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Ein offener, sonniger Moordamm für die Schlingnatter

Artenschutz: Arbeiten im Naturschutzgebiet „Holler- und Wittemoor“ vor der Umsetzung


Gefährdet, aber keine Gefahr: Die seltene Schlingnatter ist ungiftig und lebt sehr versteckt (Foto: Ulrich Schulte).   Bildrechte: Ulrich Schulte
Gefährdet, aber keine Gefahr: Die seltene Schlingnatter ist ungiftig und lebt sehr versteckt (Foto: Ulrich Schulte).

Wesermarsch/Berne und Oldenburg/HudeZusammen mit lokalen Akteuren setzt sich der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) vielerorts für den Schutz der seltenen Schlingnatter ein. Im Naturschutzgebiet „Holler- und Wittemoor“ bei Hude werden deshalb in den kommenden Wochen Gehölze entfernt, um einen lichten, strukturreichen Lebensraum entlang eines Moordammes zu schaffen. Gleich zwei Untere Naturschutzbehörden unterstützen die Maßnahme, da die Landkreisgrenze zwischen Oldenburg und der Wesermarsch mitten durch das Naturschutzgebiet verläuft.

Große Maschinen im Naturschutzgebiet? Da muss doch etwas faul sein!, werden sich vielleicht bald Besucherinnen und Besucher im „Holler- und Wittemoor“ denken. Doch hier geht alles mit rechten Dingen zu. Der Baggereinsatz ist Teil einer Naturschutzmaßnahme. Hier lebt nämlich die seltene Schlingnatter, die EU-weit unter Schutz steht. Gut getarnt und oft versteckt ist die kleine harmlose Würgeschlange allerdings nur selten zu Gesicht zu bekommen. „Die Schlingnatter sonnt sich gerne an alten Moordämmen und geht dort auf die Jagd, zum Beispiel nach Eidechsen und Mäusen“, erzählt Thomas Kutter, Projektkoordinator beim NLWKN Hannover. „Hier am Hauptweg im Holler- und Wittemoor ist dieser geeignete Bereich leider immer schmaler geworden, weil Birken, Kulturheidelbeere und Spätblühende Traubenkirsche sich ausbreiten“, so Kutter.

Enge Abstimmung – maximale Rücksichtnahme

Da hilft nun nur noch der Bagger, um den Gehölzen entgegen zu wirken. Bei den Arbeiten wird dabei darauf geachtet, dass nicht ins Moor hineingefahren, sondern vom Weg aus gearbeitet wird – und so möglichst wenig Schaden an den wertvollen Moorflächen entsteht. „Die Umsetzung findet in einer Zeit statt, in der die Brutphase der Vögel bereits vorbei, die Schlingnatter aber noch aktiv ist“, erklärt Britta Belkin von der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Oldenburg. „Das hat den Vorteil, dass wir die Schlingnatter nicht im Winterquartier erwischen und sie in die Randbereiche fliehen kann, wenn sie die Erschütterung der Maschinen spürt.“ Die Maßnahme wird zusätzlich von einem vom NLWKN beauftragten Reptilien-Experten begleitet und dauert nur wenige Tage. Finanziert wird sie durch das EU-geförderte Integrierte LIFE-Projekt „Atlantische Sandlandschaften“, das in Niedersachsen durch den NLWKN umgesetzt wird.

Das „Holler- und Wittemoor“ ist ein besonderes Gebiet, das seit 1988 unter Naturschutz steht. „Es ist der Rest eines ehemaligen Randhochmoores, das in der Vergangenheit durch Abtorfung und Entwässerung in Mitleidenschaft gezogen wurde. Trotzdem bietet es aktuell immer noch hochmoortypischen Arten und Lebensgemeinschaften einen wichtigen Rückzugsraum in unserer heutigen Kulturlandschaft. Mit dieser Maßnahme leisten wir einen wichtigen Beitrag zum Erhalt einer geschützten Art“, stellt Anna Wiersbinski von der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Wesermarsch fest. Das gesamte Gebiet befindet sich im Eigentum der Domänenverwaltung, also im Landeseigentum.

Hintergrund zum Integrierten LIFE-Projekt „Atlantische Sandlandschaften“

Das Projekt setzt zwischen 2016 bis 2026 Maßnahmen zum Erhalt der biologischen Vielfalt in fast ganz Niedersachsen und weiten Teilen Nordrhein-Westfalens um. Die beiden Bundesländer finanzieren 40 % des IP LIFE, die anderen 60 % werden durch die Europäische Kommission gefördert. Im Fokus stehen neben der Schlingnatter und weiteren gefährdeten Arten wie Kreuz- und Knoblauchkröte auch nährstoffarme Lebensräume. Beispiele hierfür sind Borstgrasrasen und Binnendünen. In Niedersachsen wird das Projekt durch den NLWKN umgesetzt.


Ein Sandweg zwischen den Bäumen. Links und rechts stehen Bäume, unter anderem Fichten und Birken.   Bildrechte: Kutter/NLWKN
Der lichte Randbereich des Hauptweges im Holler- und Wittemoor soll verbreitert werden, damit die Schlingnatter einen größeren, geeigneten Lebensraum zur Verfügung hat.
Neben dem Weg ist ein kleines Gewässer, Gras und Bäume.   Bildrechte: Braasch/NLWKN
Im Randbereich des Hauptweges wachsen bereits Pfeifengras und Besenheide, hier kann sich die Schlingnatter gut entlang schlängeln. Die kleinen vorhandenen Gewässer sollen ebenfalls wieder mehr Licht bekommen.

Artikel-Informationen

erstellt am:
23.09.2024

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