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Neue Studie: Kläranlagen bremsen Mikrofasern aus

Positive Aspekte für die Qualität der Gewässer // Presseinformation vom 1. Juni 2017


Über Waschmaschinen werden beträchtliche Mengen an Mikrofasern aus Kunststoff ins Abwasser eingetragen. Kläranlagen scheinen diese jedoch fast vollständig aus dem Abwasser zu entfernen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie, die der NLWKN (Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz) in Auftrag gegeben hat. Experten des Instituts für Umweltsystemforschung der Universität Osnabrück untersuchten den Eintrag von Mikrofasern aus dem Waschen von Textilien ins Haushaltsabwasser. Betrachtet wurden u.a. gebrauchte und neuwertige Sportbekleidung, Fleece-Jacken, Mützen Schals und Decken aus den synthetischen Materialien Polyester, Polyamid und Polyacrylnitril. Hintergrund ist der Schutz der Tier- und Pflanzenwelt in Flüssen und Meeren.

„Wir brauchen Fakten, um daraus sinnvolle Maßnahmen zur Reduzierung des Eintrags von Mikroplastik in Gewässer ableiten zu können“, erklärte Ute Schlautmann vom NLWKN. In der Studie wurden im Abwasser von Waschmaschinen erhebliche Mengen an Mikrofasern festgestellt. Bei der Kläranlage in Osnabrück konnte allerdings gezeigt werden, dass diese Mikrofasern in der Abwasserreinigung fast gänzlich zurückgehalten werden. „Das ist zunächst einmal positiv für die Gewässerqualität“, so Schlautmann. Es bestehe jedoch Bedarf für weitere Untersuchungen, um die gute Rückhaltekapazität bezüglich Textilfasern auch bei anderen Kläranlagen zu überprüfen.

Geklärt werden müsse auch der Verbleib der Fasern im Klärschlamm und ob diese über den Umweg der landwirtschaftlichen Nutzung doch noch in die Umwelt gelangen. „Ebenso muss geklärt werden, durch welche Quellen die Mikrofaserbelastung der Flüsse und der Meere verursacht wird“, sagte Schlautmann abschließend.


Hintergrund-Informationen:

Was sind Mikropartikel?

Als Mikropartikel werden Kunststoffe bezeichnet, die kleiner als fünf Millimeter sind. Unter dem Oberbegriff Mikroplastik werden neben Kunststoffteilen auch synthetische Mikrofasern erfasst. Mikroplastik und -fasern werden als besondere Gefahrenquelle für die Ökosysteme gesehen. Mikrofasern können aufgrund ihrer geringen Größe von den meisten marinen Organismen aufgenommen werden. Die Fasern neigen im Organismus zu Knäuelbildung und können zu Verstopfungen des Magen-Darm-Trakts führen. Eine Anreicherung von organischen Schadstoffen durch Adsorption ist nicht auszuschließen. Die Frage, inwieweit die Aufnahme von Plastikpartikeln durch Organismen auf diese Weise zu einer erhöhten Bioakkumulation toxischer Substanzen beiträgt, ist noch weitestgehend ungeklärt.

Einzelheiten zur Studie:

Experten des Instituts für Umweltsystemforschung der Universität Osnabrück untersuchten den Eintrag von Mikrofasern aus dem Waschen von Textilien ins Haushaltsabwasser. Betrachtet wurden u.a. gebrauchte und neuwertige Sportbekleidung, Fleece-Jacken, Mützen Schals und Decken aus den synthetischen Materialien Polyester, Polyamid und Polyacrylnitril. Die Textilien wurden in einer handelsüblichen Waschmaschine unter den auf den Etiketten angegebenen Vorgaben gewaschen. Die Fasern wurden aus dem Ablauf der Waschmaschine mit einem 63 µm Sieb gefiltert, mit chemischen Verfahren von Verunreinigungen befreit, und Stichproben einer FTIR-Analyse (Abkürzung für Fourier-Transformations-Infrarotspektroskopie) unterzogen. Dieses Infrarot-Verfahren erlaubt eine zweifelsfreie Identifikation von Kunststoffen.

Die Ergebnisse der Untersuchungen zeigen, dass die Eintragsmenge vorrangig von der Oberflächenbeschaffenheit der gewaschenen Textilien abhängt; die Wahl des Waschmittels oder die Waschzeit haben keinen messbaren Einfluss. Der Eintrag von Polyamid und Polyester aus Sportbekleidung mit glatter Oberfläche lag im Durchschnitt bei 18 mg pro kg Wäsche, während Rückstandsmengen von Polyester oder Polyacrylnitril aus Textilien mit rauer Oberfläche (Fleece-Jacken, Wohn-Decken, Schals, Mützen, Strickjacken) im Durchschnitt 89 mg pro kg Wäsche betrugen. Die ausgewaschenen Mengen waren so groß, dass die Fasern nicht mehr gezählt, sondern nur gewogen werden konnten. Hochrechnungen der Daten ergeben, dass bei einem durchschnittlichen Waschverhalten der tägliche Eintrag bei etwa 85.000 synthetischen Mikrofasern pro Person liegt und der tägliche Gesamteintrag einer Stadt von 100.000 Einwohnern bei 1,71 kg.

Kläranlagen scheinen die Partikel allerdings zu mehr als 98% zurückzuhalten. Zu diesem Ergebnis kamen die Wissenschaftler nach orientierenden Untersuchungen an der Kläranlage Osnabrück und in dem das gereinigte Abwasser aufnehmenden Fluss Hase. Die Menge der im Abwasser und Flusswasser detektierten Fasern ist vergleichsweise gering und die meisten weisen keine Ähnlichkeit mit Textilfasern auf, die in Waschrückständen identifiziert wurden.

Ansprechpartner bei der Universität Osnabrück (Institut für Umweltsystemforschung):

Jörg Klasmeier (jklasmei@uni-osnabrueck.de. 0541/969-2574)

Download Studie


Presseinformation Bildrechte: NLWKN

Artikel-Informationen

erstellt am:
01.06.2017
zuletzt aktualisiert am:
27.06.2017

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