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Tierische Frühlingsboten: Erste 100 Uferschnepfen ins Vogelschutzgebiet Unterelbe zurückgekehrt

Vogelkundler Hilger Lemke von der Naturschutzstation Unterelbe des NLWKN erwartet noch weitere Rückkehrer


Eine Uferschnepfe mit Farbringen im Gelände. Nach dem langen Flug über mehrere 1000 Kilometer ist es für die zurückkehrenden Wiesenvögel optimal, wenn die Wiesen nass und nahrungsreich sind.   Bildrechte: Christopher Marlow
Eine Uferschnepfe mit Farbringen im Gelände. Nach dem langen Flug über mehrere 1000 Kilometer ist es für die zurückkehrenden Wiesenvögel optimal, wenn die Wiesen nass und nahrungsreich sind.
Vogelkundler Hilger Lemke von der Naturschutzstation Unterelbe des NLWKN Bildrechte: NLWKN
Vogelkundler Hilger Lemke von der Naturschutzstation Unterelbe des NLWKN

Lüneburg/Freiburg (Elbe) - Schneeglöckchen, Winterling und Krokusse – das sind typische Frühlingsboten, die das Ende des Winters und den kommenden Frühling ankündigen. In den norddeutschen Feuchtwiesen an Unterelbe und Jadebusen oder am Dümmer heißen die Frühlingsboten Feldlerche, Kiebitz und Uferschnepfe. Hilger Lemke vom Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) berichtet, dass bereits mehr als 100 Uferschnepfen im Vogelschutzgebiet Unterelbe eingetroffen sind.

Der Biologe Lemke arbeitet als Gebietsbetreuer im Vogelschutzgebiet Unterelbe und hat das Kommen und Gehen der verschiedenen Vogelarten im Blick: „Wir beobachten aktuell, wie die Uferschnepfen wieder in die Elbwiesen zurückkehren. Bei der jüngsten Zählung waren es schon mehr als 100. Das ist schon eine ganze Menge, aber wir erwarten noch weitere Rückkehrer", erklärt Lemke.

„Ich freue mich, dass es an der Unterelbe und am Dümmer gelungen ist, den Brutbestand der Uferschnepfe zu stabilisieren bzw. zu vergrößern. Da Niedersachsen für diese Vogelart eine besondere nationale und internationale Verantwortung besitzt, muss es unser Ziel sein, diesen Naturschutzerfolg auf weitere niedersächsische Brutgebiete der Uferschnepfe zu übertragen“, sagt Niedersachsens Umweltminister Christian Meyer.

Viele der heimischen Vögel sind Zugvögel. Jetzt wo sich der Winter verabschiedet und der Frühling Einzug hält, lösen sich die zu beobachtenden Vogelarten in norddeutschen Feuchtwiesengebieten ab: Die arktischen Gänse ziehen in Richtung ihrer nordischen Brutgebiete ab, die Brutvögel der Wiesen und Weidelandschaften kehren aus dem Süden zurück. Vogelkenner Lemke schaut bei den Rückkehrern genau hin. Anhand von Farbringen an den Beinen kann er manche Vögel individuell erkennen. „Wir konnten feststellen, dass sechs Uferschnepfen wieder zurück sind, die wir vergangenes Jahr hier im Gebiet beringt hatten."

Die wissenschaftliche Beringung von Uferschnepfen erfolgt im Rahmen des LIFE IP GrassBirdHabitats, einem großen Naturschutzprojekt mit europäischer Förderung und Landesmitteln Niedersachsens. Anhand der individuellen Farbringkombination lassen sich Verhalten und Gewohnheiten der Einzeltiere nachverfolgen. „Durch die Beringung wissen wir, dass manche Uferschnepfen immer wieder gerne auf derselben Fläche brüten“, so Lemke. Die an die Unterelbe zurückgekehrten Uferschnepfen konzentrieren sich auf den jetzt flach überstauten Wiesen. Dort sind sie sehr emsig und fast ohne Pause dabei, Nahrung aufzunehmen.

In den überstauten Wiesenflächen finden die Vögel vor allem Schlammröhrenwürmer. Regenwürmer und Schnakenlarven erbeuten die langschnäbligen Wiesenvögel dagegen auf den krautreichen Brutwiesen und Weiden. Nach dem langen Flug sind die Reserven aufgebraucht und die Vögel müssen „auftanken“, um fit zu sein für die bald beginnende Brut.

Inzwischen sind Wissenschaft und Technik noch einen Schritt weiter. Einige Uferschnepfen können mit Sendern ausgestattet werden, die regelmäßig die Aufenthaltsorte der Vögel übermitteln. „Daher wissen wir, dass unsere Brutvögel, Uferschnepfen von der Unterelbe, in Westafrika im Senegal und in Mali überwintern“, erklärt Lemke. Inzwischen würden allerdings nicht mehr alle Vögel bis nach Afrika fliegen: Einige verbringen den Winter im Tejo-Delta bei Lissabon.

„Langsam wird deutlich, dass zumindest die Langstreckenzieher zwischen verschiedenen Varianten wählen und ihr Zugverhalten an ihre Kondition und die lokalen Bedingungen anpassen“, berichtet Lemke. Auf dem Weg in die Brutgebiete erfolgten Zwischenstopps in Portugal, Spanien und entlang der französischen Atlantikküste. Von dort erreichten die Uferschnepfen zum Teil ohne zusätzlichen Zwischenstopp die Unterelbe. Manche Vögel machen dagegen mehrtägige Zwischenstopps in den Niederlanden.

Die genauen Bedingungen und Ursachen für die jeweiligen Entscheidungen der Uferschnepfen sollen in den nächsten Jahren des LIFE IP GrassBirdHabitats aufgeklärt werden. „Wir betreiben diesen Aufwand, um herauszufinden, wann sich die Vögel wo aufhalten, welche Gebiete sie bevorzugen und wie diese dann aussehen müssen", erklärt Lemke. „Daraus leiten wir schließlich ab, was die Vögel brauchen und können so die entsprechenden Maßnahmen ausrichten." Im Vogelschutzgebiet Unterelbe wurden in den vergangenen Jahren bereits große Flächenanteile als Brutgebiete für die Uferschnepfen gestaltet und gepflegt. Die Zahl der Brutpaare konnte stabilisiert werden und steigt inzwischen anders als in vielen anderen Wiesenvogelgebieten Niedersachsen wieder an.

Hintergrund

Information zum LIFE IP Projekt „GrassBirdHabitats“ (LIFE19 IPE/DE/000004)

Der Schutz von Wiesenvögeln wie Uferschnepfe, Kiebitz und Brachvogel und deren Lebensräumen stehen im Fokus des von der Europäischen Union im Rahmen des LIFE-Programms geförderten Projekts. Ziel ist es, optimale Brutgebiete zu schaffen und zu verbinden. Hierfür gilt es, die Flächennutzung zu extensivieren und die Wasserstände zu optimieren. Um die Aktivitäten künftig stärker zu vernetzen und Maßnahmen für erfolgreichen Wiesenvogelschutz abzustimmen, wird ein strategisches Schutzkonzept für Wiesenvogellebensräume in Westeuropa entwickelt. In 27 Projektgebieten in Niedersachsen werden wiesenvogelfreundliche Maßnahmen umgesetzt.

Das Gesamtbudget des über zehn Jahre laufenden Projekts beträgt rund 27 Millionen Euro, darin zwölf Millionen Anteil des Landes Niedersachsen. Das Niedersächsische Umweltministerium als Projektträger hat die Staatliche Vogelschutzwarte im Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) mit der Umsetzung des Projekts beauftragt. Partner in Niedersachsen sind die Nationalparkverwaltung Niedersächsisches Wattenmeer und das Büro BioConsultOS. Projektpartner in den Niederlanden sind die Provinz Friesland, die Universität Groningen sowie die landwirtschaftliche Kooperative Collectief Súdwestkust (SWK) und der Naturschutzverband BondFrieseVogelWachten (BFVW).

Seit 2018 werden Uferschnepfen am Dümmer mit Satellitensendern ausgestattet, 2020 kamen Gebiete an der Unterelbe hinzu. Mit den Besenderungen wurde im LIFE+ „Wiesenvögel“ gestartet, seit 2021 erfolgt dies im Rahmen des LIFE IP Projektes „GrassBirdHabitats“.

An der Unterelbe sind die zurückgekehrten Uferschnepfen häufig in Gruppen und auf gemeinschaftlicher Nahrungssuche zu beobachten. Dies ist nicht überraschend, denn zwischen Wintergebieten und Brutplatz können mehr als 5.000 Kilometer Entfernung liege   Bildrechte: Gerd-Michael Heinze
An der Unterelbe sind die zurückgekehrten Uferschnepfen häufig in Gruppen und auf gemeinschaftlicher Nahrungssuche zu beobachten. Dies ist nicht überraschend, denn zwischen Wintergebieten und Brutplatz können mehr als 5.000 Kilometer Entfernung liege
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Artikel-Informationen

erstellt am:
23.03.2023

Ansprechpartner/in:
NLWKN Pressestelle

Nds. Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz
Göttinger Chaussee 76a / Am Sportplatz 23
30453 Hannover / 26506 Norden
Tel: +49 (0)511 3034-3322 sowie +49 (0)4931/ 947 -173 und +49 (0)4931/ 947 -181
Fax: +49 (0)4931/947 - 222

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