Artikel-Informationen
erstellt am:
21.08.2024
Region Hannover - Das EU-LIFE+-Projekt „Hannoversche Moorgeest“ geht in die vierte Bauphase. Erstmalig finden auch im Helstorfer Moor die notwendigen Maßnahmen zur Revitalisierung des Moores statt. Im Bissendorfer und Otternhagener Moor werden die begonnenen Arbeiten unter Leitung des Niedersächsischen Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) fortgesetzt. Auf den bereits wiedervernässten Flächen kommt es teilweise zum Absterben von Gehölzen. Das ist beabsichtigt und kein Grund zur Beunruhigung. Wie auch in den ersten drei Bauphasen kann die Nutzbarkeit der Wege rund um die Moore durch den Baubetrieb temporär eingeschränkt sein. Zusätzlich kann es zu kurzzeitigen Wegesperrungen kommen. Der NLWKN bittet um Verständnis für die notwendigen Einschränkungen.
Bis Ende Februar 2025 arbeiten mehrere Unternehmen mit Spezialmaschinen in den Mooren, um Moordämme zu bauen und Entwässerungsgräben zu verschließen. Das verhindert wirksam den Abfluss des Regenwassers und trägt maßgeblich dazu bei, den Wasserstand in den Hochmooren zu verbessern. Ziel ist es, geschützte Lebensräume sowie Tier- und Pflanzenarten zu erhalten und zu entwickeln. Gleichzeitig leistet das Projekt einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz. Die Torfmineralisierung wird verhindert, und es entweichen weniger klimaschädliche Gase.
Im Helstorfer Moor entfernt seit Anfang August ein Bauunternehmen Gehölze auf den Arbeitsstreifen. Dies ist vorbereitend erforderlich, um dort nachfolgend die Moordämme aus anstehendem Torf zu errichten. Der erste Bauabschnitt findet im südlichen Teil des Moors statt, wo aufgrund jahrzehntelanger Trockenheit des Moorkörpers große Kiefern, Birken und zum Teil auch Eichen und Pappeln aufgewachsen sind. Im Bissendorfer Moor werden aktuell sowohl Bäume entfernt als auch wasserstauende Moordämme gebaut. Auch im Otternhagener Moor finden auf der Nord- und Westseite Baumaßnahmen statt.
Im Zuge der Wiedervernässung der Moorkörper ist in Teilbereichen die Entfernung von Gehölzen notwendig. In dieser Bauphase müssen Bäume auf der Bautrasse entfernt werden, damit der Torfboden zum Dammaufbau maschinell gewonnen werden kann. Die Breite der Dammtrasse ist dabei auf das absolut notwendige Maß reduziert worden. Wenn sich nach dem Dammbau, wie es Ziel des Projekts ist, in den neu gebildeten Poldern Niederschlagswasser sammelt, kann es in Teilbereichen auch zum Absterben von Bäumen kommen. Sichtbar wird das anhand von Kronenauslichtungen und -verfärbungen bei den betroffenen Bäumen. Diese Entwicklungen werden bewusst in Kauf genommen, denn die typische Moorvegetation benötigt viel Wasser und Licht. Übergeordnete Zielsetzung für die nächsten Jahrzehnte ist die Entwicklung möglichst gehölzfreier, torfmoosreicher Moorflächen. Das ist das Ergebnis einer vorangegangenen intensiven naturschutzfachlichen Abwägung und die Zielsetzung des Managementplans für die europäischen Schutzgebiete. Innerhalb der Polder ermöglichen Überlaufkonstruktionen die optimierte Steuerung der Wasserstände. Die Zulässigkeit aller Maßnahmen ist im Rahmen wasserrechtlicher Planfeststellungsverfahren geprüft und genehmigt worden.
Das LIFE+-Projekt "Hannoversche Moorgeest" des Landes Niedersachsen wird im Auftrag des Niedersächsischen Umweltministeriums durch den NLWKN und der Region Hannover umgesetzt. Die Europäische Union fördert das 17,5 Millionen teure Projekt im Rahmen des EU-Umweltprogramms LIFE+ mit 8,5 Millionen Euro. Das Land Niedersachsen und die Region Hannover tragen die weiteren Kosten.
Für Interessierte bietet sich trotz der genannten Einschränkungen weiterhin die Möglichkeit, die Moore auf den ausgewiesenen Wegen und Pfaden zu erleben. Zur Entstehung der Moore, ihrer Wertigkeit und zum LIFE+-Projekt informiert der Moorerlebnispfad am Rande des Otternhagener Moores. Der NLWKN und die Region Hannover weisen darauf hin, dass das Wegegebot in den Naturschutzgebieten, trotz umfangreicher Renaturierungsmaßnahmen, unbedingt einzuhalten ist. Die ausgewiesenen Wege dürfen nicht verlassen werden.
Hintergrundinformation
Niedersachsen hat innerhalb Deutschlands den größten Flächenanteil an Hochmooren. Sie haben jedoch fast alle durch Entwässerung, Abtorfung und Kultivierung ihren ursprünglichen Charakter verloren. Das Bissendorfer, Helstorfer, Otternhagener und Schwarze Moor in der „Hannoverschen Moorgeest“ gehören zu den wenigen weitestgehend erhaltenen naturnahen Hochmooren Niedersachsens. Aufgrund ihrer starken Gefährdung und der großen ökologischen Bedeutung stehen sie unter dem Schutz der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie der EU und sind Bestandteile des europäischen Netzwerkes „Natura 2000“. Sie haben das Potenzial, sich wieder zu lebenden Hochmooren mit wachsenden Torfmoosen zu entwickeln. Das Naturschutzprojekt dient aber auch dem Klimaschutz. Die renaturierten Moore werden laut Schätzung etwa 2.700 Tonnen Kohlendioxid-Äquivalente jährlich einsparen.
Die Federführung für die Umsetzung des Projekts liegt beim Niedersächsischen Ministerium für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz. Dieses hat den Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) mit der Gesamtkoordination und Umsetzung des Projektes beauftragt. Bei der Planung und Umsetzung des Projektes arbeiten die Bereiche Naturschutz und Wasserwirtschaft des NLWKN Hand in Hand. Die Region Hannover bringt sich personell, finanziell und im Zuge der Maßnahmenumsetzung ein.
Das Projektgebiet – das sind das Bissendorfer, Otternhagener, Helstorfer und das Schwarze Moor – umfasst 2.243 Hektar. Zur Wiedervernässung sollen Entwässerungsgräben zurückgebaut und Dammbauten (Ringwälle) aus vorhandenem Torf errichtet werden, welche das Regenwasser auf den Moorflächen zurückhalten. Ergänzt werden diese baulichen Maßnahmen durch zahlreiche weitere Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen.
Seit Ende 2012 läuft begleitend das Flurbereinigungsverfahren „Hannoversche Moorgeest“ mit etwa 900 Grundeigentümern und über 2.200 Flurstücken. Es steht kurz vor dem Abschluss. Aktuell sind etwa 94 Prozent der Flächen im Besitz der öffentlichen Hand.
In allen Phasen des Projekts wird großer Wert auf die Einbindung der örtlichen Bevölkerung und Nutzergruppen gelegt. Ein 2012 gegründeter Projektbeirat begleitet das Vorhaben über die gesamte Laufzeit. Der Beirat ist als Praktikerforum konzipiert, in welchem unter anderem die Forstwirtschaft, die Jagd, die Landwirtschaft sowie die Unterhaltungsverbände der Wasserwirtschaft und die Naturschutzverbände vertreten sind.
Ansprechperson NLWKN, LIFE+-Projekt „Hannoversche Moorgeest“:
Projektmanagement
Susanne Brosch, 0511-3034-3115, susanne.brosch@nlwkn.niedersachsen.de