Strandaufspülung auf Langeoog
Küstenschutzmaßnahme des NLWKN sichert Schutzdüne nach ereignisreicher Sturmflutsaison
Norden/Langeoog 450.000 Kubikmeter – so viel Sand war vor dem Langeooger Pirolatal erforderlich, um die Ostfriesische Insel auch weiterhin zuverlässig vor den Kräften des Meeres zu schützen. Die mehr als 20 leichten Sturmfluten des Winterhalbjahres 2022 hatten am Sanddepot vor der Schutzdüne deutliche Spuren hinterlassen. In der ersten Junihälfte 2022 begann die erforderliche Strandaufspülung im Auftrag des Niedersächsischen Landesbetriebs Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN).
Zu Beginn der Arbeiten im Juni sagte der damalige niedersächsische Umweltminister Olaf Lies: „Es ist wichtig, dass die Arbeiten auf der durch die Sturmfluten zuletzt arg in Mitleidenschaft gezogenen Insel Langeoog jetzt starten. Wir kümmern uns um unsere Inseln. Dabei geht es um den Schutz der Inseln selbst. Aber es geht auch um den Schutz des Festlandes. Denn die Inseln sind für den Küstenschutz insgesamt enorm wichtig, sie haben eine Funktion als quasi vorgelagerte Wellenbrecher. Darum investiert das Land jedes Jahr Millionenbeträge, um den bestmöglichen Küstenschutz zu gewährleisten. Das ist sehr gut investiertes Geld.“
Vor allem die vorherige ereignisreiche Sturmflutsaison hatte auf einer Länge von zwei Kilometern zu erheblichen Sandverlusten am Sanddepot vor der Schutzdüne geführt. „Auf einer Teilstrecke von 700 Metern Länge wurde das Depot vollständig abgetragen“, erläutert Prof. Frank Thorenz, Leiter der für die Ostfriesischen Inseln zuständigen NLWKN-Betriebsstelle Norden. Der Sand wurde durch die starken Seegangs- und Strömungsbelastungen in den Sturmfluten dabei wie beabsichtigt nicht aus der Schutzdüne, sondern aus dem Depot abgetragen. „Das Sanddepot hat sich als Verschleißkörper gewissermaßen für die Düne „geopfert“. Damit hat es seine Funktion zum Schutz der eigentlichen Dünensubstanz am Pirolatal vollständig erfüllt“, betont Prof. Thorenz.
Durchführung in der Sommersaison erforderlich
Zum Schutz des Trinkwassergewinnungsgebietes und der Ortslage musste die Funktionsfähigkeit des Depots bis zum Winterhalbjahr wiederhergestellt werden, um Dünenabbrüche an der Schutzdüne zu vermeiden. Hierzu wurde das Depot auf einer Länge von zwei Kilometern durch Aufspülung von 370.000 Kubikmetern Sand und mit einer Breite von 50 Metern wiederhergestellt. Der Sand für die Langeooger Strandaufspülung wurde mit einem Spezialschiff, einem sogenannten Laderaumsaugbagger, westlich von Langeoog in der Accumer Ee gewonnen. „Hier stehen ausreichende Sandmengen zur Verfügung, denn die Entnahmestelle kann sich durch die vorherrschenden starken Strömungen und den ständigen Seegangseinfluss sowie dem damit verbundenen Sandtransport auf natürliche Weise schnell wieder regenerieren“, erläutert der Küstenschutzexperte.
Das Spezialschiff transportierte den Sand in das Seegebiet unmittelbar vor dem Pirolatal. Dort verbindet es sich über eine Koppelstation mit einer knapp zwei Kilometer langen Spülleitung und pumpt den Sand an den Strand, um das Depot wiederaufzubauen. „Zunächst wird die Spülleitung als Ganzes schwimmend von See aus mit Hilfe von Schleppern antransportiert und etwa in der Mitte des Aufspülbereiches auf dem Meeresgrund abgesenkt“, erklärt NLWKN-Projektleiter Theo van Hoorn die durchgeführten Arbeiten. Danach war zunächst der Laderaumsaugbagger „Magni“ der dänischen Spezialfirma Rohde Nielsen A/S bei der Arbeit vor der Insel zu beobachten. Das Schiff fasst 1.570 Kubikmeter Sand.
Das Schiff befüllte im Entnahmebereich den Laderaum mit Sand und fuhr dann zur Koppelstation in der Accumer Ee. Dort wurde das Sand-Wasser-Gemisch über die zwei Kilometer lange Spülleitung zum Strand gepumpt. Der Sand lagerte sich nach Austritt aus der Spülleitung ab und wurde mit Planierraupen profiliert. „Der Aufspülbereich selbst musste aufgrund der möglichen Gefahren während des Spülbetriebs teilweise gesperrt werden“, erläutert van Hoorn. Für derartige Arbeiten steht immer nur ein relativ schmales Zeitfenster bis zur nächsten Sturmflutsaison zur Verfügung. „Eine Überschneidung mit der Tourismussaison ist leider nicht zu vermeiden. Die Planungen wurden deshalb eng mit der Gemeinde- und Kurverwaltung auf Langeoog abgestimmt. Wir können das gute Schutzniveau für die Insel aber nur gewährleisten, wenn wir mit entsprechenden Maßnahmen in der sturmflutfreien Zeit des Sommers gezielt aktiv werden“, erläutert Frank Thorenz. Per Flyer, Bauschilder und über das Internet wurden Inselbesucher über die erforderlichen Arbeiten und eventuelle Einschränkungen informiert.
Orientierung an natürlichen Prozessen
Langeoog war die einzige Ostfriesische Insel, auf der zuvor keine massiven Küstenschutzanlagen erforderlich waren, um die Strände und Dünen gegen andauernde Erosionen zu sichern. „Unser Ziel ist es, Schutzmaßnahmen für Schutzdünen im besonders wertvollen Naturraum des Nationalparks an den natürlich ablaufenden Prozessen zu orientierten und soweit möglich den Bau massiver Küstenschutzanlagen zu vermeiden. Über Strandaufspülungen kann eine nicht ausreichende natürliche Sandversorgung ausgeglichen werden“, erklärt Prof. Thorenz die Hintergründe der Maßnahme.
Die Finanzierung des knapp 6,5 Millionen Euro teuren Vorhabens auf Langeoog erfolgte aus Mitteln der Bund-Länder-Gemeinschaftsaufgabe zur Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes. Hierfür hatten Ministerpräsident Stephan Weil und der damalige Umweltminister Olaf Lies im März 2022 zusätzlich rund fünf Millionen Euro als Sondermittel des Landes angekündigt.
Informationsflyer zum Küstenschutzvorhaben Langeoog 2022
(PDF, 11,49 MB)
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NLWKN Pressestelle
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