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Standhafter Jubilar in neuem Gewand

Seit 50 Jahren schützt das Ilmenau-Sperrwerk vor Sturmfluten – durch eine umfassende Modernisierung wird es derzeit für die Zukunft fit gemacht


Luftbild mit Sperrwerk und Flussmündung   Bildrechte: NLWKN
Die Ilmenaumündung in Hoopte mit dem 1973 eingeweihten Sperrwerk vor Beginn der Modernisierung. Knapp 450 Sturmfluten wurden durch das Ilmenau-Sperrwerk bisher erfolgreich gekehrt.

Von Stefan Löhn, Vanessa Weede, Klaus Jänsch und Carsten Lippe

Es entstand als Reaktion auf die verheerendste Sturmflut der jüngeren Geschichte: Seit knapp 50 Jahren schützt das Ilmenau-Sperrwerk im Landkreis Harburg bereits über 3.000 Mal zuverlässig vor erhöhten Wasserständen. Damit die Ilmenau- und Luheniederungen und die Stadt Winsen (Luhe) auch künftig bestmöglich für Sturmfluten gewappnet sind, investiert Niedersachsen seit 2020 im Rahmen einer umfassenden Modernisierung in den standhaften Jubilar. 2023 konnten weitere wesentliche Bauschritte der vom NLWKN in Lüneburg orchestrierten Runderneuerung abgeschlossen werden.

Neue Tore, neue Steuerungstechnik und ein neues Betriebsgebäude: Um die Zukunftssicherheit des wichtigen wasserwirtschaftlichen Bauwerks zu gewährleisten, blieb in den zurückliegenden Bauabschnitten in Hoopte dabei nahezu kein Stein auf dem anderen. Mitte Oktober 2023 schließlich konnte mit dem Rückbau der Revisionsverschlüsse und der Wiedereröffnung der Schifffahrtsöffnung ein weiterer großer Bauabschnitt erfolgreich zu Ende geführt werden.

Im vergangenen August schwebten die elbseitigen Stemmtore per 700-Tonnen-Kran in Hoopte ein – in den kommenden Monaten soll die ilmenauseitige Stemmtorlinie folgen (Foto: Löhn/NLWKN).   Bildrechte: Löhn/NLWKN
Per 700-Tonnen-Kran schwebten die neuen Stemmtore - hier eines der elbseitigen Exemplare - in Hoopte ein (Foto: Löhn/NLWKN).
Dem Einbau der neuen Stemmtore gingen umfangreiche Anpassungsarbeiten am Massivbau voraus (Bild: Löhn/NLWKN).   Bildrechte: Löhn/NLWKN
Dem Einbau der neuen Stemmtore gingen umfangreiche Anpassungsarbeiten am Massivbau voraus (Bild: Löhn/NLWKN).

Rückblick: Flutkatastrophe erzeugt Rückenwind für den Küstenschutz

Der Klimawandel und der prognostizierte Meeresspiegelanstieg machen heute an der Ilmenau und anderswo in Niedersachsen zusätzliche Anstrengungen der Küstenschützer erforderlich – ganz wie zur Bauzeit des Sperrwerks in den späten 60er Jahren: Die verheerenden Bilder der schweren Sturmflut vom Februar 1962 vor Augen, erhielten damals Projekte und Ziele des Küstenschutzes erheblichen politischen Rückenwind – und nicht zuletzt eine bessere finanzielle Ausstattung. Es war aber auch eine gesteigerte Akzeptanz spürbar für entsprechende Vorhaben und die mit ihnen verbundenen notwendigen Eingriffe in Flächen, Landschaft und Ausblick.

In dieser Gemengelange war zwischen 1969 und 1973 das Ilmenau-Sperrwerk als Teil umfangreicher Schutzmaßnahmen entlang der Küste und der Unterelbe entstanden. Seine Aufgabe: Gelegen in der Hauptdeichlinie der Tideelbe sperrt die Anlage bis heute die Mündung der Bundeswasserstraße Ilmenau bei Bedarf ab und schützt so rund 100 Mal im Jahr vor Sturmfluten und erhöhten Wasserständen. Der höchste am Sperrwerk bisher gemessene Wasserstand wurde dabei bereits wenige Jahre nach Fertigstellung erreicht: Am 3. Januar 1976 lief das Wasser in Hoopte 1141 cm am Pegel und damit fast vier Meter höher als das Mittlere Tidehochwasser auf. Ähnlich hohe Wasserstände wurden 1981, 1994, 2013 und zuletzt im Februar 2022 gekehrt. Bei all diesen Sturmflutereignissen hat das Ilmenau-Sperrwerk die Menschen in Winsen, Handorf, Wittorf und vielen anderen Ortslagen zuverlässig geschützt.

Damit solche Ereignisse und Sturmfluten auch künftig ohne Folgen für die Anrainer der Ilmenau bleiben, investieren Niedersachsen und der Bund noch bis zum Abschluss der Arbeiten 2024 rund 12,5 Millionen Euro in die umfassende Modernisierung des standhaften, aber inzwischen technisch etwas in die Jahre gekommenen Jubilars in Hoopte.
Die Modernisierung des Sperrwerks in Hoopte ist ein Großprojekt - und das in jeder Hinsicht, wie ein Blick auf die Ausmaße der neu eingebauten Sperrwerkstore zeigt. Mit ihnen erhöht sich auch das Schutzniveau vor Sturmfluten.   Bildrechte: Löhn/NLWKN
Die Modernisierung des Sperrwerks ist ein Großprojekt , schon wie ein Blick auf die Ausmaße der Hubtore in den seitlichen Flutöffnungen zeigt - hier vor dem Abtransport nach Bremen, wo sie verstärkt und instandgesetzt wurden.

Zweiter Bauabschnitt auf der Zielgeraden

Der Startschuss für die umfangreichen Instandsetzungsarbeiten war bereits Mitte August 2020 gefallen: Während des ersten Bauabschnitts stand dabei zunächst vor allem der Bau eines neuen Betriebsgebäudes im Fokus. Im Rahmen des zweiten Bauabschnitts konnte Anfang November 2021 dann die Instandsetzung und Verstärkung der vier Hubtore in den beiden seitlichen Flutöffnungen des Sperrwerks erfolgreich abgeschlossen werden. In 2022 folgte als weiterer wesentlicher Baufortschritt der Einbau der neuen elbseitigen Stemmtore. Im Verlauf des Jahres 2023 konnte der NLWKN nun die neuen ilmenauseitigen Stemmtore in der Schifffahrtsöffnung einbauen, die das Bauwerk als zweite Deichsicherheit zur Elbe hin abschließen. Im zurückliegenden Winterhalbjahr folgten unter anderem noch Stahlbauarbeiten, Blitzschutzarbeiten, Beschichtungsarbeiten, Arbeiten an der Haustechnik und dem Brandschutz sowie an den Außenanlagen.

Um die Arbeiten an der ilmenauseitigen Sperrlinie zu ermöglichen, musste die Schifffahrtsöffnung trockengelegt werden (Bild: Löhn/NLWKN).   Bildrechte: Löhn/NLWKN
Um die Arbeiten an der ilmenauseitigen Sperrlinie zu ermöglichen, musste die Schifffahrtsöffnung trockengelegt werden (Bild: Löhn/NLWKN).
NLWKN-Logo Bildrechte: NLWKN

Artikel-Informationen

erstellt am:
18.07.2024

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