Professionelle Überwachung des Wassers führt zur Veränderung
1000 Grundwassermessstellen liefern wichtige Daten für die Politik // Presseinformation vom 19. Mai 2015
Mit Hilfe von 400 Messstellen an Flüssen, Bächen und Seen sowie mehr als 1000 Grundwassermessstellen überwacht der NLWKN (Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz) kontinuierlich die Gewässergüte. Die Ergebnisse, zum Beispiel die ausführliche Auswertung zur Stickstoff- und Phosphatbelastung niedersächsischer Gewässer, sind jetzt schnell und einfach in der niedersächsischen Landesdatenbank für wasserwirtschaftliche Daten nachzulesen: www.wasserdaten.niedersachsen.de.
Neben der aktuellen Nährstoffsituation von Oberflächenwasser und Grundwasser lässt sich durch Anklicken für jede Messstelle die Entwicklung der Nährstoffgehalte in Form übersichtlicher Zeitreihen abrufen. „Die Daten sprechen eine deutliche Sprache“, betonte Umwelt-Staatssekretärin Almut Kottwitz am Dienstag bei der Vorstellung des in Jahresberichts des NLWKN in Norden: „An vielen Flüssen und Seen erreichen die Stickstoff- und Phosphorgehalte hohe Werte. Das Grundwasser ist in weiten Bereichen Niedersachsens mit Nitrat belastet“. So sind 51 der 123 Grundwasserkörper und damit rund 59 Prozent der niedersächsischen Landesfläche nach dem derzeit veröffentlichten Bewirtschaftungsplanentwurf zur Wasserrahmenrichtlinie als im schlechten Zustand einzuordnen.
Sorgen bereiten darüber hinaus auch die Spurenstoffe, zum Beispiel Wirkstoffe der Pharmazie und Chemie, die in großen Mengen in der Humanmedizin und in der Tier- und Pflanzenproduktion sowie in der Industrie eingesetzt werden, die aber leider auch in den Wasserkreislauf gelangen. Deshalb untersucht der NLWKN bestimmte Spurenstoffe in den Gewässern Niedersachsens. Nachgewiesen werden sie mit modernster Umweltanalytik in niedrigsten Konzentrationen (Nanogramm pro Liter, ng/l). Spurenstoffe können bereits in geringen Mengen Umwelt gefährdend wirken, wenn sie giftig und nur schwer abbaubar sind und sich obendrein in der Umwelt über die Nahrungskette in Lebewesen (zum Beispiel Fischen) anreichern.
Im Grundwasser wurden des öfteren Pflanzenschutzmittelwirkstoffe und zunehmend deren Abbauprodukte nachgewiesen. Auch muss angesichts vereinzelter Funde von Tierarzneimittel- oder Humanarzneimittelwirkstoffen mit neuen Stoffgruppen gerechnet werden. „Aufgrund der Befundlage wird der NLWKN sein Monitoring und die analytischen Laborkapazitäten noch erweitern“, kündigte Kottwitz an.
Arzneimittelwirkstoffe werden vom Organismus bei Mensch und Tier nicht vollständig umgesetzt und mitunter zu mehr als 70 Prozent wieder ausgeschieden. Sie gelangen mit dem Abwasser in die Fließgewässer beziehungsweise mit Gülle und Mist über den Boden in das Grundwasser. In Deutschland werden jährlich etwa 1.600 Tonnen Antibiotika in der Tiermedizin und 630 Tonnen Antibiotika in der Humanmedizin eingesetzt, wobei der regionale Verbrauch an Tierarzneimitteln proportional zur Viehbesatzdichte ist. Der Absatz von Pflanzenschutzmitteln beträgt bundesweit ca. 32.500 Tonnen, davon sind 55 Prozent Herbizide.
Dass die professionelle Überwachung des Grundwassers und des Oberflächengewässers auch die Basis für kontinuierliche Verbesserungen der Gewässergüte ist, machte der Direktor des NLWKN, Siegfried Popp an einem Beispiel fest: Die biologische Untersuchung des Makrozoobenthos im Fließgewässer, also der am Boden lebenden Kleinsttiere, die mit dem Auge noch erkennbar sind, sei seit 1985 Aufgabe der Wasserwirtschaft in Niedersachsen. Die Ergebnisse wurden anhand klassischer Gewässergütekarten regelmäßig dargestellt. „So konnte die schlechte Wasserqualität der Fließgewässer in den 1980er und 1990er Jahren veranschaulicht werden. Das führte dazu, dass hinsichtlich der Nährstoffe die Reinigungsleistung der kommunalen Kläranlagen erheblich erhöht wurde, und sich somit die biologische Gewässergüte der Flüsse und Bäche in weiten Teilen deutlich verbessert hat“. Sein Fazit: „Die vom NLWKN erhobenen Daten und deren Bewertung sind eine entscheidende Handlungsgrundlage für die Politik“.
Kottwitz abschließend: „Die diffuse Stickstoffbelastung des Grundwassers müssen wir in enger Zusammenarbeit mit der Landwirtschaft weiter verringern. Mit Blick auf die Spurenstoffe gilt es jetzt, die Einträge deutlich zu reduzieren und somit teure End-of-Pipe-Lösungen zu vermeiden“.
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erstellt am:
19.05.2015