Sturmflut am 12. Januar 2007: Nordseeküste kam glimpflich davon
12. Januar 2007 (aktualisiert am 15. Januar 2007): Dünenabbrüche auf den ostfriesischen Inseln
"Die niedersächsische Nordseeküste ist glimpflich davon gekommen: Die Sturmflut vom 12. Januar 2007 ist nicht zu vergleichen mit der Allerheiligen-Sturmflut vom November des vergangenen Jahres, die der ostfriesischen Küste sowie der Ems- und Jaderegion zum Teil historische Werte beschert hatte". Zu dieser Einschätzung kam der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) bereits am Freitag nach Auswertung der wichtigsten Daten.
Im Vergleich mit den nordfriesischen Inseln Sylt und Amrum gab es auf den ostfriesischen Inseln bei der Sturmflut am 12. Januar 2007 weniger Schäden; die Wasserstände lagen jeweils etwa bei zwei Meter über dem mittleren Tidehochwasser. Gleichwohl gab es auch hier Dünenabbrüche: "Am schlimmsten hat es Juist, Langeoog, Spiekeroog und Wangerooge getroffen", teilte der NLWKN am Montag mit. Auf den anderen Inseln sind ebenfalls Abbrüche entstanden; beispielsweise wurden Sandfangmaßnahmen zerstört. Hier haben sich die vergleichsweise sturmflutarmen Winter der letzten Jahre ausgezahlt: Es konnte viel Sand im Bereich der Dünenfüße durch Sandfangmaßnahmen aufgebaut werden. Das hat jetzt stärkere Abbrüche an der Dünensubstanz verhindert. Die Sandfangmaßnahmen bilden auch weiterhin einen Schwerpunkt der Arbeiten im Inselschutz.
Der NLWKN hatte schon am Donnerstagvormittag vor hohen Wasserständen gewarnt, die Daten wurden in der Nacht zum Freitag aktualisiert. Die Vorhersage erwies sich als ziemlich genau. In Zahlen bedeutet das: Am ostfriesischen Festland lag der Wasserstand bei knapp zwei Meter über dem normalen Hochwasser – im November gab es Höchststände von fast drei Meter (Beispiel Bensersiel: 2,83 Meter). In Emden lag der Höchstwert am Freitag um 4.19 Uhr bei 2,58 Meter. Zum Vergleich: Im November waren es 3,60 Meter.
Hier weitere Daten: Cuxhaven 2,27 Meter (November 2006: 2,40 Meter); Stadersand 2,74 m (2,55 m); Otterndorf 2,56 m (2,74 m); Vareler Schleuse 2,11 m (3,49 m); Fedderwardersiel 2,22 m (2,85 m); Brake 2,19 m (2,64 m). Alle Angaben beziehen sich auf die Werte über dem normalen Tidehochwasser (mittleres Tidehochwasser).
Die Sperrwerke des NLWKN haben wieder ganze Arbeit geleistet: Die Sperrwerke an der Unterelbe waren ebenso geschlossen wie das Ochtum-Sperrwerk sowie Leesum- und Hunte-Sperrwerk. Auch das Ems-Sperrwerk in Gandersum im Landkreis Leer wurde um 3 Uhr geschlossen, um das stromaufwärts liegende Hinterland bis einschließlich Papenburg vor der eindringenden Tide zu schützen. Hier lag der höchste Wasserstand um 4.30 Uhr bei 2,27 Meter (November 2006 = 3.90 Meter).
Dünenabbrüche auf den Inseln
Juist-West: Westlich des Hammersees registrierte der NLWKN Dünenabbrüche auf ca. einem Kilometer Länge, die im Mittel etwa fünf Meter tief sind, stellenweise aber auch tiefer. Der NLWKN prüft jetzt den Handlungsbedarf für eine Dünenverstärkung.
Langeoog Pirolatal/Bereich Kinderkur: Auf Langeoog im Bereich Pirolatal gibt es Abbrüche von ca. zwei bis sechs Metern; die Dünen sind insgesamt noch aussreichend breit. Einzelne Abbrüche gibt es auch an anderen Stellen. Für die kommenden Jahre liegt ein Schwerpunkt für den Inselschutz auf Langeoog im Pirolatal.
Spiekeroog Hessenwand/Süderdünen: Erneut gab es Abbrüche im Bereich Hessenwand/Süderdünen. Der NLWKN wird die 2006 begonnenen Maßnahmen zur Sicherung des Dünenfußes (Grundinstandsetzung des Steindammes im Abschluss der Hessewand) fortsetzen.
Wangerooge Harlehörn: Die insgesamt ohnehin schon schmale Düne hat weiter gelitten, es gab Abbrüche von bis zu vier Meter Tiefe auf großer Länge des Harlehörn. Der NLWKN prüft derzeit, wie hier gegen gesteuert werden kann.
Erneute Sturmflutgefahr!
Für die kommenden Tage rechnet der NLWKN nicht mit erhöhten Wasserständen; aber schon am Donnerstag besteht wieder Sturmflutgefahr. Interessierte können sich im Internet unter www.nlwkn.de informieren: Auf der Startseite sind unter der Rubrik "Themen" jeweils Links zur Vorhersage und zu den Küstenpegeln eingestellt.
Der kleine Seehund auf Norderney atmet nach der Sturmflut am 12. Januar 2007 wieder tief durch
Artikel-Informationen
erstellt am:
15.01.2007
zuletzt aktualisiert am:
27.04.2010