Vier große Flussmündungen – und nur eine Strategie
Presseinformation vom 21. September 2010 // Ästuare von Weser, Elbe, Schelde und Humber im Fokus eines EU-Projektes
TIDE – hinter diesem gerade an der Küste eingängigen Kürzel verbirgt sich das EU-Projekt „Tidal River Development“: Belgische, niederländische, britische und deutsche Behörden und Universitäten arbeiten hier gemeinsam an einer Managementstrategie für Ästuare. Dabei haben die beteiligten bremischen und niedersächsischen Institutionen die Weser fest im Blick. Das Projekt hat ein Volumen von knapp vier Millionen Euro. In Bremen findet vom 21. bis 23. September ein Arbeitstreffen der beteiligten Wasserwirtschafts-, Naturschutz- und Hafenverwaltungen sowie wissenschaftlichen Einrichtungen statt.
Im Fokus des seit Januar 2010 laufenden EU-Projektes mit insgesamt dreijähriger Laufzeit steht die nachhaltige Entwicklung und Bewirtschaftung der großen Flussmündungen des Nordseeraumes, wobei die Ästuare von Weser, Elbe, Schelde (BE, NL) und Humber (GB) unmittelbar in das Projekt eingebunden sind. Hierbei sollen in einem integrierten Managementansatz die Nutzungen durch Schifffahrt und Landwirtschaft sowie die gesetzlichen Vorgaben zum Gewässer- und Naturschutz gleichermaßen berücksichtigt werden.
Die Projektleitung von TIDE obliegt Hamburg Port Authority (HPA). Die Belange der Tideweser werden durch den NLWKN (Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz), den Bremer Umweltsenator und den Bremer Wirtschaftssenator und die Universität Bremen vertreten.
„Eine wesentliche Chance von TIDE besteht in seiner internationalen Perspektive, die den Projektpartnern ermöglicht, von den Erfahrungen ihrer europäischen Nachbarn direkt zu profitieren“, heißt es in einer gemeinsamen Presseinformation der niedersächsischen und bremischen Partner. Das Projekt werde dazu beitragen, vergleichbare Strategien für eine Bewirtschaftung der großen Flussmündungen des Nordseeraumes zu entwickeln, die im Sinne des Grundsatzes der Nachhaltigkeit sowohl ökologische als auch wirtschaftliche und soziale Aspekte integrieren.
Im Mittelpunkt stehen ein ganzheitliches Verständnis der natürlichen Prozesse im Ökosystem Ästuar und ihres gesellschaftlichen Nutzens etwa für die Schifffahrt, den Küstenschutz, den Tourismus oder die biologische Vielfalt. Hieraus wird die Entwicklung geeigneter Strategien und Werkzeuge abgeleitet, zu denen auch die Schaffung besserer Kommunikationsstrukturen im Bereich der Ästuare mit ausgewählten Interessensgruppen vor Ort zählt.
Einen weiteren Schwerpunkt bildet die Entwicklung von Empfehlungen für die Auswahl, Planung und Umsetzung von Renaturierungsmaßnahmen zur Verbesserung der ökologischen Situation der Flussmündungen auf der Grundlage bereits durchgeführter Vorhaben in den Partnerästuaren. Nicht zuletzt erfolgt die Umsetzung konkreter Maßnahmen in den Ästuaren von Humber, Schelde, Elbe und Weser, die dem Ökosystem unmittelbar zugute kommen (z.B. Maßnahmen zur Uferrenaturierung in Bremen).
Menschliche Nutzungen haben die hochkomplexen Ästuarsysteme im Verlauf der letzten Jahrhunderte stark geprägt und ihre natürliche Dynamik vielfach ungünstig verändert. Die im Rahmen von TIDE erstmals vergleichend betrachteten Flussmündungen von Humber, Schelde, Elbe und Weser eint ihre Funktion als Schifffahrtsweg zu großen Seehäfen. Alle vier Ästuare zeichnen sich durch einen starken Tideeinfluss aus, der mit einem ausgeprägten Transport von Sedimenten einhergeht. Dies wiederum bedeutet, dass die Schifffahrtswege und Häfen mit großem finanziellem und logistischem Aufwand unterhalten und freigehalten werden müssen.
Gleichzeitig sind weite Teile der Ästuare Bestandteil des europäischen Schutzgebietsnetzes Natura 2000 und unterliegen somit strengen naturschutzfachlichen Zielvorgaben. Bei der Bewirtschaftung der Mündungsbereiche von Humber, Schelde, Elbe und Weser ist daher den hohen Anforderungen von Schifffahrt und Hafenwirtschaft Rechnung zu tragen und zugleich die Funktionsfähigkeit der Lebensräume für Tiere und Pflanzen zu erhalten und wiederherzustellen.
Gemeinsame Presseinformation
NLWKN * Universität Bremen * Umweltsenator Bremen * Wirtschaftssenator Bremen
Artikel-Informationen
erstellt am:
21.09.2010