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Baggern für die Bekassine

Baumaßnahmen des NLWKN im Siedener Moor


Eine Bekassine, die auf gemähtem Gras steht, um über die umliegende Vegetation zu blicken. Am Boden feuchter Wiesen und an schlammigen Ufern brütet die Bekassine und ist aufgrund ihrer guten Tarnung nur selten zu sehen.   Bildrechte: Christopher Marlow/NLWKN
Eine Bekassine, die auf gemähtem Gras steht, um über die umliegende Vegetation zu blicken. Am Boden feuchter Wiesen und an schlammigen Ufern brütet die Bekassine und ist aufgrund ihrer guten Tarnung nur selten zu sehen.

Diepholz Im Naturschutzgebiet „Siedener Moor“ in der Samtgemeinde Siedenburg rücken aktuell nahe der westlich angrenzenden „Ölstraße“ (Abschnitt der Kreisstraße K14, Gemarkung Maasen) die Bagger an. Der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) führt hier Erd- und Gehölzarbeiten durch, um Lebensräume von Wiesenbrütern und weiteren Vogelarten der Feuchtgebiete zu erhalten und aufzuwerten. Profitieren soll vor allem die in Niedersachsen vom Aussterben bedrohte Bekassine, welche sich hier alljährlich zur Brut einfindet. Die Arbeiten werden planmäßig bis Ende September abgeschlossen. Insgesamt werden etwa acht Hektar öffentlicher und verbandlicher Naturschutzflächen entwickelt. Die Maßnahmen sind Teil des Projekts „Optimierung bedeutsamer Wiesenvogel-Lebensräume in Niedersachsen“.

Bekassinen benötigen nasse und möglichst offene Flächen, um dort zu brüten und ihre Küken großzuziehen. Daher sorgt der NLWKN mit diesem Vorhaben dafür, dass das Wasser im Siedener Moor langsamer versickert und abfließt. Durch den Bau niedriger Erddämme und die Verfüllung alter Entwässerungsgräben wird mehr Wasser im Randbereich des Moores zurückgehalten. Außerdem werden sogenannte Blänken angelegt, kleine Gewässer, welche im Frühjahr flach mit Wasser überstaut sind. So wird den Vögeln Schutz und ein Ort zur Nahrungssuche geboten. Gleichzeitig werden dichte Gehölzbestände entfernt, welche durch die frühere Entwässerung des Moores unter trockenen Bedingungen gewachsen waren. Das Freistellen ist notwendig, da Wiesenbrüter stark verbuschte Bereiche meiden. Hier könnten Nesträuber lauern und ihren Nachwuchs gefährden.

Angrenzend ist auf ehemaligem Grünland in den letzten Jahrzehnten ein stattlicher Schilfbestand als Landröhricht gewachsen, welcher als wertvolles Feuchtbiotop erhalten bleibt und durch die Maßnahmen optimiert wird. Hier fühlen sich weitere seltene Vogelarten wohl wie Rohrammer, Schwarzkehlchen, Schilfrohrsänger und Blaukehlchen.

Im Kernbereich des Naturschutzgebiets werden weitere Moorflächen von dichtem Birkenbewuchs freigestellt, um den natürlichen offenen Charakter eines Hochmoores wiederherzustellen. Hier waren bereits von 2020 bis 2022 ehemalige Torfstichbereiche in einem Projekt des NLWKN wiedervernässt worden. Auf den nassen Moorflächen brüten heute bedrohte Wasservögel wie die Krickente. In den Flachwasserbereichen halten sich zum Beispiel Kiebitze und Kraniche zur Rast und Nahrungssuche auf.

Entwickelt und beantragt wurde das Projekt von den Mitarbeitenden des seit 2020 laufenden EU-Projekts „LIFE IP GrassBirdHabitats“ innerhalb der Staatlichen Vogelschutzwarte des NLWKN. Eine der wichtigsten Aufgaben des LIFE-Teams ist das Einwerben von Fördergeldern zur Umsetzung von Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen für Wiesenvogel-Lebensräume in Niedersachsen. Die LIFE-Gebietsbetreuung kümmert sich in Zusammenarbeit mit weiteren Fachbereichen des NLWKN, den unteren Naturschutzbehörden, Ökologischen Stationen vor Ort und weiteren Akteuren um die Umsetzung der geplanten Maßnahmen.

Ein Blick über die angrenzenden Flächen des „Siedener Moors“ zeigt den Bewuchs durch Gehölze und Landröhricht. Die Bekassine bevorzugt als Lebensraum offene Grünflächen mit flachem Bewuchs.   Bildrechte: Cedric Gapinski/NLWKN
Ein Blick über die angrenzenden Flächen des „Siedener Moors“ zeigt den Bewuchs durch Gehölze und Landröhricht. Die Bekassine bevorzugt als Lebensraum offene Grünflächen mit flachem Bewuchs.

Hintergrundinformation zum LIFE IP Projekt „GrassBirdHabitats“ (LIFE19 IPE/DE/000004)

Der Schutz von Wiesenvögeln wie Uferschnepfe, Kiebitz und Brachvogel und deren Lebensräumen stehen im Fokus des von der Europäischen Union im Rahmen des LIFE-Programms geförderten Projekts. Ziel ist es, ein strategisches Schutzkonzept für Wiesenvogellebensräume in Westeuropa zu entwickeln, um Aktivitäten zu vernetzen und gezielte Schutzmaßnahmen abzustimmen. In Niedersachsen werden hierfür in 27 Projektgebieten, wie in der Diepholzer Moorniederung, am Dümmer, der Unterelbe oder der Hunteniederung, wiesenvogelfreundliche Maßnahmen umgesetzt. Hier gilt es beispielsweise, die Flächennutzung zu extensivieren und die Wasserstände zu optimieren.

Das Gesamtbudget des über zehn Jahre laufenden Projekts beträgt rund 27 Millionen Euro, darin 12 Millionen Euro vom Land Niedersachsen. Das Niedersächsische Umweltministerium als Projektträger hat die Staatliche Vogelschutzwarte im Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) mit der Umsetzung des Projekts beauftragt. Partner in Niedersachsen sind die Nationalparkverwaltung Niedersächsisches Wattenmeer und das Büro BioConsultOS. Projektpartner in den Niederlanden sind die Provinz Friesland, die Universität Groningen sowie die landwirtschaftliche Kooperative Collectief Súdwestkust (SWK) und der Naturschutzverband BondFrieseVogelWachten (BFVW). Im Rahmen des Projektes werden über 40 Arbeitsplätze der einzelnen Projektpartner finanziert, die wiederum weitere Mittel für den Wiesenvogelschutz aus anderen Finanzierunqsquellen einwerben.

Die dichte u. hoch bewachsene Fläche am „Siedener Moor“ soll durch Mulchmahd, der Anlage v. Blänken u. d. Verschließen nicht mehr benötigter Gräben wieder zu einer f. Wiesenbrüter offenen u. kurzrasigen Feuchtfläche entwickelt werden.   Bildrechte: Cedric Gapinski/NLWKN
Die dichte u. hoch bewachsene Fläche am „Siedener Moor“ soll durch Mulchmahd, der Anlage v. Blänken u. d. Verschließen nicht mehr benötigter Gräben wieder zu einer f. Wiesenbrüter offenen u. kurzrasigen Feuchtfläche entwickelt werden.

Artikel-Informationen

erstellt am:
20.08.2024
zuletzt aktualisiert am:
21.08.2024

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