NLWKN Niedersachsen klar Logo

Fünf Meter Höhenunterschied spielend überwinden

Einweihung der Fischaufstiegsanlage beim Wasserkraftwerk Oldenburg


Wasserkraftwerk Oldenburg mit Auslaufbauwerk des Fischpasses
Wasserkraftwerk Oldenburg mit Auslaufbauwerk des Fischpasses

Die Staustufe beim Wasserkraftwerk Oldenburg war bisher bei Fischen ziemlich unbeliebt: Wegen des großen Unterschiedes bei den Wasserständen bei der in den 20er Jahren errichteten Stauanlage gab es einfach kein Durchkommen. Das wird jetzt anders: Der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) hat in Oldenburg am Kraftwerkstau eine Fischaufstiegsanlage gebaut: "Der gesamte Huntelauf bis Wildeshausen und etliche Nebengewässer wurden auf einer Gesamtlänge von 45 Kilometer für die Fischfauna und andere Lebewesen durchgängig gestaltet", sagte der Direktor des NLWKN, Siegfried Popp, am Freitag anlässlich der Einweihung der Anlage.

Und das erhöht die Wiederansiedlungschancen der gefährdeten Wanderfische wie Lachs, Meerforelle oder Flussneunauge in der Hunte. Denn Fische gehen grundsätzlich "auf Wanderschaft": Vor allem Lachse und Forellen wandern vom Meer stromaufwärts, um ihre Laichgebiete erreichen zu können; bei Aalen ist es übrigens genau umgekehrt. Neben den Wanderfischen lieben auch andere einheimische Fischarten den Ortswechsel innerhalb des Fließgewässersystems. Popp kündigte an, auch die weiteren noch bestehenden Wanderungshindernisse – zum Beispiel das Wasserkraftwerk Wildeshausen – durchgängig zu machen. Die Wasser- und Bodenverbände im Einzugsgebiet der Hunte arbeiten parallel daran, die Nebengewässer der Hunte ökologisch umzugestalten.

Das gesamte Projekt hat 950.000 Euro gekostet; finanziert wurde das Projekt vom Land Niedersachsen als Bauherr mit Hilfe von Zuschüssen der Europäischen Union. "Gut angelegtes Geld" – findet Almut Kottwitz, Leiterin der Abteilung Wasserwirtschaft und Bodenschutz im Niedersächsischen Umweltministerium. Sie lobte die professionelle Arbeit des NLWKN, der im Rahmen des Projektmanagements alle beteiligten Fachbüros, die Baufirmen, die Genehmigungsbehörden sowie die Verbände unter einen Hut brachte. Popp ergänzte, dass sich solche anspruchsvollen Aufgaben der Wasserwirtschaft nur in einem Miteinander von Experten unterschiedlicher Fachdisziplinen lösen lassen: "Und diese Experten finden sich alle unter dem Dach des NLWKN".

Die Betriebsstelle Brake-Oldenburg des NLWKN hat mit dem Bau der Fischaufstiegsanlage im Juni 2005 begonnen. Die Anlage ist 60 Meter lang, knapp fünf Meter breit und besteht aus 36 Einzelbecken. Und wie es funktioniert, erklärt Hans-Dieter Buschan vom NLWKN in Brake: "Die Fische schwimmen von Becken zu Becken und überwinden so spielend den Höhenunterschied von bis zu fünf Metern". Und damit die Wanderfische den Fischpass auch finden, wird durch zwei gesonderte Rohrleitungen ein zusätzlicher Lockstrom im Einstiegsbereich der Anlage erzeugt.

Als vor rund 80 Jahren der Küstenkanal und das Wasserkraftwerk Oldenburg in Betrieb genommen wurden, jubelten die Menschen: Es war die Zeit der Kohleknappheit und der zunehmenden Brennstoffnachfrage nach dem 1. Weltkrieg; der Küstenkanal versprach bessere Verkehrswege. Die Folge: Die ökologische Durchgängigkeit für Fische und andere Lebewesen von der Tidehunte zur oberen Hunte war seither unterbrochen. Denn diese Bundeswasserstraße als direkte Verbindung zwischen Tidehunte und Ems konnte nur in Betrieb gehen, weil die erforderlichen Schifffahrtstiefen durch eine Staustufe in Kombination mit dem Wasserkraftwerk Oldenburg sowie die Speisung der Schifffahrtsstraße durch Abflüsse aus der Hunte sichergestellt wurden. Die Anhebung des gesamten Hunteniveaus um bis zu drei Meter über dem angrenzendem Gelände, die Abtrennung der Mühlenhunte und die Dükerung der Lethe hatten ihren Preis, den die Wanderfischarten zahlen mussten. Der Kraftwerksstau ist die erste vom Tidebereich her zu überwindende Stauanlage in der Hunte mit einem Höhenunterschied von bis zu 5,50 Metern - entsprechend dem jeweiligen Tidewasserstand.

Popp erinnerte daran, dass das Land Niedersachsen schon 1990 das Fließgewässerschutzprogramm auf den Weg gebracht hat: "Und in diesem Programm hat die Hunte einen besonderen Stellenwert – als Verbindungsgewässer erster Priorität. Die verschiedenen Naturräume entlang ihres 173 km langen Verlaufes machen die Hunte so einmalig. Die Hunte verbindet unterschiedliche Landschaftsregionen und vernetzt viele Nebengewässer", sagte der Direktor des NLWKN. Deshalb war im Fließgewässerschutzprogramm bereits die Forderung enthalten, die ökologischen Durchgängigkeit wieder herzustellen. "Im Zuge der Umsetzung der europäischen Wasserrahmenrichtlinie wurde die Forderung umso dringlicher. Jetzt sind wir auf einem guten Weg".

NLWKN  
Zufrieden mit der Fischaufstiegsanlage an der Hunte in Oldenburg: NLWKN-Direktor Siegfried Popp und Hans-Dieter Buschan von der NLWKN-Betriebsstelle Brake-Oldenburg.
Fischaufstiegsanlage: Blick in die einzelnen Becken  
Helmut Nienaber vom NLWKN kontrolliert die einzelnen Becken
Blick in die Becken  
Blick in die Becken, die den Wanderfischen den Aufstieg erleichtern.
Höhensprung an einer Schlitzwand  
Höhensprung an einer Schlitzwand
Fischaufstieg Wasserkraftwerk Oldenburg im Längsschnitt  
Fischaufstieg Wasserkraftwerk Oldenburg im Längsschnitt
Fischaufstieg Wasserkraftwerk Oldenburg in der Draufsicht  
Fischaufstieg Wasserkraftwerk Oldenburg in der Draufsicht
zum Seitenanfang
zur mobilen Ansicht wechseln