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Fortschritte bei der Wiedervernässung der niedersächsischen Moore

Nasser Winter 2023/24 nützte den Moorflächen in Niedersachsen, schaffte aber auch Herausforderungen


Auch bei Frost funktionierten die Überläufe zwischen den Poldern im Großen Moor, wie hier aufgenommen am 19. Januar 2024. (Foto: Walter Wimmer/NLWKN)   Bildrechte: Walter Wimmer/NLWKN
Auch bei Frost funktionierten die Überläufe zwischen den Poldern im Großen Moor, wie hier aufgenommen am 19. Januar 2024. (Foto: Walter Wimmer/NLWKN)

Von Susanne Brosch, Walter Wimmer und Bettina Dörr

Ergiebiger Dauerregen wie im Winter 2023/24 in Niedersachsen kann durchaus auch positive Effekte haben. Zu sehen war dies bei den Flächen des Großen Moores im Landkreis Gifhorn und in der „Hannoverschen Moorgeest“. Dort stiegen die Wasserstände in den Gebieten an, was in der Moorgeest bei Hannover allerdings auch die Bauarbeiten für die Wiedervernässung vor Herausforderungen stellte. Im Großen Moor erfüllten die vollen Polder eine wichtige Funktion für den Hochwasserschutz vor Ort.


Volle Polder im Großen Moor im Landkreis Gifhorn

Ursprünglich ging das Projektteam im NLWKN davon aus, dass es Jahre dauern würde, bis alle Flächen die gewünschte Stauhöhe erreicht hätten. Doch dann kam der Dezemberregen 2023 und alles ging viel schneller und viel höher als erwartet.

Der NLWKN hatte zuvor über mehrere Jahre umfangreiche Arbeiten zur Wiedervernässung des Großen Moores vorgenommen. Es wurden rund sechs Kilometer Torf-Verwallungen angelegt oder ertüchtigt, um das Wasser auf den einst abgetorften Flächen zu halten, damit wieder ein lebendes Hochmoor entstehen kann. Noch im Jahr 2022, während die Arbeiten liefen, war es im gesamten Moor so trocken, dass auf der Projektfläche ein Feuer ausbrach. Ende 2023 und Anfang 2024 stellte sich die Situation ganz anders dar: Wo einst das Moor abgetorft wurde, standen nun große Wasserflächen.

Der nasse Winter 2023/24 löste jedoch nicht nur Jubelstürme vor Ort im Landkreis Gifhorn aus, sondern brachte auch Herausforderungen mit sich. Über Weihnachten und den Jahreswechsel waren Mitarbeitende des NLWKN regelmäßig vor Ort, um die Wasserstände zu beobachten. Dabei war der NLWKN auch im engen Kontakt mit dem Moormuseum, dem Gemeindebürgermeister sowie der Feuerwehr, um sich über die Lage vor Ort zu beraten. Die Überläufe funktionierten, alle Verwallungen hielten stand und wurden auch nicht überspült. Das Wasser, das im Moor zurückgehalten wurde, trug somit nicht zur Verschärfung der Hochwassersituation in Neudorf-Platendorf und anderen Orten bei.

Blick aus der Luft auf die Projektflächen des NLWKN im Großen Moor. (Foto: Silke Seemann/NLWKN)   Bildrechte: Silke Seemann/NLWKN
Blick aus der Luft auf die Projektflächen des NLWKN im Großen Moor. (Foto: Silke Seemann/NLWKN)

Erschwerte Bauarbeiten durch die Nässe in der Hannoverschen Moorgeest

Auch in der Hannoverschen Moorgeest begünstigten die Niederschlagsmengen die Wiedervernässung. Trotz wassergesättigter Moorböden waren jedoch umfangreiche Renaturierungsarbeiten zu erledigen, für die jeweils nur wenige Monate zur Verfügung standen. Entsprechend groß waren die Herausforderungen für Naturschützer und Bauunternehmen vor Ort. Die Baumaßnahmen in der Hannoverschen Moorgeest dienen dem Wasserrückhalt im Moor, wovon dauerhaft erheblich die moortypischen, an bodensaure Verhältnisse angepassten Tier- und Pflanzenarten profitieren. Mit der im Frühjahr 2024 abgeschlossenen dritten Bauphase sind im Bissendorfer- und Otternhagener Moor insgesamt 93 Hektar Arbeitstrasse zur Errichtung von Moordämmen von Bäumen freigestellt und 41 Kilometer Moordämme zum Regenwasserrückhalt gebaut worden. Rund 18 Kilometer Entwässerungsgräben wurden an 330 Stellen mit Bodenaushub verschlossen und dadurch unwirksam gemacht.

Und das im Winter 2023/24 unter schwierigen Bedingungen: Die vier beauftragten Baufirmen schöpften alle Möglichkeiten aus, um im nassen Moor arbeiten zu können. Stellenweise reichten die breiten Baggerketten und untergelegten Stahlplatten jedoch nicht aus, um einen sicheren Stand der Baumaschinen zu gewährleisten. Deswegen wurde an einigen Stellen unter trockeneren Bedingungen weitergearbeitet. Die Wasserstände zeigten allerdings deutlich, dass das Regenwasser in den Mooren gehalten werden konnte. Damit wurde 2023/24 die Basis für die nachhaltige Verbesserung des ökologischen Zustandes der Moore gelegt. Die Torfmoose erobern sich nun Stück für Stück an Terrain zurück.

Hintergrundinformationen zum LIFE+-Projekt Hannoversche Moorgeest:

Träger des LIFE+-Projekts ist das Niedersächsische Umweltministerium. Der NLWKN setzt es in dessen Auftrag gemeinsam mit der Region Hannover um. Es wird im Rahmen des EU-Umweltprogramms LIFE+ mit 8,5 Millionen Euro von der Europäischen Union gefördert. Die weiteren Kosten tragen das Land Niedersachsen und die Region Hannover.

Hintergrundinformationen zum Projekt im Großen Moor im Landkreis Gifhorn:

Die Wiedervernässung des abgetorften Hochmoores im Großen Moor ist ein Projekt im Rahmen der Förderrichtlinie „Klimaschutz durch Moorentwicklung“ (KliMo), finanziert aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) und des Landes in Höhe von rund 1,2 Millionen Euro. Es wurde in Zusammenarbeit mit dem Landkreis Gifhorn umgesetzt.


 

Artikel-Informationen

erstellt am:
10.04.2025

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