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Wasser an den Küsten Ostfrieslands

Maßgeschneiderte Klimaservices für die Anpassung - Das BMBF-Projekt WAKOS


Von Prof.-Dr. Andreas Wurpts und Cordula Berkenbrink

Workshop mit regionalen Stakeholdern im November 2022 auf Norderney. Unter anderem wurden für die Insel relevante Ereignisbündel und geeignete Anpassungsmaßnahmen identifiziert. (Foto: Cordula Berkenbrink/NLWKN)   Bildrechte: Cordula Berkenbrink/NLWKN
Workshop mit regionalen Stakeholdern im November 2022 auf Norderney. Unter anderem wurden für die Insel relevante Ereignisbündel und geeignete Anpassungsmaßnahmen identifiziert.

Was passiert in Ostfriesland, wenn Sturmfluten und Starkregenereignisse gleichzeitig und über einen längeren Zeitraum auftreten? Welche Auswirkungen haben diese Ereignisse auf den Insel- und Küstenschutz, die Binnenentwässerung, die Süßwasserversorgung und damit auf das Leben auf dem Festland und den Ostfriesischen Inseln? Und: Welchen Einfluss hat der Klimawandel auf all diese Szenarien? Das Forschungsprojekt WAKOS untersucht die Möglichkeiten zur Anpassung der Nordseeküste an den Klimawandel.

WAKOS wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen des RegIKlim-Programms (Regionale Informationen zum Klimahandeln) gefördert und untersucht als eine von sechs deutschlandweiten Modellregionen die ostfriesische Küstenregion. Während in der ersten Förderphase (2020-2024) der Fokus auf einem verbesserten Verständnis potenzieller Klimafolgen auf die Region und der Entwicklung geeigneter Modellwerkzeuge für die Untersuchungen lag, ist für die zweite Förderphase (2024-2027) vorgesehen, dieses Wissen in nutzbare und nützliche Produkte und Formate zu überführen, um regionale Akteure und die Zivilgesellschaft beim Anpassungshandeln zu unterstützen. Es arbeiten sechs Verbundpartner des Helmholtz-Zentrums hereon, der Universitäten Hamburg und Oldenburg, sowie der Jadehochschule und der Forschungsstelle Küste des NLWKN zusammen. Unterstützt wird das Vorhaben durch die assoziierten Partner vom Niedersächsischen Kompetenzzentrum Klimawandel und dem Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie.

Wasser und damit verbundene Naturgefahren stellen die Region des Projekts WAKOS (Wasser an den Küsten Ostfrieslands) sowohl kurzfristig im Risikomanagement als auch langfristig bei der Anpassung an den Klimawandel vor große Herausforderungen. Hierbei spielen Prozesse wie die zu erwartende Beschleunigung des Meeresspiegelanstiegs, Sturmfluten, Starkregenereignisse oder Dürreperioden wesentliche Rollen, da sie die Küstenerosion, Grundwasserneubildung oder Salzwasserintrusion beeinflussen und dadurch Bereiche wie die Wasserwirtschaft und den Küstenschutz mit neuen Aufgaben konfrontieren.

WAKOS-Untersuchungsgebiet mit den Schwerpunkten 1. Entwässerungsverband Emden und die Insel Norderney.   Bildrechte: Cordula Berkenbrink/NLWKN
WAKOS-Untersuchungsgebiet mit den Schwerpunkten 1. Entwässerungsverband Emden und die Insel Norderney.

Ostfriesland ist wie viele andere Küstenniederungen dadurch geprägt, dass Wasser die Region von mehreren Seiten gefährdet. Die zum großen Teil unterhalb des mittleren Meeresspiegels gelegene Festlandsküste wird bereits heute durch eine massive, nahezu durchgehende Deichlinie vor Überschwemmungen durch Sturmfluten geschützt.

Aber auch ergiebige Regenfälle können Überflutungen in den Niederungsgebiete verursachen. Übersteigt die Niederschlagsmenge die Entwässerungskapazität der Siel- und Schöpfwerke, steigen die Binnenwasserstände nach und nach an, was die Speicherkapazität des Gewässernetzes und der Böden an ihre Grenzen bringt. Durch einen steigenden Meeresspiegel werden die potenziellen Sielzeitfenster verkürzt. Gleichzeitig werden zukünftig wahrscheinlich die Regenmengen in den Wintermonaten zunehmen und die Situation zusätzlich verschärfen.

Neben der zunehmenden Bedrohung durch Hochwasserereignisse führt ein steigender Meeresspiegel aber auch zu einer fortschreitenden Versalzung der Grundwasserressourcen. Im Projekt WAKOS wird am Beispiel der Süßwasserlinse von Norderney die Süßwasserversorgung auf den Inseln untersucht und hinsichtlich Klimaresilienz und -anpassung untersucht.

Die Forschungsstelle Küste im NLWKN untersucht in diesem Zusammenhang die morphologische Reaktion des Insel- und Küstenvorfeldes auf ein sich veränderndes Klima. Für die Sicherheit der Deiche und Schutzdünen haben Änderungen im Bereich der Watten, Riffbögen und Vor­länder weitreichende Auswirkungen, da der bemessungsrelevante Seegang durch die verfügbaren Wassertiefen bestimmt wird. Ände­rungen im Tidenhub oder in der vorherrschenden Seegangsrich­tung können die Fähigkeit der Watten, die bislang mit dem Mee­resspiegelanstieg mitwachsen, einschränken, wodurch die Fest­landsdeiche stärkeren Belastungen ausgesetzt wären. Sedimentdefizite in den Riffen und an den Stränden gefährden außerdem die Schutzdünen, was sich auf die Sicherheit der Trinkwasserversor­gung der Inseln auswirkt.

Der Klimawandel beeinflusst jedoch nicht nur das natürliche System, sondern auch die Gesellschaft und das gesellschaftliche Handeln in der Küstenzone. Entscheidungen über Anpassungsmaßnahmen sind von Unsicherheit und Komplexität geprägt, die sich aus dem Zusammenspiel von klimatischen, demografischen und wirtschaftlichen Veränderungen ergeben. Als logische Konsequenz müssen Entscheidungsprozesse zur Klimaanpassung nicht nur klimatischen Veränderungen, sondern auch gesellschaftlichen Notwendigkeiten und Interessen Rechnung tragen und bereits frühzeitig zentrale Akteure, wie Verbände, Kommunen und das Land einbeziehen. Um den Folgen des Klimawandels vorausschauend begegnen zu können, benötigen diese Akteure entscheidungsrelevantes Wissen über die potenziellen Klimawandelfolgen. Ziel des WAKOS-Projekts ist es, genau solches Wissen für Ostfriesland bereitzustellen, nutzerfreundlich aufzubereiten und die Akteure damit im Hinblick auf die langfristige Anpassung von Küstenschutz und Wasserwirtschaft zu unterstützen.

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