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Dem Wachtelkönig auf der Spur

  Bildrechte: NLWKN, Patrick Weber
Portrait eines Wachtelkönigs von der Unterelbe

Der Wachtelkönig ist ein Vogel, den äußerst wenige Menschen jemals zu Gesicht bekommen. "Zu Ohren" kommt einem der Vogel schon eher: In lauen Sommernächten trägt sein charakteristischer Ruf oft kilometerweit. Wer den hölzernen monotonen Gesang nicht kennt, wird bei dem Geräusch wohl eher an einen Frosch oder gar eine Maschine denken.

Dabei gibt dann einer von Deutschlands seltensten Brutvögeln sein Bestes, um eine Partnerin anzulocken. Wenn sich die Männchen so richtig ins Zeug legen, erreichen sie wahnsinnige Lautstärken um die 110 Dezibel. Das ist ähnlich laut wie eine Motorsäge! Dabei misst der Vogel gerade knapp 30cm...

Die Lebensweise der Art ist einmalig. Ab Mai tauchen die ersten Vögel bei uns an der Unterelbe auf und verraten ihre Anwesenheit nur durch die nächtlichen "crex-crex" Rufe. Die Tiere verbergen sich in hohem Gras. Mit ihren kräftigen Füßen und dem gelenkigen, fast stromlinienförmigen Körper schlüpfen sie gekonnt durch den dichten, krautreichen Aufwuchs und verlassen die Deckung des Blätterdaches so gut wie nie.

Mit dem Brüten beginnen Wachtelkönige deutlich später als andere Vogelarten. Bis Mitte August brauchen die Familien ungestörte Lebensräume im langen, hochgeschossenen Gras der Wiesen, damit die Küken flügge werden können. Deshalb können Wiesen, in denen der Wachtelkönig lebt, erst spät gemäht werden. Wenn die Maschinen dabei von Innen nach Außen fahren, können Wachtelkönige, die im Sommer durch die Mauser sogar zeitweise flugunfähig sind, zu Fuß geschützte Bereiche aufsuchen. Wenn alle Flugfedern nachgewachsen sind, ziehen sie im September wieder gen Süden, in den Osten Afrikas.

  Bildrechte: NLWKN, Patrick Weber
  Bildrechte: NLWKN, Patrick Weber

Weil die Wachtelkönige so "heimliche" Vögel sind, sind sie auch "geheimnisvolle" Vögel: Noch lange ist nicht alles über ihre Ökologie bekannt.

An der Unterelbe werden in jedem Sommer einige Vögel gefangen, vermessen und beringt. Daher weiß man, dass zumindest manche Männchen den selben Ort aufsuchen wie im Vorjahr - zum Teil bis auf wenige Meter genau!

Auch eine Wärmebilddrohne kam in diesem Jahr zum Einsatz, um den seltenen Vögeln auf die Spur zu kommen. Während man den Vogel im hohen Gras selbst aus nächster Nähe nicht sehen kann, zeigte die neue Technik wunderbare Einblicke in das versteckte Leben der kleinen Könige:

Wachtelkönigpaar bei Futtersuche

Eine wirklich seltene Beobachtung: Mal nicht tief unten in der Vegetation versteckt, klettern Männchen und Weibchen an diesem Morgen über die Pflanzen. Gemeinsam sind sie auf Nahrungssuche. Als Liebesbeweis bietet das Männchen dem Weibchen aufgepickte Insekten an.

Erfreulicherweise ist 2024 ein gutes Jahr für die Wachtelkönige an der Unterelbe: Es konnten mehr als 60 Ruf-Reviere festgestellt werden. Das ist ein erster Anstieg nach dem stark negativen Trend der letzten Jahre und ein tolles Ergebnis, denn die Unterelbe ist traditionell das bedeutendste Brutgebiet für Wachtelkönige in ganz Niedersachsen.

Ein Ergebnis des diesjährigen Erfolges: ein gerade flügger Jungvogel in seinem typischen Habitat

Ein schöner, eindrücklicher Brutnachweis von der Unterelbe, denn die Art ist in Deutschland vom Aussterben bedroht.

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Hoffen wir, dass er im nächsten Jahr den Weg zur Unterelbe zurück findet und sein Ruf dann in einer lauen Sommernacht über das Vorland schallt...
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