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Querbauwerke und Durchgängigkeit

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Wehr und Wasserkraftanlage an der Fuhse.

Querbauwerke in Fließgewässern sind künstlich eingebrachte, quer durch das Gewässerbett verlaufende bauliche Strukturen, die die Strömungsverhältnisse und in der Folge auch die Sohl- und Uferstruktur beeinflussen. Querbauwerke erfüllen unterschiedliche Funktionen wie bspw. die des Hochwasser- und Küstenschutzes mit dem Einsatz von Sperr- und Schöpfwerken oder die Gewährleistung der Schifffahrt entlang von Wasserstraßen mit Schleusen und Wehren. In vielen Fließgewässern werden Wehre für den Wasserrückhalt und die Steuerung des Grundwasserstands genutzt. In Gewässerabschnitten, die aufgrund einer Begradigung zu einer fortschreitenden Tiefenerosion neigen, dienen Querbauwerke wie Sohl- und Grundschwellen der Sohlenstabilisierung. Ebenso wird in ausgebauten und begradigten Fließgewässern das Gefälle, welches sich sonst auf die Fließstrecke verteilen würde, künstlich und abrupt über Abstürze abgebaut.

Querbauwerke mit ihrer abflussregulierenden Wirkung unterbrechen aber auch das Kontinuum der Fließgewässer. Sie bilden Wanderungshindernisse für aquatische Lebewesen und können damit signifikant den ökologischen Zustand von Fließgewässern beeinflussen. Durch die Querbauwerke verändern sich die hydraulischen und in der Folge auch die physikalisch-chemischen sowie strukturellen Bedingungen im Gewässer (z. B. Temperatur, Sauerstoffgehalt, Substratzusammensetzung), so dass die an fließendes Wasser angepassten Arten ober- und unterhalb des Querbauwerkes diese Lebensräume nicht mehr nutzen können. Dies betrifft in besonderem Maße die Gewässer, die als Wanderroute und als Laich- und Aufwuchsgewässer eine große Bedeutung für die Fischfauna (einschließlich Neunaugen) haben. Langdistanzwanderarten, die in ihrem Lebenszyklus auf einen Wechsel zwischen Meer und Süßwasser angewiesen sind (diadrome Arten), wie z.B. Lachs, Meerforelle, Aal, Fluss- und Meerneunaugen, sind für den Erhalt der Populationen in besonderem Maße auf die Durchgängigkeit der Wanderrouten und die Erreichbarkeit der Laich- und Aufwuchsgewässer angewiesen. Aber auch für die potamodromen Arten wie z. B. Barbe, Aland und Zährte, deren Wanderbewegungen sich auf das Süßwasser beschränken, können Wanderhindernisse zu einem erheblichen Lebensraumverlust führen.

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Durchlassbauwerk im Verlauf der Fuhse.
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Umgehungsgerinne in Riegelbauweise an einem Mühlenstandort an der Schunter.

Erfassung von Querbauwerken

Der landesweite Datenbestand der Querbauwerke in Fließgewässern bildet eine wichtige Datengrundlage für die Bewirtschaftung der Fließgewässer und Ableitung des Maßnahmenbedarfs zur Verbesserung bzw. Wiederherstellung der ökologischen Durchgängigkeit im Sinne der Wasserrahmenrichtlinie (WRRL). Deshalb wurde seit 2021 im Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) intensiv daran gearbeitet, die bereits seit Anfang der 2000er Jahre bestehende landesweite Datensammlung zu den Querbauwerken auf eine neue technische Basis zu stellen und die Struktur der Daten zu vereinheitlichen.

Mit der neuen Online-Plattform QBDB (QuerBauwerks-DatenBank) werden die Ziele verfolgt, den Zugriff auf den landesweiten Datenbestand der Querbauwerke und die Nutzbarkeit zu verbessern, eine standardisierte Meldung von Querbauwerken und die Aktualisierung vorhandener Daten über eine Webanwendung zu ermöglichen und Akteure enger in die Fortschreibung und Aktualisierung des Datenbestands einzubinden. Dadurch soll der Prozess zur Identifikation bestehender Defizite in der ökologischen Durchgängigkeit der niedersächsischen Fließgewässer transparent gestaltet werden, es sollen aber auch die zahlreichen Maßnahmen und Aktivitäten zur Fließgewässerentwicklung berücksichtigt werden. Die Online-Plattform QBDB dient in erster Linie als Arbeitsumgebung, um die Kenntnisse zu den Standorten in einer gemeinsam nutzbaren Datenbasis zusammenzutragen.

Seit Anfang August 2024 steht die Online-Plattform QBDB für Nutzerinnen und Nutzer der unteren Wasserbehörden und der Unterhaltungsverbände unter folgender Adresse zur Verfügung: https://services-nlwkn.hannit.de/qbdb

Der aktuelle Bearbeitungsstand zu den Querbauwerken wird in regelmäßigen Abständen über die interaktiven „Umweltkarten Niedersachsen“ des niedersächsischen Umweltministeriums veröffentlicht und somit der interessierten Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Da für den landesweiten Datenbestand keine Gewähr zur Aktualität und Vollständigkeit der Daten gegeben werden kann, wird empfohlen, für die Grundlagenermittlung zu konkreten Planungen die zuständige untere Wasserbehörde und den Unterhaltungsverband anzufragen.

In der Querbauwerksdatenbank können Behörden und Verbände Querbauwerke in ihrem Zuständigkeitsbereich standardisiert melden und erfassen sowie sich selbst einen Überblick verschaffen.   Bildrechte: NLWKN
In der Querbauwerksdatenbank können Behörden und Verbände Querbauwerke in ihrem Zuständigkeitsbereich standardisiert melden und erfassen sowie sich selbst einen Überblick verschaffen.
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So erfolgt das Zusammenspiel von Datenmeldung und Datenprüfung für die Aktualisierung und Fortschreibung des landesweiten Datenbestands zu den Querbauwerken.

Artikel-Informationen

Kompetenzzentrum WRRL
Adolph-Kolping-Straße 6
21337 Lüneburg
Tel: +49 (0)4131/2209-177

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