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Sander: Schutz der Inseln vor Sturmfluten ist zwingend erforderlich

Presseinformation vom 27. Mai 2010 / Generalplan Inselschutz auf Norderney vorgestellt


„Küstenschutz und Inselschutz haben höchste Priorität in Niedersachsen“, sagte Umweltminister Hans-Heinrich Sander am Donnerstag bei der Vorstellung des ersten „Generalplans Inselschutz“ auf Norderney. Sander betonte, dass der Schutz der sieben dauerhaft bewohnten Inseln vor Sturmfluten zwingend erforderlich sei: „Unsere Inseln sind einerseits bedeutende Tourismusstandorte und damit ein wichtiger Wirtschaftsfaktor in Niedersachsen. Zehn Millionen Übernachtungen pro Jahr sprechen hier eine eindeutige Sprache. Andererseits sind die Inseln auch wichtiger Bestandteil des Küstenschutzsystems für die Festlandsküste, weil sie quasi als vorgelagerte Wellenbrecher wirken.“

Bereits 2007 hat der NLWKN (Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz) den „Generalplan Küstenschutz“ für die Hauptdeiche des Festlandes vorgelegt. Nun wurden in einem zweiten Schritt alle Küstenschutzanlagen auf den Inseln systematisch untersucht und vermessen. „Damit liegt eine umfassende Bestandsaufnahme vor. Etliche Deiche, Uferschutzanlagen und Schutzdünen müssen verstärkt werden“, zieht Sander ein Fazit. Das gilt für 17 Kilometer Hauptdeiche und neun Kilometer Schutzdünen sowie zugehörige Deckwerke.

Angesichts der schweren Sturmfluten 2006 und 2007 mit Höchstwasserständen von 2,55 Metern über dem normalen Tidehochwasser am Pegel Norderney sowie der Katastrophenfluten 1953 in den Niederlanden und 1962 in Deutschland sei der Schutz der sieben dauerhaft bewohnten Inseln zwingend erforderlich.

Für die sandigen Küsten der ostfriesischen Inseln werden die Belastungen in Folge des Klimawandels langfristig zunehmen. „Als Schutz vor Erosion werden deshalb Sandaufspülungen als naturnahe Maßnahme des Küstenschutzes zukünftig an Bedeutung gewinnen“, erklärte der Minister. Hierfür werden auch Sandentnahmen aus dem Küstenvorfeld erforderlich sein, die Priorität vor anderen Nutzungen haben müssen.

Angesichts der auf absehbare Zeit knappen öffentlichen Haushalte sei dabei auch in Abstimmung mit dem Naturschutz und der Raumordnung eine möglichst wirtschaftliche und inselnahe Kleibeschaffung. Bei allen künftigen Inselschutz-Projekten habe der für den Inselschutz verantwortliche NLWKN im Blick, dass die für den Küstenschutz beste Lösung immer im Einklang mit der Natur, dem Tourismus und der kommunalen Entwicklung zu bringen sei. „Küstenschutz und damit der Schutz von Leib und Leben hat jedoch Vorrang“, betonte Sander.

Dass die massiven Schutzanlagen auf den Inseln ein wichtiger Bestandteil des Küstenschutzes bleiben werden, unterstrich Rainer Carstens aus der Direktionsleitung des NLWKN. „Deiche werden bereits jetzt mit einem Vorsorgemaß von 50 cm gebaut, die massiven Anlagen in den Deichen können wir sogar um einen Meter erhöhen. Mit unserer Strategie haben wir genügend Zeit, auf zukünftige Entwicklungen flexibel zu reagieren“, betonte er mit Blick auf den Klimawandel.

Frank Thorenz, Leiter der Betriebsstelle Norden-Norderney des NLWKN und damit zuständig für den Inselschutz, unterstrich die Notwendigkeit des Küstenschutzes: „Sturmfluten und großräumige hydromorphologische Veränderungen führten in den vergangenen Jahrhunderten zu Durchbrüchen der Dünenketten bis hin zum vollständigen Verschwinden einiger Inseln. Auch die sehr schwere Sturmflut von 1962 beschädigte die Uferschutzwerke der Nord- und Westseiten vieler Inseln und führte zur Überflutung von Siedlungslagen“.

Heute werde der Küstenschutz auf den Inseln durch ca. 35 km Hauptdeiche und 92 km Schutzdünen und zugehörige Sicherungs- und Schutzwerke gewährleistet: „Und das müssen wir erhalten.“ Wesentlich hierbei sei auch, die natürlichen Prozesse an den sandigen Küsten der Inseln soweit wie möglich durch „weiche Küstenschutzmaßnahmen“ wie Strandaufspülungen und ingenieurbiologische Dünenbaumaßnahmen zu nutzen.

Insgesamt rund 300 Millionen sind für den Schutz der Inseln notwendig. Der Bedarf auf Norderney ist mit mehr als 100 Millionen Euro besonders hoch, jeweils rund 40 Millionen Euro wurden für Juist, Spiekeroog, Baltrum und Wangerooge abgeschätzt. Für Langeoog werden rund 20 Millionen Euro benötigt und für Borkum 4,5 Millionen Euro.

„Diese gewaltige Aufgabe verdeutlicht, dass der Inselschutz eine Daueraufgabe ist und bleiben wird“, betonte Sander abschließend. „Die Bilanz zeigt aber auch: Seit dem Jahr 1955 hat Niedersachsen viel für die Küstenregion getan. Mehr als 2,4 Milliarden Euro wurden investiert. Ein Großteil hiervon auch für die Inseln. Die niedersächsische Küstenregion ist dank dieser erheblichen Investitionen heute besser vor Sturmfluten geschützt als jemals zuvor.“

Die Finanzierung von Küstenschutzmaßnahmen erfolgt weitgehend aus der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes“ des Bundes und der Länder. Zusätzlich werden Mittel der Europäischen Union eingesetzt. 2010 investiert das Niedersächsische Ministerium für Umwelt und Klimaschutz insgesamt 66,6 Millionen Euro in den Schutz der niedersächsischen Küsten, rund zehn Millionen Euro fließen auf die Inseln.
Dünen, Salzwiesen und die vorgelagerten Watten und Sandbänke der Ostfriesischen Inseln (hier: Baltru

Blick auf Baltrum

Diese Version wurde im Juli 2011 aktualisiert und entspricht nicht der gedruckten Ausgabe vom Mai 2010. Der fachliche Inhalt ist unverändert. (nicht vollständig barrierefrei)

  Generalplan Küstenschutz Teil 2 - Ostfriesischen Inseln
(PDF, 3,81 MB)

Artikel-Informationen

erstellt am:
27.05.2010

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