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Trotz Trockenheit: Brutbestand der gefährdeten Uferschnepfen 2022 stabilisiert

Naturschutzmaßnahmen in den Bornhorster Huntewiesen zeigen Wirkung


Ein beringtes Uferschnepfen-Weibchen mit seinem Brutpartner in den Bornhorster Huntewiesen im Ochsenmoor (EU-Vogelschutzgebiet Dümmer, Landkreis Diepholz) (Foto: Büro Moritz)   Bildrechte: Büro Moritz
Ein beringtes Uferschnepfen-Weibchen mit seinem Brutpartner in den Bornhorster Huntewiesen im Ochsenmoor (EU-Vogelschutzgebiet Dümmer, Landkreis Diepholz) (Foto: Büro Moritz)

Oldenburg. - In den Bornhorster Huntewiesen (Stadt Oldenburg) startete die Brutsaison 2022 für die Uferschnepfe wieder mit einem guten Brutbestand: 16 Brutpaare siedelten sich in den wertvollen Nasswiesen der „Hunteniederung“ an, einem Gebiet des EU-Life-Projekts Wiesenvögel, mit dessen Durchführung das Niedersächsische Umweltministerium den Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) beauftragt hat. Damit hält der positive Bestandstrend in dem 360 Hektar großen Naturschutzgebiet „Bornhorster Huntewiesen“, das wertvoller Bestandteil des EU-Vogelschutzgebiets „Hunteniederung“ ist, an.

„Bis Ende April waren die Feuchtgrünlandflächen noch ideal nass“, berichten Volker Bohnet und Volker Moritz, langjährige Vogelzähler für die Untere Naturschutzbehörde der Stadt Oldenburg. „Dann setzte jedoch eine lang anhaltende Trockenheit ein. Praktisch alle Flächen trockneten in kurzer Zeit ab“. Damit verschlechterten sich die Lebensraumbedingungen in der laufenden Brutsaison rasch. Moritz: „Letztendlich hatten nur zwei Uferschnepfen-Paare Nachwuchs. Intensive Beobachtungen zum Verhalten ließen die Vermutung zu, dass nur ein Teil der anwesenden Vögel zur Brut schritt“, so die Interpretation des Vogelexperten.

Künftige Aufgaben zur Stärkung des Uferschnepfen-Brutbestands werden daher eine weitere Verbesserung der Wasserstandshaltung sowie die Intensivierung des Prädationsmanagements (Beutegreifer-Management) sein müssen.

Es gelangen während der Brutzeit auch bemerkenswerte Beobachtungen: Bei einem Uferschnepfen-Weibchen ließen sich Farbringe an den Beinen ablesen. An den Farbkombinationen können Vögel individuell wiedererkannt werden. Wissenschaftler leiten aus den Beobachtungen wertvolle Erkenntnisse ab, zum Beispiel für den effektiven Schutz der Arten. Eine Anfrage beim Beringer ergab: Der betreffende Brutvogel in den Bornhorster Huntewiesen war 2019 im rund 75 Kilometer entfernten Ochsenmoor im EU-Vogelschutzgebiet Dümmer (Landkreis Diepholz) geschlüpft und wurde dort im Rahmen des Monitoring-Programms des LIFE-Projekts Wiesenvögel beringt. Das Weibchen war bereits 2021 Brutvogel in den Bornhorster Huntewiesen und hatte das Gebiet nun erneut als Brutplatz ausgewählt.

Durch das Populationsmonitoring des LIFE-Projekts Wiesenvögel kann mithilfe der Farbringe die Vernetzung der niedersächsischen Brutgebiete untereinander dokumentiert werden. Im EU-Vogelschutzgebiet Dümmer hat sich durch die mehrjährigen umfangreichen Naturschutzaktivitäten eine große Quellpopulation der Uferschnepfe aufgebaut. Manch ein Jungvogel kehrt dann nicht an seinen Geburtsort zurück, sondern wandert in andere geeignete Brutgebiete ab und stärkt benachbarte Brutareale – ein wichtiger Beitrag zur Stützung und Verbesserung der Brutbestandsituation dieser hochgradig gefährdeten Art in Niedersachsen.



Anfang Mai 2022 trocken gefallenes Nassgrünland in den Bornhorster Wiesen. (Foto: Büro Moritz)   Bildrechte: Büro Moritz
Anfang Mai 2022 trocken gefallenes Nassgrünland in den Bornhorster Wiesen. (Foto: Büro Moritz)

Hintergrundinformationen

LIFE-Projekt Wiesenvögel

Mit dem Ende 2011 genehmigten LIFE+-Projekt stellt sich das Land Niedersachsen seiner Verantwortung für den Wiesenvogelschutz mit Hilfe der Europäischen Union (EU) über das LIFE-Förderprogramm. Bei einem Gesamtvolumen von 22,3 Millionen Euro war das Projekt seinerzeit das größte Naturschutz-Projekt aus dem LIFE+-Programm der EU in Deutschland. Die EU fördert das Projekt mit 60 Prozent - also rund 13,5 Millionen Euro. 40 Prozent der Kosten trägt das Land Niedersachsen. Auch der Landkreis Leer und die Naturschutzstiftung des Landkreises Emsland beteiligten sich finanziell. Von 2011 bis 2025 werden Kernflächen des Wiesenvogelschutzes in Niedersachsen speziell für die heimischen Wiesenvögel (u.a. Uferschnepfe, Wachtelkönig, Rotschenkel, Brachvogel, Kiebitz) gesichert und entwickelt. Diese Flächen liegen in den EU-Vogelschutzgebieten V01 Niedersächsisches Wattenmeer (Wurster Küste und Borkum), V06 Rheiderland, V07 Fehntjer Tief, V09 Ostfriesische Meere, V11 Bornhorster Huntewiesen, V18 Unterelbe, V39 Dümmer, V64 Marschen am Jadebusen, V 65 Butjadingen, V66 Niederungen der Süd- und Mittelradde und der Marka.

Die umfassenden Schutzmaßnahmen sind notwendig, da der Bestand der Wiesenvögel stark abgenommen hat. Hauptursache für den Rückgang der Wiesenvögel ist der agrarstrukturelle Wandel der vergangenen Jahrzehnte. Ein weiterer Faktor ist die Flächenentwässerung, denn Wiesenvögel benötigen zu Brutbeginn im Frühjahr feuchte und nasse Flächen - für manche müssen Brutgebiete sogar unter Wasser stehen. Derartige Verhältnisse finden sich heute nur noch in sehr wenigen Schutzgebieten. Mit der Durchführung hat das Niedersächsische Umweltministerium den NLWKN betraut. Als Partner sind die Nationalparkverwaltung Niedersächsisches Wattenmeer, das Baltic Environmental Forum Deutschland e. V. sowie die niederländische Naturschutzvereinigung Natuurmonumenten beteiligt.

Nachfolgeprojekt des Projekts „Wiesenvögel“ ist das LIFE IP „GrassBirdHabitats"

Dieses Integrierte Projekt dient dem Wiesenvogelschutz in Niedersachsen und ist ein wichtiger Beitrag zur Umsetzung der nationalen und internationalen Biodiversitätsstrategie im Europäischen Schutzgebietssystem Natura 2000. In 27 niedersächsischen Vogelschutzgebieten werden Maßnahmen zur Verbesserung der Lebensräume von Uferschnepfe, Rotschenkel, Großem Brachvogel, Kiebitz und vielen weiteren gefährdeten Arten der atlantisch geprägten Feuchtwiesen umgesetzt. Niedersachsen will damit seiner nationalen Verantwortung für den Erhalt von Wiesenvögeln gerecht werden. Die niederländischen Projektpartner optimieren zentrale Brutvorkommen gefährdeter Wiesenvögel im niederländischen Friesland. Maßnahmen im Senegal sollen die Bedingungen in den westafrikanischen Überwinterungsgebieten der niedersächsischen Brutvögel verbessern. Ein international abgestimmter Strategieplan zum Schutz von Wiesenvögel wird hierzu erarbeitet und soll zur Umsetzung gebracht werden.

Neben Maßnahmen zur Verbesserung des Wasserhaushalts, zu Offenhaltung der Landschaft und zur Kooperation mit Landwirten werden auch Insekten als Nahrungsgrundlage für Wiesenvögel untersucht und Verluste durch Beutegreifer reduziert. Individuen der Leitart Uferschnepfe werden mit Mini-Sendern ausgestattet, um Zugstrategien und Verlustursachen besser zu verstehen, damit Schutzmaßnahmen effektiv angesetzt werden können. Dieses international kooperierende Projekt unter Federführung des NLWKN startete 2020 mit einer zehnjährigen Laufzeit und einem Budget von 27 Millionen Euro. Hiervon wird unter anderem Personal eingestellt, das weitere 350 Millionen Euro für den Wiesenvogelschutz akquirieren soll. Neben dem LIFE-Programm werden auch andere EU-Förderprogramme wie ELER (Förderung des ländlichen Raums) und EFRE (Europäische Regionalförderung) für den Wiesenvogelschutz eingesetzt.

Weitere Informationen sind unter www.grassbirdhabitats.eu, www.wiesenvoegel-life.de und unter www.nlwkn.niedersachsen.de verfügbar.

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Artikel-Informationen

Ansprechpartner/in:
NLWKN Pressestelle

Nds. Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz
Göttinger Chaussee 76a / Am Sportplatz 23
30453 Hannover / 26506 Norden
Tel: +49 (0)511 3034-3322 sowie +49 (0)4931/ 947 -173 und +49 (0)4931/ 947 -181
Fax: +49 (0)4931/947 - 222

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