Neue Hochwasser-Vorhersagezentrale nimmt Arbeit auf
Presseinformation vom 5. Juni 2009 // 2009: 54 Millionen Euro für technischen Hochwasserschutz
Das letzte Hochwasser in Niedersachsen ist zwar schon 16 Monate her, doch wann kommt das nächste? "Wir müssen immer damit rechnen", sagte am Freitag der Staatssekretär im Ministerium für Umwelt und Klimaschutz, Dr. Stefan Birkner und kündigte an, dass Niedersachsen zukünftig noch besser als bisher auf Hochwasserereignisse vorbereitet sein wird: Beim NLWKN in Hildesheim wird eine Hochwasser-Vorhersagezentrale eingerichtet, die mit vier Mitarbeitern besetzt sein wird. Derzeit laufen die Stellenausschreibungen.
"Die Hochwasser-Vorhersagezentrale ist auch in hochwasserfreien Zeiten personell besetzt und unterstützt den NLWKN bei speziellen hydrologischen Aufgaben und ist damit ein Kompetenzzentrum für die Bereiche Hochwasservorhersage, Modelltechnik und Wassermengenmanagement", betonte Birkner bei der Vorstellung des Jahresberichts des NLWKN in Aurich.
In der Hochwasser-Vorhersagezentrale werden die Hochwasserstände jeweils für die kommenden Tage berechnet und andere ausgewählte spezielle hydrologische Fragestellungen für die Flusseinzugsgebiete Niedersachsens modelltechnisch bearbeitet. "Um das Entstehen von Hochwasserereignissen zu erkennen und deren Verlauf hydrologisch bewerten und vorhersagen zu können, müssen wir numerische Niederschlags- und Abfluss-Modelle einsetzen: So können wir die Vorwarnzeiten deutlich verlängern und damit auch die Zeitspannen, in denen Menschenleben und Sachgüter vor Hochwasser geschützt werden können". Die Hochwasservorhersage werde genauer, weil die bisherigen und aktuellen Wasserstände sowie die aktuellen und prognostizierten Niederschlagsdaten zu Grunde gelegt und mit Hilfe von Hochleistungsrechnern verarbeitet werden.
Elbe, Weser, Aller, Leine, Oker, Hase, Wümme, Leda, Ilmenau, Hunte oder Jümme: Niedersachsen hat zahllose Flüsse, die in unregelmäßigen Abständen Hochwasser in die Regionen bringen. Umso wichtiger sind technisch gestützte Hochwassermeldesysteme, wie sie Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, Rheinland-Pfalz und Sachsen schon erfolgreich arbeiten.
Hochwassermeldedienst arbeitet schon
"Dass in Niedersachsen jetzt eine Hochwasser-Vorhersagezentrale eingerichtet wird, bedeutet nicht, dass es bisher keinen Hochwasserwarndienst gibt", ergänzte NLWKN-Direktor Siegfried Popp. Der NLWKN ist beteiligt am überregionalen Hochwassermeldedienst. Das sind elf Mitarbeiter des NLWKN und der Wasser- und Schifffahrtsdirektion Mitte in Hannover. Bund- und Landesbehörden arbeiten hier eng und erfolgreich zusammen. Zuständig ist das Team für die Überwachung von Weser, Aller und Leine sowie deren Nebenflüssen.
Frühwarnsystem im Internet
Ein anderes Frühwarnsystem steht im Übrigen allen Bürgerinnen und Bürgern mit Internetanschluss zur Verfügung: Sie können sich unter www.nlwkn.de über die Entwicklung der Wasserstände informieren. Der NLWKN stellt die Werte von 50 Pegeln an wichtigen niedersächsischen Binnengewässern wie Leine, Aller, Hunte, Hase oder Jeetzel zur Verfügung. Eine neue Technik stellt sicher, dass die Daten bei Bedarf – also im Hochwasserfall – jetzt alle 60 Minuten aktualisiert werden. Das Ziel ist, die Datenaktualität aller Pegel in einem Zeitintervall von ca. 15 Minuten zu erreichen.
Hochwasserschutzmittel für 2009
"Auch wenn Frühwarnsysteme alle funktionieren, so müssen wir trotzdem weiter in den technischen Hochwasserschutz investieren", sagte Staatssekretär Dr. Birkner weiter. Mehr als 16 Millionen Euro standen 2008 für den Hochwasserschutz im Binnenland zur Verfügung; dazu kamen rund 23 Millionen Euro für die laufenden Maßnahmen zur Wiederherstellung des Hochwasserschutzes an der Elbe. In diesem Jahr stellen Bund, Land und Europäische Union insgesamt 54 Millionen zum Schutz vor Hochwasser bereit; davon stammen etwa zehn Millionen Euro aus dem Konjunkturprogramm II des Bundes und 28 Millionen Euro aus dem nach dem Hochwasser 2002 vom Bund aufgelegten Fonds Elbe-Aufbauhilfe. "Insgesamt 76 Projekte können somit fortgeführt oder auch neu in Angriff genommen werden", sagte Birkner. Neu begonnen werden der Bau des Hochwasserrückhaltebeckens Ehmen (Wolfsburg) und die Planungen für den Hochwasserschutz Sohlingen (Uslar). Durch die Fördermittel aus dem Konjunkturpaket II wird die dringliche Umsetzung von Projekten wie z.B. der Bau eines Hochwasserschutzdammes an der Fintau in Lauenbrück (Rotenburg/Wümme) ermöglicht.
Hochwasserbilanz 2008
Im Jahresbericht 2008 des NLWKN ist nachzulesen, dass das letzte Hochwasser im Januar 2008 registriert wurde – seither wurden in Niedersachsen keine größeren Überflutungen mehr gemeldet. Aber der erste Monat des Jahres 2008 hatte es in sich – wie schon die Monate zuvor seit dem Sommer 2007: Von August 2007 bis Januar 2008 hatte der Überregionale Hochwassermeldedienst für das Weser-Einzugsgebiet jeden Monat ein Hochwasserereignis zu bearbeiten. Im Januar 2008 war der gemeinsame Hochwassermeldedienst an 13 Tagen im Einsatz. Im restlichen Jahr 2008 wurde die Meldestufe 2 an den niedersächsischen Gewässern nicht mehr überschritten. Die niedrigsten Wasserstände wurden zwischen August und Oktober registriert, extreme Niedrigwasserstände wurden dabei nicht erreicht.
Weitere Infos zum Jahresbericht gibt es hier!
Informationen zur Verteilung der Hochwasserschutzmittel auf die Landkreise finden Sie in der Infospalte (pdf-Datei).
Artikel-Informationen
erstellt am:
05.06.2009
zuletzt aktualisiert am:
27.04.2010