Regenmassen für die „Hannoversche Moorgeest“
Niederschlagsreicher Winter begünstigt die Wiedervernässung, sorgt aber auch für praktische Herausforderungen
Hannover. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge haben die Ingenieure des Niedersächsischen Landesbetriebes für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) im LIFE+- Projekt „Hannoversche Moorgeest“ die erheblichen Niederschläge der letzten Monate beobachtet. Das Regenwasser wird in den Mooren dringend gebraucht. Trotz wassergesättigter Moorböden waren jedoch umfangreiche Renaturierungsarbeiten zu erledigen, für die jeweils nur wenige Monate zur Verfügung stehen. Entsprechend groß waren die Herausforderungen für Naturschützer und Bauunternehmen.
Die Baumaßnahmen nördlich von Hannover dienen dem Regenwasserrückhalt. Durch die Verbesserung der Moorwasserstände soll die ökologische Revitalisierung der Moore vorangetrieben werden. Etwa zwei Drittel der Gesamtmaßnahmen sind bereits abgeschlossen. „Hiervon profitieren die moortypischen, an bodensaure Verhältnisse angepassten Tier- und Pflanzenarten erheblich“, betont Bauleiterin Johanna Brand vom NLWKN. Mit der jetzt abgeschlossenen dritten Bauphase sind im Bissendorfer- und Otternhagener Moor insgesamt 93 Hektar Arbeitstrasse zur Errichtung von Moordämmen von Bäumen freigestellt und 41 Kilometer Moordämme zum Regenwasserrückhalt gebaut worden. Rund 18 Kilometer Entwässerungsgräben wurden an 330 Stellen mit Bodenaushub verschlossen und dadurch unwirksam gemacht.
Und das unter schwierigen Bedingungen, wie Brand weiß: „Die vier beauftragten Baufirmen haben alle Möglichkeiten ausgeschöpft, um im nassen Moor arbeiten zu können. Denn für die Umsetzung der Arbeiten stehen uns nur die Monate August bis Februar zur Verfügung“. Stellenweise haben die breiten Baggerketten und untergelegten Stahlplatten jedoch nicht ausgereicht, um einen sicheren Stand der Baumaschinen zu gewährleisten. Deswegen wird an einigen Stellen unter trockeneren Bedingungen weitergearbeitet werden müssen. „Die aktuellen Wasserstände zeigen deutlich, dass wir das Regenwasser in den Mooren halten können. Damit haben wir die Basis für die nachhaltige Verbesserung des ökologischen Zustandes der Moore gelegt. Die Torfmoose erobern sich Stück für Stück an Terrain zurück“, ergänzt Projektmanagerin Susanne Brosch (NLWKN).
Drei weitere Bauphasen geplant
Bis 2027 haben die Naturschützer Zeit, in den noch ausstehenden drei Baufenstern alle Arbeiten fertigzustellen. Vorerst gehören die Moore allerdings erstmal wieder der Tier- und Pflanzenwelt: Die heimischen Kranichpaare brüten und das Wollgras blüht. Die Wege im Randbereich des Bissendorfer Moores sind aktuell wieder so hergestellt, dass die Aussichtstürme im Norden und Süden gut erreichbar sind und das Moor auch für Besucher wieder erlebbar ist.
Für das kommende Baufenster ab August 2024 sind im Bissendorfer Moor Dammbauarbeiten im südlichen und westlichen Bereich fest eingeplant. Für die Arbeiten im Helstorfer Moor liegt seit wenigen Wochen der Planfeststellungsbeschluss vor. Auch hier werden in Kürze für den Herbst umfangreiche Baumaßnahmen im südlichen Moorbereich durch den NLWKN ausgeschrieben. Im Otternhagener Moor sind noch zwei Kilometer Moordamm zu errichten und einige Nacharbeiten erforderlich. Im Schwarzen Moor konnten die Arbeiten bereits 2022 abgeschlossen werden.
Träger des LIFE+-Projekts ist das Niedersächsische Umweltministerium. Der NLWKN setzt es in dessen Auftrag gemeinsam mit der Region Hannover um. Es wird im Rahmen des EU-Umweltprogramms LIFE+ mit 8,5 Millionen Euro von der Europäischen Union gefördert. Die weiteren Kosten tragen das Land Niedersachsen und die Region Hannover.
Artikel-Informationen
erstellt am:
22.03.2024
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NLWKN Pressestelle
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