Klimafolgen in Niedersachsen: Hoch- und Niedrigwasser
In Deutschland sind die Klimafolgen aufgrund der geografischen Unterschiede entsprechend vielfältig. Die Temperaturen sowie die Wetterextreme bezüglich Niederschlägen und Trockenheit nehmen insgesamt zu. Es wird daher Regionen geben, die unter zu viel Wasser leiden, und Gebiete, die weiter austrocknen.
Regionale Unterschiede spiegeln sich auch in Niedersachsen wider. Von der Nordseeküste, der Marschlandschaft über die flachwellige Heide-, Geest und Waldlandschaft (Lüneburger Heide), das Weserbergland und die Börden bis hin zu den Ausläufern des Mittelgebirges im Süden, dem Harz, ist Niedersachsen sehr unterschiedlich geprägt. Aufgrund dieser Ausprägungen sind die Klimaänderungen regional differenziert zu betrachten.
Die regionalen Unterschiede werden in den Ergebnissen des Projektes KliBiW deutlich. Der NLWKN hat im Rahmen des Projektes eine wasserwirtschaftliche Folgenabschätzung des globalen Klimawandels für die Binnengewässer in Niedersachsen in punkto Hochwasser und Niedrigwasser durchgeführt. Trendanalysen historischer Daten belegen, dass der Klimawandel das Hoch- und Niedrigwasser niedersächsischer Gewässer maßgeblich beeinflusst.
Auf den Projektseiten finden Sie die ausführlichen Ergebnisse.
Hochwasserverhältnisse
Bisher beobachtete Situation von Hochwasser
Die Ergebnisse von KliBiW zeigen, dass sich die Hochwasserscheitel in den letzten 50 Jahren nur wenig verändert haben. Lediglich im Sommerhalbjahr gab es deutlichere Abnahmen im zentralen Niedersachsen. In den letzten 30 Jahren haben sich diese Muster verändert. Während es im Winterhalbjahr signifikante Abnahmen der Scheitelabflüsse in der südlichen und Zunahmen in der nördlichen Landeshälfte gab, haben die Höchstabflüsse im Sommerhalbjahr in weiten Teilen des Landes deutlich zugenommen.
Zukünftige mittlere Veränderungen des HQ100-Abflusses
Die Trends der jüngeren Vergangenheit setzen sich in der Zukunft weiter fort. Vor allem die Situation im Sommerhalbjahr wird sich deutlich verschärfen. Dadurch können sich Hochwasserverhältnisse ergeben, die bisher nicht beobachtet wurden. Dementsprechend könnten aktuelle Vorsorge- und Schutzmaßnahmen zukünftig nicht mehr ausreichen. Um diesen Erkenntnissen Rechnung zu tragen, wurde durch KliBiW die Anwendung eines Klimabeiwertes bei zukünftigen Bemessungsfragen im Hochwasserschutz empfohlen.
Die zukünftige Hochwassersituation in Niedersachsen lässt erkennen, dass die prozentualen Zunahmen der Abflussmengen bei einem HQ100 im Sommerhalbjahr zur Mitte des Jahrhunderts am stärksten ausfallen. In der fernen Zukunft gibt es deutliche Zunahmen der Scheitelabflüsse in beiden Halbjahren an fast allen Pegeln in Niedersachsen, wobei auch hier das Sommerhalbjahr am stärksten in Erscheinung tritt.
Niedrigwasserverhältnisse
Bisher beobachtete Niedrigwasserverhältnisse
Die Niedrigwassersituation in Niedersachsen hat sich in der Vergangenheit an den meisten Pegeln kontinuierlich verschärft. Vor allem im östlichen bzw. südöstlichen Niedersachsen kam es seit den 1960er Jahren zu einer Abnahme des Niedrigwasserabflusses (NM7Q) sowie zu einer Zunahme der Niedrigwasserdauer (maxD20) als auch des Volumendefizites (maxD20). Diese Entwicklung setzt sich etwas schwächer auch in den letzten 30 Jahren weiter fort, wobei das NM7Q hier regional uneinheitliche Tendenzen aufweist.
Die Zunahmen langer Trockenphasen oder Dürren stellen die Wasserwirtschaft vor große Herausforderungen. Das Sommerhalbjahr 2018 war sowohl in Deutschland wie auch in Niedersachsen eines der wärmsten und zugleich trockensten seit Beginn der Wetteraufzeichnungen gegen Ende des 19. Jahrhunderts. Langanhaltende Niedrigwasserperioden beeinflussen gravierend u. a. die industrielle Produktion, die Schifffahrt, die Trinkwasserversorgung, die Energiewirtschaft sowie die Landwirtschaft und die Ökologie der Gewässer.
Zukünftige mittlere Veränderungen der Niedrigwasserverhältnisse
Zukünftig findet bis zur Mitte des 21. Jahrhunderts eine weitere Verschärfung der Niedrigwassersituation in den meisten Regionen von Niedersachsen im Vergleich zum Referenzzeitraum (1971 - 2000) statt. In der zweiten Hälfte des 21. Jahrhunderts kommt es dann zu einer landesweit deutlichen Verschärfung der Niedrigwasserverhältnisse, welche sich unter dem „weiter-wie-bisher“-Szenario (vor allem im südöstlichen Niedersachsen) bemerkbar macht.
Extreme Niederschlagsmengen haben im Juli 2017 in Südniedersachsen, wie hier in Wolfenbüttel, zu katastrophalen Überschwemmungen geführt.
Artikel-Informationen
Ansprechpartner/in:
Uwe Petry
Nds. Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz
An der Scharlake 39
31135 Hildesheim