Deichvorlanderhaltung: Ein wichtiges Element des Küstenschutzes
Ein gestaffeltes Küstenschutzsystem bestehend aus den Inseln, den Watten und Vorländern bis zu den Deichen schützt das Festland gegen Sturmfluten. Das Deichvorland - die seewärts des Hauptdeiches nicht sturmflutgeschützten Salzwiesen - besitzt hierbei eine große Bedeutung für den Küstenschutz, da es den Fuß des Hauptdeiches vor Ausspülungen schützt und bei vielen Sturmfluten den Wellenangriff mindert. Als Teil des Nationalparks "Niedersächsisches Wattenmeer" gehört das Deichvorland zu den besonders geschützten Biotopen mit vielen seltenen oder bedrohten Pflanzenarten. Für viele Vogelarten stellt das Deichvorland einen wertvollen Brut-, Nahrungs- und Rastbiotop dar.
Eine natürliche Bildung von Vorländern findet heute nur noch in besonders gegen Wellen und Strömungen geschützten Bereichen statt, wie z.B. in der Leybucht. Die meisten Vorlandabschnitte unterliegen einem Abbruch durch Wellen und Strömungen und müssen durch Schutzmaßnahmen gesichert werden. Typische Küstenschutzelemente am Festland sind Lahnungen, Vorland, Sommer- und Hauptdeiche. Der Rückgang der Vorländer kann durch Lahnungsfelder aufgehalten werden, in denen sich Schwebstoffe im Wasser beruhigen und als Schlick absetzen. Lahnungen werden in verschiedenen Bauweisen errichtet. Buschlahnungen kommen bei geringeren Belastungen durch Wellen und hochliegendem Watt zum Einsatz, während schwere Lahnungen (aus Schüttsteinen, Betonsteinen oder Betonfertigteilen) bei stärkerer Belastung vorteilhaft sind.
Teilbereiche der Vorlandflächen werden im Sommerhalbjahr extensiv mit Jungrindern beweidet. Die Beweidung dient z.B. der Reduzierung des Pflanzenwuchses, der Sommerdeichpflege oder auch dem speziellen Arten- und Biotopschutz und wird in enger Abstimmung mit der Naturschutzverwaltung umgesetzt. Eine Beweidung aus rein landwirtschaftlichen Zielsetzungen wird nicht mehr durchgeführt.
An der ostfriesischen Küste und auf den Ostfriesischen Inseln werden vom NLWKN auf ca. 92 Kilometer Küstenlinie Lahnungen dauerhaft erhalten. Ohne intakte Lahnungssysteme wären die für den Küstenschutz und Naturschutz wertvollen Deichvorlandflächen aufgrund von Abbrüchen deutlich kleiner.
Die Sturmfluten hinterlassen im Winter an den Deichen große Mengen von Treibsel (ostfriesisch "Teek"), das sich hauptsächlich aus abgestorbenem Pflanzenmaterial aus dem Deichvorland, aber auch aus Zivilisationsabfall zusammensetzt. Der Teek muss nach jeder Sturmflut geräumt werden, da er sonst die den Deichkörper schützende Grasnarbe schädigen würde. Der NLWKN räumt jedes Jahr rund 20.000 Kubikmeter Teek und kompostiert ihn auf Teekkompostierungsanlagen.