Biologisches Erfolgsmonitoring in der renaturierten Schunter gestartet
Fische, Wirbellose und Wasserpflanzen stehen bei den Untersuchungen an der renaturierten Strecke in Braunschweig im Fokus
Hannover/Braunschweig.- Startschuss für eine besondere Erfolgskontrolle: Der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) lässt einen renaturierten Streckenabschnitt der Schunter im Stadtgebiet von Braunschweig biologisch untersuchen. Im Zentrum des bis Ende des Jahres geplanten Monitorings steht die Frage, ob die hier vor einigen Jahren umgesetzten Bauprojekte auch die gewünschte biologische Wirkung entfaltet haben.
„Ziel einer jeden Renaturierung ist es, dass die gewässertypischen Fische, Wirbellosen und Wasserpflanzen die neugestalteten und sich langsam entwickelnden Lebensräume langfristig besiedeln und sich damit der ökologische Zustand im Gewässer signifikant verbessert. Ob und in welchem Umfang dies hier gelungen ist, wird sich in den kommenden Monaten zeigen“, erläutert die NLWKN-Gewässerexpertin Claudia Wolff. Der Landesbetrieb führt regelmäßig entsprechende biologische Untersuchungen renaturierter Gewässer durch. Es gehe dabei auch darum, Rückschlüsse für kommende Renaturierungsvorhaben zu gewinnen, so die Biologin.
Die Schunter war 2021 und 2022 im Bereich Butterberg und Rühme bis unterhalb der Autobahn auf einer Strecke von 3,5 Kilometern umfassend renaturiert worden. Neben Anpassungen von Lauf und Profil war dabei auch die in die Jahre gekommene Sohlgleite am früheren Bienroder Wehr rück- und zu einer langen, naturnahen Sohlgleite umgebaut worden. Vorhabenträger war der Wasserverband Mittlere Oker (WVMO). Finanziert wurde das Projekt zu über 50% durch Fördermittel der EU und aus Haushaltsmitteln der Stadt Braunschweig. Auch die Stadtentwässerung Braunschweig (SE|BS) und die VW Financial Services AG beteiligten sich als Sponsoren an den Kosten. Insgesamt wurden an der Schunter 4,28 Millionen Euro investiert.
„Primäres Ziel war es, das gute ökologische Potenzial gemäß der europäischen Wasserrahmenrichtlinie zu fördern bzw. zu erreichen. Durch die angelegten mäandrierenden Gewässerläufe und die neuen Strukturen in Form von Totholz, Kiesbänken und Auenbiotopen entstanden vielfältige Lebensräume, die den Tieren Rückzugsräume bei Hoch- und Niedrigwasser bieten und damit zudem die Anpassungsfähigkeit bei Extremereignissen erhöhen“, so Verbandsvorsteher Dr. Bernd Hoppe-Dominik. Aus Sicht des NLWKN gehört das Projekt in Braunschweig bereits jetzt zu den Vorzeigeprojekten im Land. „Hier ist es in vorbildlicher Weise gelungen, Ziele der Gewässer- und Auenentwicklung mit den Vorteilen des naturnahen Wasserrückhalts in der Fläche zu verknüpfen, denn der Wasserrückhalt in den Auen kann die Wirkungen von Hochwasser und Dürre deutlich abdämpfen“, betont Wolff. Die Biologin ist daher zuversichtlich, dass die nun bevorstehenden, mit Landesmitteln finanzierten biologischen Untersuchungen entsprechend positiv ausfallen werden.
Untersuchungen an sechs Probeabschnitten
Geplant sind in den kommenden Monaten Untersuchungen der Fische, Wirbellose und Wasserpflanzen an sechs Probeabschnitten der Schunter, die sich über die gesamte Renaturierungsstrecke verteilen und die charakteristischen Maßnahmentypen abdecken. Den Start machen Probenahmen der Wirbellosenfauna, zu der viele verschiedene Insektengruppen wie Stein-, Köcher- und Eintagsfliegen, Wasserkäfer, Libellen, aber auch Flohkrebse, Schnecken, Muscheln und Ringelwürmer gehören. Die Wirbellosen besiedeln die Gewässersohle und sind spezialisiert auf verschiedenste Substrate. Eine hohe Substratvielfalt wiederum lässt auch eine hohe Artenvielfalt erwarten.
Im Sommer sollen Kartierungen der Wasserpflanzen und Algenflora folgen. „Diese sind besonders aufschlussreich darüber, ob es noch Negativeinflüsse gibt, etwa starker Sandtrieb auf der Sohle, zu hohe oder zu niedrige Fließgeschwindigkeiten oder zu hohe Nährstoffeinträge“, so der NLWKN. In Spätsommer und Herbst schließlich finden die Befischungen statt. „Die Fischfauna ist ein hervorragender Anzeiger guter und vielfältiger Gewässer- und Auestrukturen, denn die verschiedenen Fischarten und ihre Altersstadien benötigen als Nahrungs-, Laich- und Rückzugshabitat verschiedenste Gewässer- und Auestrukturen“, erklärt Wolff. Im Herbst soll zudem eine zweite Probenahme der Wirbellosenfauna erfolgen.
Im Rahmen der Auswertung werden die Ergebnisse der Probestellen untereinander und mit denen einer oberhalb liegenden Vergleichsprobestelle verglichen. Für Wirbellose und Fische ist zudem ein Vergleich mit den im alten Schunterlauf vor Umsetzung erhoben Daten vorgesehen. Außerdem sollen die Befischungsergebnisse mit allgemeinen Daten des Fischbestandes aus zurückliegenden Jahren verglichen und damit die Entwicklung der Fischfauna bewertet werden. Der Abschlussbericht wird voraussichtlich 2026 vorliegen.
Das hiesige Erfolgsmonitoring reiht sich ein in eine Reihe landesweit durchgeführter Monitorings, die der NLWKN im letzten Jahr in einem Sonderbericht vorgestellt und deren Ergebnisse zusammengefasst hat (für weiterführende Informationen vgl. Fließgewässerentwicklung: Erfolgreiche Ansätze – langer Weg zum Ziel | Nds. Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz)
Artikel-Informationen
erstellt am:
16.04.2025
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