Gemeinsam einem unsichtbaren Gas auf der Spur
Der NLWKN treibt den Radonschutz in Niedersachsen aktiv voran. 2024 wurde eine Messkampagne mit mehr als 900 Messungen ausgewertet und eine neue gestartet.
Von Susanne Herrmann
Der Schutz vor Radon ist an verschiedenen Stellen im Gesetz verankert. Im Jahr 2024 hat das Team der Radonberatungsstelle am NLWKN-Standort Hildesheim wieder einen wichtigen Beitrag zum gesetzlich geregelten Gesundheitsschutz in Niedersachsen geleistet. Zu Beginn des Jahres wurden mehr als 900 Messgeräte für Radon-Innenraummessungen, sogenannte Dosimeter, aus Privathaushalten im Landkreis Göttingen ausgewertet und statistisch evaluiert. Die Privatpersonen hatten freiwillig an einer Radon-Messkampagne des NLWKN teilgenommen und die Dosimeter nach zwölf Monaten Messzeit an den Landesbetrieb zur Auswertung zurückgesendet.
Alle Teilnehmenden erhalten dadurch kostenlos Informationen über die Radonsituation in den eigenen vier Wänden sowie Empfehlungen über mögliche Schutzmaßnahmen.
Radon ist ein radioaktives Element natürlichen Ursprungs. Eine langfristige Inhalation dieses Gases und dessen Zerfallsprodukte in erhöhtem Maße steigert allerdings das Risiko an Lungenkrebs zu erkranken. Der Referenzwert von 300 Becquerel pro Kubikmeter Raumluft in Aufenthaltsräumen dient dabei als Maßstab für die Prüfung der Angemessenheit von Schutzmaßnahmen. Er ist kein Grenzwert und darf somit überschritten werden.
Erfreuliche Ergebnisse im Landkreis Göttingen
So liefert die Anfang 2024 abgeschlossene Radon Innenraummesskampagne in ausgewählten Gemeinden im Landkreis Göttingen recht erfreuliche Ergebnisse. Insgesamt 902 private Radon-Messungen wurden im Untersuchungsgebiet während des 12-monatigen Messzeitraums durchgeführt. Dabei wurden 140 Referenzwertüberschreitungen nachgewiesen, das entspricht etwa 16 Prozent aller Messergebnisse.
Knapp 75 Prozent der erfassten Referenzwertüberschreitungen dieser Studie stammen aus Räumen im Keller oder im Souterrain, die überwiegend nicht als Aufenthaltsräume genutzt werden.
Ein Blick auf die prozentuale Verteilung der Referenzwertüberschreitungen innerhalb der Etagen bestätigt, dass Radon durch Undichtigkeiten in erdberührenden Räumen in die Gebäudehülle eindringt. Hier reichert es sich aufgrund seiner hohen spezifischen Dichte bevorzugt an. Üblicherweise nimmt dessen Konzentration in höheren Etagen ab.
Einfache Maßnahmen helfen oftmals effektiv zur Reduzierung der Radonsituation im Eigenheim:
- Häufiges und regelmäßiges Lüften
- Abdichten von Rissen und Undichtigkeiten der erdberührenden Bereiche des Gebäudes
- Umnutzung der betroffenen Räume
Alle Teilnehmende erhielten zu ihren Messergebnissen zusätzlich Empfehlungen zur Senkung der Radonkonzentration, die prinzipiell auch unterhalb des Referenzwertes sinnvoll sind, um die Radonexposition so gering wie möglich zu halten. Die Resonanz aus der Bevölkerung kam dem Radonteam durchaus positiv entgegen: Etliche Bürgerinnen und Bürger bedankten sich für die Möglichkeit an einer kostenlosen Messung teilnehmen zu können, fühlten sich gut informiert, konnten etwaige Bedenken anschließend beiseiteschieben bzw. die Radonsituation im Eigenheim verbessern. Vermehrte Anfragen für weitere private Radonmessungen in der Radonberatungsstelle lassen auf ein wachsendes Interesse in der Öffentlichkeit schließen. Eine Presseinformation zu den Messergebnissen erweiterte zudem das Grundverständnis zur Risikowahrnehmung zum Thema Radon.
Umweltminister Meyer unterstützt den Radonschutz
Mit dem gesetzten Ziel, kontinuierlich grundlegendes Wissen zum individuellen Selbstschutz in der Bevölkerung weiterzuverbreiten, wurde parallel mit gleichem Konzept die nächste Messkampagne in den Landkreisen Hameln-Pyrmont und Holzminden geplant und gestartet. Der Aufruf zur Teilnahme verlief dank der Unterstützung des Umweltministers Christian Meyer, der gebürtig aus Holzminden stammt, noch erfolgreicher.
Mehr als 500 Privathaushalte haben sich erfolgreich zur Teilnahme beworben. Die Messergebnisse dieser Kampagne werden Anfang 2026 zur Auswertung erwartet.
Durch den anwachsenden Datenbestand repräsentativer Messungen der Radonkonzentration in Innenräumen wird außerdem der wissenschaftliche Kenntnisstand über die Radon-Situation fortlaufend verbessert. Das Bundesamt für Strahlenschutz verwendet die Messergebnisse länderübergreifend zur Aktualisierung der bundesweiten Radonprognosekarten, welche als OpenData der Öffentlichkeit zur Verfügung stehen.
Hintergrundinformationen:
Zwölf Monate lang erfassen sogenannte Dosimeter die Konzentration des natürlich vorkommenden radioaktiven Edelgases Radon in Innenräumen. Nur so ist eine Einschätzung der Radonsituation in dem eigenen Umfeld möglich, denn das radioaktive Radon ist durch seine Eigenschaften mit den menschlichen Sinnen nicht wahrnehmbar. Radon Gas entweicht allerorts aus dem Boden und vermengt sich sogleich mit der Atmosphäre. Die quantitative Freisetzung variiert in Abhängigkeit mit der Geologie des Untergrundes. Die Konzentration in Innenräumen wiederum unterliegt jahreszeitlichen Schwankungen und den individuellen Gegebenheiten vor Ort. Dazu zählen die geologische Beschaffenheit des Untergrundes und der Zustand der Gebäudehülle, Witterungsbedingungen und das Nutzerverhalten spielen dabei eine maßgebliche Rolle. Eine natürliche Exposition mit diesem omnipräsenten Element ist für die Bevölkerung also unvermeidlich. Sollte sich das Gas allerdings in einem Gebäude anreichern, birgt eine langfristige unbemerkte Inhalation von Radon und dessen kurzlebigen Zerfallsprodukten in erhöhter Konzentration ein potentielles Gesundheitsrisiko. Die aktuelle Studie des Bundesamts für Strahlenschutz (November 2024) weist erneut auf diese wissenschaftliche Erkenntnis und betont gleichzeitig, dass trotz regionaler Schwerpunkte innerhalb der Bundesländer erhöhte Radon Werte (also Überschreitungen oberhalb des Referenzwertes von 300 Bq/m³ als Jahresmittelwert) überall in Deutschland auftreten können. Eine Überprüfung der Radonsituation ist präventiver Gesundheitsschutz!
Das Strahlenschutzgesetz (StrlSchG), welches zum 31. Dezember 2018 in Kraft getreten ist, verpflichtet den Staat zur Gefahrenabwehr der Bevölkerung durch Radon. Das Ziel ist eine nachhaltige Verringerung der Strahlenexposition der Bevölkerung durch Radon mittels Öffentlichkeitsarbeit, Datenerhebung und Ausweisungen von Radonvorsorgegebieten bis hin zu technischen Maßnahmen an Neubauten und Bestandsgebäuden, um eine gesundheitliche Gefährdung der Bürgerinnen und Bürger bestmöglich zu vermeiden. Zu diesem Zweck wurden in den Ländern Radonberatungsstellen errichtet.
Pressemitteilungen Messkampagnen 2024:
Radon-Messkampagne des NLWKN im Südharz endet mit erfreulichen Ergebnissen
Minister Meyer unterstützt NLWKN-Kampagne: Radonschutz ist Gesundheitsschutz
Artikel-Informationen
erstellt am:
10.04.2025
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