Neues Seevermessungsschiff nimmt Gestalt an
Kiellegung in Derben (Sachsen-Anhalt) // Ersatz für zwei altgediente See-Vermessungseinheiten
Norden/Derben. Bisher zog es nur im Computermodell seine Runden über die Nordsee – ab sofort nimmt das neue Vermessungsschiff des Niedersächsischen Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) auch physisch Gestalt an: Auf dem Gelände der Schiffswerft Hermann Barthel in Derben in Sachsen-Anhalt fand am Donnerstag (01.06.) die feierliche Kiellegung für den rund 17 Meter langen Schiffsneubau statt. Er soll ab Sommer 2024 im Rahmen der verschiedenen Seevermessungsaufgaben des Landesbetriebs in den Übergangs- und Küstengewässern zum Einsatz kommen.
Die Kiellegung als feierlicher Beginn der Montage des Schiffsrumpfs markiert den Start der eigentlichen Schiffbauarbeiten. Nach Fertigstellung soll das neue Schiff zur Bewältigung von umfangreichen Seevermessungen für gewässerkundliche, wasserwirtschaftliche und wasserbauliche Aufgabenstellungen eingesetzt werden und damit einen unverzichtbaren Beitrag für Küstenschutzplanungen und Monitoringaufgaben leisten. Im Rahmen des Neubau-Projekts investiert das Land Niedersachsen aus Corona-Sondermitteln rund vier Millionen Euro in die Modernisierung seines Schiffsbetriebs und Vermessungsequipments.
Während der Kiellegung, bei der traditionell Münzen als Glücksbringer in den Schiffsrumpf eingebracht werden, betonten die Festrednerinnen, Werft-Geschäftsführerin Corinna Barthel und NLWKN-Geschäftsbereichsleiterin Anja Lorenz aus der Betriebsstelle Norden, die gute Zusammenarbeit im Rahmen des gemeinsamen Projekts. An diesem ist auch das Ingenieurbüro S.M.I.L.E. Engineering GmbH aus Heikendorf bei Kiel mit Planungsleistungen und der anstehenden Bauaufsicht beteiligt.
Das neue Seevermessungsschiff integriert zukünftig die Funktionen gleich zweier bisheriger Vermessungseinheiten des Landesbetriebs in einer Schiffseinheit. Dabei ersetzt es unter anderem die inzwischen 70 Jahre alte „Memmert“. „Es handelt sich aber weder schiffsbautechnisch, noch hinsichtlich seiner künftigen Aufgaben um einen schlichten eins-zu-eins-Nachbau eines bestehenden NLWKN-Schiffes. Auch deshalb ist der Neubau für uns ein besonderes Projekt“, so Lorenz.
Einsatz zwischen Ems und Jade
Die Ingenieure mussten im Rahmen ihrer Planungen ein breites Einsatzspektrum und Aufgabenfeld berücksichtigen: „Zwischen Ems und Jade soll der Schiffsneubau die Watteinzugsgebiete der Seegatten, die Inselriffbögen und die Vorstrände der Ostfriesischen Inseln vollständig vermessen“, erklärt Holger Dirks, Aufgabenbereichsleiter Vermessung der Forschungsstelle Küste des NLWKN, das Einsatzgebiet. Auch die Objektvermessung von Seebuhnen und anderen Küstenschutzanlagen, die hydrographische Vermessung der landeseigenen Außentiefe an der Ostfriesischen Küste und der Jade sowie das Monitoring von Sandentnahmestellen für Strandaufspülungen oder Schutzdünenverstärkungen gehören zum Aufgabenspektrum des künftigen NLWKN-Schiffs. Hierzu wird es mit modernster Seevermessungstechnik wie einem Fächerecholot und einem Sedimentecholot ausgestattet. Auch eine Vorrichtung zum Aussetzen von Gewässersonden und eines autonomen Messfahrzeugs sowie ein Start- und Landeplatz für unbemannte Flugsysteme gehören zur Ausstattung.
Um dieses breite Vermessungsspektrum auch schiffstechnisch zu gewährleisten, mussten in der Planungsphase einige schiffbauliche Fragestellungen abgewogen und entschieden werden. Hierzu zählt der Einbau eines Wasserstrahlantriebs. Er soll eine möglichst hohe Manövrierfähigkeit sicherstellen, die gerade auch bei langsamer Vermessungsfahrt unverzichtbar ist. „Der Bau- und Ausrüstungsstandard des Neubaues liegt deutlich über dem der bisherigen Schiffe und gibt uns hier ein wirkliches Seeschiff an die Hand, welches wir künftig breit gefächert einsetzen können“ ergänzt Dirk Oberliesen, Aufgabenbereichsleiter Schiffsbetrieb und Schadstoffunfallbekämpfung in Norden.
Artikel-Informationen
erstellt am:
02.06.2023
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