Wiedervernässung: Hannoversche Moorgeest geht in die nächste Runde
Mögliche Beeinträchtigungen durch Arbeiten im Bissendorfer und im Otternhagener Moor
Region Hannover - Beim EU-LIFE+-Projekt „Hannoversche Moorgeest“ starten Anfang August die diesjährigen Arbeiten zur Anhebung der Wasserstände in den Mooren. Im Bissendorfer Moor werden erstmalig die Maschinen anrollen, im Otternhagener Moor werden begonnene Maßnahmen weitergeführt. Baumaschinen sollen sich dabei tief in die Moore hineinbegeben, dort Bäume fällen und Bodenbewegungen durchführen. Ziel der wasser- und naturschutzrechtlich genehmigten Arbeiten ist es, zukünftig so viel Regenwasser wie möglich in den Mooren zurückzuhalten.
„Die Arbeiten dienen der Sicherung der schützenswerten Moor-Biotoptypen und damit auch der Lebensräume der feuchtigkeitsliebenden Tier- und Pflanzenarten der Moore“, erläutert Susanne Brosch, Projektmanagerin im Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN). Im Moor sind zum Beispiel der Moorfrosch, verschiedene Libellenarten, Schlingnattern sowie der Kranich als Brutvogel beheimatet. Überall in den Mooren sind in Bereichen mit einer größeren Torfauflage typische Moorpflanzen wie Moosbeere, Rosmarinheide und Wollgras anzutreffen.
Am Rande der betroffenen Moore informieren jeweils Bauschilder des NLWKN über die Maßnahmen. Die Baumaßnahmen finden teilweise im Sichtbereich der Aussichtstürme im Bissendorfer Moor statt. Der NLWKN weist darauf hin, dass das Naturerlebnis hier durch die Arbeiten in den kommenden Monaten vorübergehend beeinträchtigt sein kann. Aufgrund der Arbeiten kann es ab August bis in den Winter hinein auch im Außenbereich der beiden Moore zu vermehrtem Aufkommen von großen Maschinen wie zum Beispiel Kettenbaggern oder Holztransportern kommen. Spaziergänger und Radfahrer werden gebeten, auf die Maschinen zu achten und ihnen Vorrang zu gewähren. Es besteht auch die Gefahr, dass Wege trotz aller Vorsichtsmaßnahmen bei anhaltender Feuchtigkeit und nicht vermeidbarer Benutzung durch Maschinen schlechter passierbar werden. Der NLWKN bittet um Verständnis für die vorübergehenden Unannehmlichkeiten und wird für die Wiederherstellung der Wege zum geeigneten Zeitpunkt sorgen.
Im Bissendorfer Moor finden erstmalig Bauarbeiten statt. In einem ersten Schritt soll eine Dammlinie aufgebaut werden, die die weitgehend baumfreie Fläche im Zentrum des Moores umschließt. Zudem werden ehemalige Entwässerungsgräben punktuell verschlossen. Oberflächenwasser soll so am Abfließen gehindert werden. Bei den Baumaßnahmen kommen größere Bagger zum Einsatz, die Bäume auf der Arbeitstrasse mit einem Baumkneifer abkneifen werden. Teilweise verbleibt das Holz als Totholz im Moor, teilweise wird es herausgefahren. Die gleichen Bagger setzen anschließend, ausgestattet mit einem Baggerlöffel, mit dem vorhandenen Torfboden flache Dämme auf.
Im Otternhagener Moor werden die im Winter 2021/2022 begonnenen Maßnahmen fortgesetzt. Teilweise muss noch Holz von den Moordammtrassen abgefahren werden. Anschließend wird auf den baumfreien Flächen mit dem Aufbau von flachen Moordämmen begonnen beziehungsweise dieser fortgeführt. Darüber hinaus werden auch im Otternhagener Moor Entwässerungsgräben punktuell verschlossen. In einem weiteren Schritt werden neue Dammtrassen entwaldet und nach dem beschriebenen Prinzip bearbeitet. Als Ziel sollen zum Ende der winterlichen Arbeitssaison rund zwei Drittel der für das Otternhagener Moor geplanten Baumaßnahmen fertiggestellt sein.
Auch wenn die Umsetzung der Maßnahme zu Beginn in den Mooren sichtbare Wunden hinterlässt, werden diese schnell verheilt sein. „Die Gesamtbilanz für den Natur- und Klimaschutz ist eindeutig positiv“, erklärt Aaron Schad, für das Otternhagener Moor zuständiger technischer Projektbetreuer im NLWKN, und ergänzt: „Durch den optimierten Regenwasserrückhalt werden sich nicht nur die Wasserstände im Torfkörper, sondern auch im Grundwasserleiter erhöhen. Die derzeit noch stattfindende Mineralisierung des Torfs wird reduziert, somit wird künftig weniger klimaschädliches Kohlendioxid entweichen.“
Träger des LIFE+-Projekts ist das Niedersächsische Umweltministerium; der NLWKN setzt es in dessen Auftrag gemeinsam mit der Region Hannover um. Es wird im Rahmen des EU-Umweltprogramms LIFE mit 8,5 Millionen Euro von der Europäischen Union gefördert. Die weiteren Kosten tragen das Land Niedersachsen und die Region Hannover.
Artikel-Informationen
erstellt am:
26.07.2022
zuletzt aktualisiert am:
24.10.2024
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