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Appetit mit Nebenwirkungen

An der Hunte in Oldenburg wirft die Ankunft des Bibers Fragen auf // Behörden im Austausch


Ein Nager mit großem Appetit ist derzeit im Bereich der Hunte-Staatsstrecke aktiv. Auch wenn Biber große Bäume benagen können, sind diese Aktivitäten vor allem auf die Wintersaison beschränkt (Bild: NLWKN).   Bildrechte: NLWKN
Ein Nager mit großem Appetit ist derzeit im Bereich der Hunte-Staatsstrecke aktiv. Auch wenn Biber große Bäume benagen können, sind diese Aktivitäten vor allem auf die Wintersaison beschränkt (Bild: NLWKN).
Spuren des Bibers in Oldenburg.   Bildrechte: NLWKN
Spuren des Bibers in Oldenburg.

Oldenburg. Seine unverkennbaren Bissspuren lassen keinen Zweifel: Seit Anfang November ist der Biber am landeseigenen Gewässer Hunte – der sogenannten „Staatsstrecke“ zwischen dem Wasserkraftwerk Oldenburg und der Oldenburger Straße – sehr aktiv. Der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) bemüht sich deshalb zusammen mit den zuständigen Naturschutzbehörden und Naturschutzverbänden um eine abgestimmte Strategie, um den mit dem Auftauchen des unter Schutz stehenden Neuankömmlings verbundenen Herausforderungen zu begegnen.

Biber sind in Deutschland heimisch, waren aber in vielen Regionen durch Bejagung ausgestorben und besiedeln nun diese Gebiete aufs Neue. „Sie gehören zu den nach Bundesnaturschutzgesetz besonders und streng geschützten Arten“, betont Dr. Jakob Fahr, Leiter des Aufgabenbereichs Artenschutz beim NLWKN in Hannover. Nach der letzten landesweiten Kartierung im Winter 2018/19 liegt die Gesamtpopulation der Biber in Niedersachsen bei etwa 500 Tieren, die sich auf vier Verbreitungsschwerpunkte sowie einige Einzelvorkommen beziehen. Das Stadtgebiet von Oldenburg zählte bisher nicht dazu.

Nach Hinweisen auf den ausgeprägten Appetit des Oldenburger Bibers musste man in den vergangenen Wochen indes nicht lange suchen: Einzelne Bäume an der Hunte wurden vom Nagetier bereits derart bearbeitet, dass diese unkontrolliert in die Hunte zu kippen drohten – eine Gefahr für die auf diesem Gewässerabschnitt sehr aktiven Ruderer und Kanufahrer. „Die betroffenen Bäume mussten aus Gründen der Verkehrssicherungspflicht deshalb leider kurzfristig entfernt werden“, erklärt Hergen Oetken, Aufgabenbereichsleiter beim NLWKN in Brake. Der Landesbetrieb ist für die Unterhaltung des Gewässerabschnitts zuständig.

Um bisher nicht betroffene, aus naturschutzfachlicher Sicht besonders wertvolle und das Landschaftsbild in besonderem Maße prägende Bäume vor dem Zugriff des Neuankömmlings zu schützen, setzt der NLWKN auf eng mit den Naturschutzbehörden der Stadt und des Landkreises Oldenburg abgestimmte Maßnahmen. So sollen die Baustämme bis zu einer Höhe von knapp 1,20 Meter durch ein Drahtgeflecht geschützt werden. Welche Bäume gezielt geschützt werden sollen, ist Gegenstand eines gemeinsamen Ortstermins mit den unteren Naturschutzbehörden und der Hunte-Wasseracht in dieser Woche.

Im Gegensatz zu den bisher entnommenen Bäumen soll der nächste vom Biber in den Fokus genommene Baum zudem in der Hunte verbleiben. Er soll auf der Gewässerböschung vor dem Abtreiben gesichert werden und dem Biber so eine Nahrungsgrundlage für den Winter bieten. Auch dieses Vorgehen stellt einen Versuch dar, weitere Bäume vor Schäden zu schützen. „Wir müssen den Umgang mit dem Biber erst erlernen und Erfahrungen sammeln“, so Oetken. Ziel sei es, gemeinsam mit den zuständigen Naturschutzbehörden und -verbänden eine abgestimmte Strategie zu entwickeln. „Es gilt auszuloten, durch welche Maßnahmen eine Koexistenz des Menschen und dieser streng geschützten Tierart vor Ort ermöglicht werden kann“, betont der Aufgabenbereichsleiter.

Den Aspekt des Hochwasserschutzes muss der NLWKN dabei in besonderem Maße berücksichtigen: Der Stauwasserspiegel in der Hunte liegt in weiten Teilen mehr als zwei Meter über dem angrenzenden Gelände. Beschädigungen der Hochwasserdeiche könnten im schlimmsten Fall zu weiträumigen Überschwemmungen führen und würden daher eine erhebliche Gefährdung für die Anwohner bedeuten. Der NLWKN bittet die Anwohner im Bereich der Hunte-Staatstrecke, Hinweise auf die Anwesenheit des Bibers umgehend zu melden – am besten per E-Mail und mit Fotobelegen (poststelle.bra-ol@nlwkn.niedersachsen.de).


NLWKN-Logo Bildrechte: NLWKN

Artikel-Informationen

erstellt am:
04.12.2023
zuletzt aktualisiert am:
11.12.2023

Ansprechpartner/in:
NLWKN Pressestelle

Nds. Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz
Göttinger Chaussee 76a / Am Sportplatz 23
30453 Hannover / 26506 Norden
Tel: +49 (0)511 3034-3322 sowie +49 (0)4931/ 947 -173 und +49 (0)4931/ 947 -181
Fax: +49 (0)4931/947 - 222

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