Polder Sückau-West: Moderner steuerbarer Durchlass ersetzt marodes Schöpfwerk
2024 konnte das ein Jahr zuvor begonnene Bauprojekt an der Sude im Landkreis Lüneburg nahezu abgeschlossen werden
Von Merle Sandkühler und Klaus Jänsch
Der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) hat den Hochwasserschutz in der Sudeniederung (Amt Neuhaus im Landkreis Lüneburg) modernisiert. Nachdem im Jahr 2023 zuerst der Durchlass hergestellt wurde, folgte 2024 der Abriss des alten und maroden Schöpfwerks. Damit konnte dieses Bauprojekt weitestgehend fertiggestellt werden, es stehen lediglich kleinere Restarbeiten aus.
Der neue Durchlass stellt – wie zuvor das Schöpfwerk – die Verbindung zwischen Sude und dem durch den Polder Sückau-West verlaufenden Rosiener Schöpfwerksgraben her. Entlang der Sude befinden sich zahlreiche Polderflächen – teils auf niedersächsischem und teils auf mecklenburgischem Gebiet. Diese sind durch Verwallungen vor kleineren Hochwasserereignissen geschützt. Bei einem größeren Hochwasser – vor allem wenn die Sude bei hohen Elbewasserständen nicht normal abfließen kann – werden diese Flächen planmäßig geflutet, um so Überschwemmungen außerhalb der Polder zu verhindern. Hierbei ist klar festgelegt, welcher Polder bei welchem Wasserstand zu fluten ist.
Bauen im Biosphärenreservat Elbtalaue
Da dieses Bauprojekt in naturschutzfachlich wertvollen Bereichen des Biosphärenreservats Elbtalaue umgesetzt wurde, konnten die mehrjährigen Arbeiten jeweils frühestens im August starten. So begann der Neubau des Durchlasses im August 2023 (siehe Beitrag aus dem Jahresbericht 2023). Es folgte eine planmäßige Unterbrechung durch das nasse Winterhalbjahr, ehe es dann im August 2024 weiter ging.Vor dem Abriss mussten Ersatzquartiere für Rauch- und Mehlschwalben sowie für Fledermäuse gefunden werden. Diese wurden unter einer Gemeindebrücke bzw. an einem Aussichtsturm angebracht. Aufgrund des unwegsamen Geländes konnte dafür kein schweres Spezialgerät, ein sogenannter Hubsteiger, verwendet werden. Vom Betriebshof Hitzacker kam schließlich die rettende Idee: Es wurden Baum- und Industriekletterer angefragt, die die Nisthilfen ohne großen Geräteeinsatz montiert haben.
Bei alten Bauwerken gibt es oft Überraschungen
Der Abriss des alten Schöpfwerks verlief ohne größere Zwischenfälle. Dies ist bei alten Bauwerken erfahrungsgemäß aber nicht garantiert. Sofern überhaupt Pläne vorliegen, ist im Vorfeld nicht zweifelsfrei herauszufinden, ob die Anlagen auch tatsächlich wie geplant gebaut wurden. So zeigte sich beim Abriss beispielsweise, dass statt geripptem Bewehrungsstahl glatter Stahl verwendet wurde, was den Abriss jedoch erleichtert hat. Die zu ziehenden Spundbohlen waren mit einer Länge von 10 Metern hingegen deutlich länger als gedacht. Außerdem sorgte die Anzahl der Fische, die vor dem Abriss zu bergen waren, für Erstaunen: Es waren rund 1000 Tiere. Ein zwischenzeitlicher Kampfmittelverdachtsfund bestätigte sich zum Glück nicht.
Die durch den Rückbau entstandene Lücke in der Verwallung wurde vom NLWKN mit Boden aus dem Polder verfüllt. So wurde zusätzlich eine Flachwasserzone zur ökologischen Aufwertung geschaffen. Außerdem konnte dadurch auf aufwendige Bodentransporte verzichtet werden.“
Flächen dienen dem Schutz der Störche
Der neue Durchlass aus Wellstahl kann zur Steuerung mit einem Schieber verschlossen werden, damit der Polder nicht schon vor dem eigentlichen Wasserstand gefüllt ist und dann im Ernstfall kein Wasser mehr aufnehmen kann. In der Vergangenheit wurden zur raschen Entwässerung der Polderflächen nach einem Hochwasser Schöpfwerke eingesetzt, um die Flächen möglichst schnell wieder landwirtschaftlich nutzen zu können. Inzwischen gehören die Flächen im Polder Sückau-West der Naturschutzstiftung „The Stork Foundation“, die sich für den Schutz der Störche und damit auch für den Erhalt sowie die Entstehung von Feuchtlebensräumen einsetzt. Dadurch wird die aktive Entwässerung der Flächen überflüssig.
Deshalb haben sich die Planer im NLWKN für den Bau eines einfachen steuerbaren Durchlasses entschieden. Ein vollständiger Verzicht auf eine Steuerung ist aufgrund der Ziele des Hochwassermanagements allerdings nicht möglich. Ein Schöpfwerksneubau war nicht erforderlich, da die Entwässerung der außerhalb des Polders liegenden landwirtschaftlichen Flächen inzwischen durch das Schöpfwerk Rosien übernommen wird.
Das Projekt ist Teil des Aktionsprogramms „Niedersächsische Gewässerlandschaften“, mit dem die landesweiten Bemühungen zum Schutz und zur nachhaltigen Entwicklung der heimischen Bach- und Flusslandschaften deutlich verstärkt werden. Sobald die letzten Restarbeiten abgeschlossen sind, wird der Durchlass vom NLWKN an den zuständigen Unterhaltungsverband übergeben.
Insgesamt war auch bei diesem vergleichsweise kleinen Bauprojekt entscheidend, dass alle Akteure – von Wasserwirtschaft und Naturschutz über private Anlieger bis hin zum Planungsbüro und der ausführenden Baufirma – an einem Strang gezogen haben. So konnte durch gute Zusammenarbeit auf Augenhöhe ein Projekt umgesetzt werden, von dem sowohl der Natur- als auch der Hochwasserschutz profitieren werden.
Artikel-Informationen
erstellt am:
10.04.2025
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