Entkusselung
Beseitigung von Gehölzaufwuchs
Zusätzlich zu der Beweidung mit großen Pflanzenfressern sollten im Life-Projekt die Offenlandbereiche auch weiterhin durch gezielte Entkusselungsmaßnahmen gepflegt werden. Grundsätzlich war zu differenzieren zwischen den eingezäunten Flächen einerseits, die der Heckrinder-, Konik- und Wisentbeweidung unterzogen wurden und den Teilflächen, die nicht in die ganzjährige Freilandhaltung einbezogen wurden.
Innerhalb der gezäunten Flächen sollte das Zurückdrängen von spontan aufwachsenden Gehölzen vorrangig über den Verbiss durch die Weidetiere erfolgen. Zur Schädigung der Gehölze trägt dabei maßgeblich auch das Komfortverhalten der Tiere bei. Durch Scheuern und den Einsatz der Hörner werden Zweige, Äste und oftmals auch die Spitzentriebe abgeknickt.
Bevor innerhalb der Megaherbivoren-Beweidungsflächen arbeits- und kostenintensive manuelle Entkusselungsmaßnahmen durchgeführt wurden (schwerpunktmäßig im Winter 2008/2009), war zunächst der Erfolg des Verbisses durch die Weidetiere zu beobachten. Wie sich in anderen Beweidungsprojekten gezeigt hat, ist der diesbezügliche Erfolg von mehreren Faktoren abhängig und zeigt sich teilweise erst im Verlauf mehrerer Jahre.
Die Beweidung ab Mitte Nov. 2006 hat gezeigt, dass die verschiedenen Gehölzarten je nach Art und Alter unterschiedlich stark geschädigt wurden. Während die meisten Laubgehölze (auch die Späte Traubenkirsche) mit Ausnahme des Weißdorns gut verbissen wurden und deutliche Schäden aufwiesen, war der Verbiss von Nadelgehölzen (Kiefer, Lärche und Fichte) nur zögerlich und betraf vor allem junge Pflanzen. Insgesamt hielt sich der Verbiss von Nadelgehölzen im Projektzeitraum sehr in Grenzen.
Hierbei bestätigte sich die Erfahrung auch anderer Projektträger, dass diese Nadelgehölze vor allem während des Winters gefressen werden, sobald der Harzfluss deutlich reduziert ist. Die Winter 2006/2007, 2007/2008 und 2008/2009 waren jedoch ausgesprochen milde Winter mit nur sehr wenigen Frosttagen, so dass an den Verbissstellen regelmäßig Harzaustritt beobachtet werden konnte. Ob in „normalen“ Wintern ein stärkerer Verbiss auch älterer Kiefern, Fichten und Lärchenbüsche erfolgt, ist aufgrund der großen Küstennähe und den damit verbundenen milden Durchschnittstemperaturen fraglich.
Für die Frage, in welchem Umfang die Weidetiere die Gehölze zusätzlich durch Schälen schwächen und zurückdrängen, spielt möglicherweise das Angebot von Mineralstoffen eine wichtige Rolle. Ohne das Angebot zusätzlichen Mineralfutters waren deutlich mehr Schälspuren auch an Lärche und Zitterpappel zu verzeichnen, während sonst in erster Linie Weidenrinde geschält wurde.
Eine manuelle Bekämpfung der Späten Traubenkirsche mit Motorsäge und Freischneider sollte wegen der Gefahr verstärkten Stockausschlags und Wurzelaustriebs unterbleiben.Auf kleineren Teilflächen war die Verkusselung mit standortheimischen Laubgehölzen teilweise gewünscht. Dadurch sollte langfristig die Entwicklung von Krattwäldern gefördert werden.
Größere Teilbereiche außerhalb der Beweidungsflächen mit schutzwürdiger Heide- und Magerrasenvegetation waren allerdings auch von stärkerem Gehölzaufwuchs betroffen.
Abschnittweise hatte sich Anflug insbesondere von Schwarzkiefer aber auch Lärche, zwischen Weg und Weide derart ausgebreitet, dass kaum noch Sicht auf die Fläche gegeben war. Hierdurch war die Flächen- und Tierkontrolle erschwert, wie auch die Beobachtungsmöglichkeiten für Besucher stark eingeschränkt.
In mehreren Schritten wurden innerhalb und außerhalb der Weideflächen Areale entkusselt. Dabei wurden Entkusselungsmaßnahmen auf einer Gesamtfläche von 72,7828 ha durchgeführt. Der Umfang der Entkusselung ist auf einer hier zum Download verfügbaren Karte ersichtlich.Die beim Entkusseln gewonnenen Erfahrungen haben folgendes gezeigt:
- Das bei Projektbeginn vorgefundene Stadium der Verkusselung mit Traubenkirschen auf den Weidearealen ist bei der vorgefundenen Größe der Gehölze mit Beweidung allein nicht in den Griff zu bekommen.
- Die durchgeführte Entnahme der Traubenkirsche per Bagger ist eine notwendige und empfehlenswerte „Vorbereitung“ der Flächen, um das Problem mit Beweidung in den Griff zu bekommen.
- Eine Entkusselung sollte aber nur dann durchgeführt werden, wenn eine anschließende Beweidung sichergestellt werden kann, ansonsten würden der Stockausschlag und die eventuelle Wurzelbrut das Problem nur vergrößern.
- Es wird prognostiziert, dass aufgrund des vorhandenen Samenpotentials im Boden und der vorhandenen Saatbäume im umliegenden Gelände nur eine dauerhafte Beweidung eine erneute Ausbreitung mit Später Traubenkirsche auf den Heide- und Magerrasenflächen verhindern kann.
Im Hinblick auf die Kiefer, hier insbesondere die Schwarzkiefer, ist unter den gegebenen Bedingungen des milden Küstenklimas (ständiger Harzfluss) eine Entkusselung das einzig probate Mittel, da der Verbiss nur eine untergeordnete Rolle spielt und auch durch Komfortverhalten der Tiere nur vergleichsweise wenige Bäume absterben. Solange in den umgebenden Waldbeständen Schwarzkiefer steht, müssen auf Dauer immer wieder Magerrasen und Heiden entkusselt werden.
Weitere Informationen zu der Umsetzung dieser Maßnahme und deren Ergebnisse können Sie dem in der Infospalte als Download verfügbaren Schlussbericht entnehmen. Der dortige Anhang IIIa enthält einen interessanten Luftbildvergleich.
Hintergrundinformationen über die Maßnahmenumsetzung und die Projektergebnisse finden Sie im Schlussbericht
(nicht vollständig barrierefrei)
Schlussbericht 2009
(PDF, 8,72 MB)
Kleingewässer-Monitoring (Anhang I)
(PDF, 11,67 MB)
Maßnahmenkarte (Anhang II)
(PDF, 4,97 MB)
Natura 2000-Monitoring (Anhang III)
(PDF, 7,86 MB)
Luftbildvergleiche (Anhang IIIa)
(PDF, 3,54 MB)
Artikel-Informationen
Ansprechpartner/in:
Hannah Burmester
Nds. Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz
Betriebsstelle Lüneburg
Adolph-Kolping-Str. 6
D-21337 Lüneburg
Tel: +49 (0)4131 2209-221