NLWKN Niedersachsen klar Logo

Elbe: Umwelt-Staatssekretär informiert sich über aktuelle Ansätze im Hochwasserschutz

Doods: „Wasserstände bei Hochwasserereignissen wirksam absenken“ // Deichrückverlegungen als Option


Bleckede 2002, 2003, 2006, 2011 und zuletzt 2013: immer wieder sorgen extreme Hochwasserereignisse für angespannte Situationen entlang des 113 Kilometer langen niedersächsischen Elbeabschnitts. Länderübergreifend arbeiten deshalb Politik, Verbände und Behörden an einer fortlaufenden Verbesserung der Hochwasservorsorge und des Hochwasserschutzes. Über den aktuellen Stand abflussverbessernder Maßnahmen im Bereich der Mittelelbe informierte sich heute der Staatssekretär im Niedersächsischen Ministerium für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz, Frank Doods: Im Feuerwehrhaus Bleckede traf er sich hierzu mit Akteuren aus Niedersachsen und dem benachbarten Mecklenburg-Vorpommern.

„Unser gemeinsames Ziel muss es sein, durch geeignete Projekte eine wirksame Absenkung der Wasserstände bei Hochwasserereignissen herbeizuführen. Dieses wichtige Anliegen darf nicht an gedanklichen Barrieren oder Ländergrenzen scheitern“, brachte Doods das erklärte Anliegen der 18 anwesenden Vertreter von Kommunen, Behörden und Verbänden der Region auf den Punkt. Unter Regie des Niedersächsischen Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) werden die verschiedenen Varianten von Absenkungsmaßnahmen auf ihre Machbarkeit hin überprüft. Ein erstes Modellierungsergebnis des Magdeburger Instituts für Wasserwirtschaft und Umweltschutz (IWU) hatte ergeben: Flutpolder mit gezielter Aufnahme von Wassermassen im Bereich Vitico und Boizenburg sind aufgrund der relativ langen Hochwasserscheitel der unteren Mittelelbe eher keine wirksame Lösung.

Inwieweit auch Deichrückverlegungen eine denkbare Methode zur Senkung des Hochwasserspiegels sein können, soll unter anderem die aktuelle Machbarkeitsstudie „Vitico“ klären. Auftraggeber der Studie ist der Artlenburger Deichverband. Sie nimmt einen noch weitgehend unbebauten Uferabschnitt zwischen Radegast und Bleckede genau in den Blick. „Aufgrund der oftmals vorhandenen Bebauung in Flussnähe kommen an der niedersächsischen Elbe nur wenige Räume für eine solche Deichrückverlegung in Frage“, betonte Doods vor Ort im Rahmen einer Besichtigung am linken Elbeufer. „Eine bundesländerübergreifend durchgeführte Deichrückverlegung kann nach jetzigem Kenntnisstand auch ohne zusätzlichen Flutpolder eine Wasserspiegelreduktion in der Elbe von bis zu 25 Zentimetern bewirken“, betonte Clemens Löbnitz von der NLWKN-Betriebsstelle Lüneburg im Rahmen des Ortstermins mit Staatsekretär Doods.

Bei der anschließenden Informationsveranstaltung im Feuerwehrhaus Bleckede wurden dann auch weitere mögliche abflussverbessernde Maßnahmen und Ansätze der bundesländerübergreifenden Zusammenarbeit im Hochwasserschutz angesprochen. Wichtig ist der derzeit erarbeitete Auenstrukturplan, dessen Ziel es ist, klar abgegrenzte Abflusskorridore zwischen den Elbdeichen vorzubereiten. Mit Umsetzung des Auestrukturplanes werden für den Hochwasserabfluss möglichst bewuchsfreie Bereiche geschaffen, um den Hochwasserscheitel zu begrenzen. Bei der Debatte standen zudem die Fortschritte bei der Deichbestandsanalyse auf der Agenda. Sie soll Aufschluss darüber geben, ob und in welchem Abschnitt Handlungsbedarf an den niedersächsischen Elbedeichen besteht. „Auf Basis einer Zustandsanalyse kann ein Sanierungsplan erstellt werden, mit dem Schwachpunkten im Deich mit entsprechenden Maßnahmen gezielt begegnet werden kann“, so Clemens Löbnitz.

Langjährige Pegelaufzeichnungen des NLWKN machen deutlich, dass seit Mitte der 1980er Jahre insbesondere die Hochwasserstände immer höher angestiegen sind. „Diesen Trend gilt es durch abflussverbessernde Maßnahmen zu stoppen, damit Hochwasserschutzanlagen wie Deiche und Schöpfwerke ihre Funktion auch in Zukunft sicher erfüllen können“, betont Rainer Carstens, Geschäftsbereichsleiter Planung und Bau wasserwirtschaftlicher Anlagen und Gewässer beim NLWKN. In den vergangenen Jahren wurden an der Elbe mehr als 170 Millionen Euro in den Hochwasserschutz investiert. Weitere rund 70 Millionen Euro stehen für die kommenden Jahre bereit, um die Menschen am Fluss bestmöglich vor den Folgen eines Hochwassers zu schützen.

  Bildrechte: NLWKN
Dem Fluss insgesamt wieder mehr Raum zu geben und damit den Wasserspiegel bei Hochwasser zu senken, ist das Prinzip von gezielten Rückdeichungen. In Vitico informierte sich Staatssekretär Frank Doods (4.vl.) über den Stand der aktuellen Studien.
Presseinformation Bildrechte: NLWKN

Artikel-Informationen

erstellt am:
05.10.2018

Ansprechpartner/in:
NLWKN Pressestelle

zum Seitenanfang
zur mobilen Ansicht wechseln