Entwicklung des ländlichen Raums der Übergangs- und Küstengewässer zur Wiederherstellung eines guten ökologischen Zustands mit rund einer Million Euro finanziert. Das Havariekommando in Cuxhaven nimmt in diesem gemeinsamen Projekt dabei die Aufgaben der Küstenländer wahr. Die Ausschreibungen der Planungsleistungen (Zuschlag: TECHNOLOG services GmbH, Hamburg) und des Schiffsneubaus hatten Havariekommando und NLWKN gemeinsam auf den Weg gebracht. Das neue Schiff wird in der Schadstoffunfallbekämpfung nicht nur im Zuständigkeitsbereich Niedersachsens, sondern bei Bedarf auch in bremischen, schleswig-holsteinischen, mecklenburg-vorpommerischen und hamburgischen Gewässern zum Einsatz kommen können, um Meere und Küsten sowie Tiere und Pflanzen effektiv zu schützen.

Um bei einer Havarie mit Schadstoffaustritt schnelle Hilfe leisten zu können, wird der Neubau unter anderem mit einem fest installiertem Ölauffangsystem ausgestattet: Auf jeder Schiffsseite befindet sich seitlich in der Außenhaut jeweils eine mit einem LAMOR-Bürstenskimmersystem ausgestattete Strömungskammer. Dieser werden über einen teleskopierbaren Auslegerarm mit Leitsperre die Schadstoffe zugeführt. Für aufgenommenes Öl sind an Bord insgesamt vier Ladetanks mit einer Auffangkapazität von zusammen rund 180 Kubikmetern vorgesehen.

„Datenkrake“ im Dienst des Küsten- und Meeresschutzes

Abseits seiner Rolle bei der Bekämpfung von Schadstoffunfällen wird das Mehrzweckschiff mit weiterem Spezialgerät ausgerüstet, denn: Der Neubau wird für den NLWKN auch wichtige Aufgaben in der hydrographischen Vermessung, der Gewässerüberwachung sowie bei Untersuchungen der Biologie und der Morphologie der Nordsee übernehmen. Ein effektiver Küsten- und Meeresschutz, wie ihn etwa die Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie zum Ziel hat und für die Anpassung an die Folgen des Klimawandels unverzichtbar ist, kann nur unter Rückgriff auf eine breite Datenbasis gelingen. Genau diese Daten wird das neue Schiff in Form von Vermessungsdaten, chemischen Wasserproben, biologischen Proben und Sedimentuntersuchungen künftig sammeln. Dafür wird das Mehrzweckschiff unter anderem mit einer Öffnung im Schiffsrumpf, dem sogenannten Moonpool, zum Aussetzen hochpräziser Messtechnik ausgestattet. Es gibt außerdem einen Deckskran für die verschiedenen wissenschaftlichen und schiffseitigen Aufgaben, eine Aussetzvorrichtung für die Fischereibeprobung, ein Nasslabor einschließlich einer Ferrybox für Gewässergütemessungen, ein Fächerecholot und ein Sedimentlot zur Gewässervermessung sowie ein hochgenaues Unterwasserpositionierungssystem für die Probennahmen am und im Meeresboden.

Der Neubau ist für den mehrtägigen Einsatz in den Übergangs- und Küstengewässern für eine Besatzung einschließlich dem wissenschaftlichen Personal ausgerichtet. Ein moderner diesel-elektrischer Antrieb mit Energiespeicher sorgt für einen möglichst umweltfreundlichen Einsatz im Arbeitsgebiet. Das dynamische Positionierungssystem des Schiffes unterstützt dabei die Schiffbesatzung bei ihren umfangreichen und anspruchsvollen Manövern auf See.

Bildrechte: EU

Hier investiert Europa in die ländlichen Gebiete mit der Maßnahme:

„Entwicklung der Übergangs- und Küstengewässer“

Mit dieser Maßnahme wird die Wiederherstellung eines guten ökologischen Zustands im Bereich von Übergangs- und Küstengewässern unterstützt.

NLWKN-Logo Bildrechte: NLWKN

Artikel-Informationen

erstellt am:
18.07.2024

Ansprechpartner/in:
NLWKN Pressestelle

Nds. Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz
Göttinger Chaussee 76a / Am Sportplatz 23
30453 Hannover / 26506 Norden
Tel: +49 (0)511 3034-3322 sowie +49 (0)4931/ 947 -173 und +49 (0)4931/ 947 -181
Fax: +49 (0)4931/947 - 222

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