Cuxhavener Küstenheiden: Erster Nachwuchs bei Wisenten
9. Mai 2008 // Dem kleinen Kälbchen geht es gut
Lüneburg/ Cuxhaven – Besuchern des Life-Natur-Projektgebietes Cuxhavener Küstenheiden bietet sich in diesen Tagen ein besonderer Anblick: Bei den Wisenten hat sich der erste Nachwuchs eingestellt. Ein weibliches Kälbchen erkundet unter der Obhut seiner Mutter "Ega" das Wisentgehege mit seinen Wäldern, Heiden, Magerrasen und Tümpeln.
"Ega, die 13 Jahre alte Leitkuh der Cuxhavener Wisentherde, ist Anfang Dezember 2007 bereits tragend aus dem Wildpark Lüneburger Heide in die Küstenheiden umgesiedelt", erklärte Projektleiter Danny Wolff vom NLWKN (Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz). "Flirr", der mit knapp zwei Jahren noch recht junge Cuxhavener Wisentbulle, der aus dem Wisentgatter Farchau im Naturpark Lauenburgische Seen stammt, ist damit nicht der Vater des Kalbes. "Aufgrund des ebenfalls jungen Alters der anderen Wisentkühe ist mit weiteren Kälbern frühestens im nächsten Jahr zu rechnen", so Wolff weiter.
Der NLWKN sucht noch nach einem passenden Namen für das Wisentkalb. Kinder aus dem Raum Cuxhaven können hierfür gerne Vorschläge machen. Da sich das Wisentgehege am Europäischen Wisent-Zuchtbuch beteiligt, muss der Name allerdings mit den Buchstaben "Cu" beginnen. So kann zukünftig jeder bereits am Namen erkennen, dass der Wisent aus den Cuxhavener Küstenheiden stammt. Für den Namenspaten und seine Familie winkt als Belohnung eine individuelle Führung durch die Küstenheiden. Kinder bis 12 Jahre sollten ihre Namensvorschläge unter Angabe ihres Alters bis zum 23. Mai 2008 an den NLWKN, Betriebsstelle Lüneburg, Aufgabenbereich L42, Adolph-Kolping-Straße 6, 21337 Lüneburg, oder per E-Mail an Danny.Wolff@nlwkn-lg.niedersachsen.de senden.
Reinhard Hasenkampf, aktiver Landwirt aus Berensch und vom NLWKN als Tierbetreuer eingesetzt, entdeckte das Wisentkalb am 6. Mai 2008 als Erster. "Mit ca. 45 Hektar besitzt das Wisentgehege eine beachtliche Größe. Der Wechsel zwischen Wald und Offenland bietet den Tieren gute Weide- und Rückzugsmöglichkeiten. Erfahrungsgemäß können die Wisente am ehesten in den Nachmittags- und frühen Abendstunden vom Berenscher Heideweg aus beobachtet werden", betonte Hasenkampf. Der Betreuer sieht täglich nach den Tieren.
Der Wisent ist das größte Landsäugetier Europas. Ursprünglich war diese Tierart überall verbreitet: von Spanien bis Sibirien und Skandinavien. Er wurde jedoch in früheren Jahrhunderten stark bejagt und verfolgt. In Mitteleuropa wurde der Wisent bereits im Jahre 1788 ausgerottet, weltweit wurde das letzte frei lebende Tier in den 1920er Jahren getötet. Damit stand die Art am Rande des vollständigen Aussterbens. Zu dieser Zeit gab es weltweit nur noch 54 Tiere in Zoos und Wildgehegen. Nur durch gezielte Züchtungen konnte der Bestand bis heute auf wieder etwa 3.500 Tiere ansteigen. Die Mehrheit aller Wisente lebt nach wie vor in menschlicher Obhut. Nur in Osteuropa gibt es wenige wild lebende Populationen, die alle ursprünglich auf Auswilderungen zurückgehen. Die Schutzgemeinschaft Deutsches Wildtier hat den Wisent deshalb zum Wildtier des Jahres 2008 gekürt. "Die erfolgreiche Nachzucht ist damit ein wichtiger Beitrag zum Artenschutz und zur Erhaltung der biologischen Vielfalt.", erklärte Wolfgang Löwe vom Life-Projektpartner BIMA (Bundesanstalt für Immobilienaufgaben, Bundesforst-Hauptstelle Wense).
Die Pflegebeweidung mit den Wisenten war im Winter mit dem Schälen der Späten Traubenkirsche bereits gut angelaufen. Jetzt machen die Tiere sich verstärkt über das frisch austreibende Laub dieser aus Nordamerika eingeführten konkurrenzstarken Gehölzart her, die die ökologisch wertvollen Heiden und Magerrasen zu verdrängen droht. Nähere Informationen zum Life-Natur-Projekt Cuxhavener Küstenheiden, das von der EU und vom Niedersächsischen Ministerium für Umwelt und Klimaschutz gefördert wird, sind unter der Internet-Adresse www.life-kuestenheiden.niedersachsen.de erhältlich. Dort steht auch das Info-Faltblatt des NLWKN mit Darstellung des Wisentgeheges und der Heckrinder- und Konik-Großkoppeln zum Download bereit (Navigationspunkte: Maßnahmen/ Naturerleben und -information).
Ega mit Kalb
Artikel-Informationen
Ansprechpartner/in:
Gerd-Michael Heinze
Nds. Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz
Außenstelle "Naturschutzstation Unterelbe"
Geschäftsbereich Naturschutz
Alte Hafenstr. 2
D-21729 Freiburg
Tel: +49 (0)4779 / 92681-14
Fax: +49 (0)4779 / 92681-15