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Die Vogelinsel Memmert
Enno Janßen - Mitarbeiter des NLWKN - ist derzeit Inselvogt auf Memmert
Memmert reiht sich nicht in die Kette der ostfriesischen Inseln ein, sondern liegt außerhalb ihrer Reihe im Südwesten von Juist. In einer amtlichen Beschreibung der ostfriesischen Inseln von 1650 heißt es: "Der Strand läuft nicht mehr bei einer gemeinen Fluth unter, daselbstens giebts an etzlichen Oertern einige mit Helmer bewachsene Höhen, und bei Sommerszeiten große Sandstäubung."
Inselvogt auf Memmert
1888 betrat der junge Juister Lehrer Otto Leege erstmals Memmertsand. Danach bemühte er sich zusammen mit Freunden unablässig darum, die Sandbank mit ihren Primärdünen zu einer "Vogelfreistätte" zu machen.
Schon 1906 war das Betreten Memmerts von Mai bis Mitte August verboten. 1907 erreichten einflussreiche Freunde von Otto Leege, dass Memmertsand an den Verein zum Schutze der Vogelwelt verpachtet wurde. Seitdem gab es während der Brutzeit und ab 1921 ganzjährig eine Überwachung, vor allem um die rücksichtslose Eiersammelei und den "Schießsport" – für den Vögel aller Arten, zu allen Jahreszeiten, als "lebende Schießscheiben" herhalten mussten – zu stoppen.
1924 wurde Memmert staatliches Naturschutzgebiet. Der seit 1921 das ganze Jahr auf der Insel lebende Sohn von Otto Leege konnte in ein neu gebautes Haus ziehen und sich nun als bezahlter Inselvogt verstärkt für den Schutz der Vögel und Dünen einsetzen. Er starb 1946; seine Frau Therese führte die Arbeit fort, um sie 1956 ihrem Schwiegersohn Gerhard Pundt, der als Inselvogt eingestellt wurde, zu überlassen. 1957 wurde ein neues Haus gebaut, das 1971 wegen der Dünenabbrüche in die Norddünen versetzt werden musste.
1973 hat Reiner Schopf seine Tätigkeit als Angestellter des Staatlichen Amtes für Insel- und Küstenschutz übernommen. Seit April 2003 ist Enno Janßen Inselvogt auf Memmert - als Mitarbeiter des NLWKN (Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz). Er lebt von März bis November auf der Insel.
Anfangs war das Grünland der Insel etwa 11 Hektar groß. Günstige natürliche Entwicklungen, unterstützt durch intensive Dünenschutzarbeiten ließen die Grünlandfläche langsam auf etwa 135 Hektar anwachsen. Etwa seit Beginn der 80er Jahre haben veränderte Strömungen, eine Änderung der Sandwanderungen und die erhebliche Zunahme der Sturmfluten dazu geführt, dass die Dünen vor allem an der Westseite der Insel in geradezu dramatischer Weise kleiner wurden. Aufgrund des Zuwachses an niedrigen Salzwiesen an der Ostseite ist die Gesamtfläche der Insel Memmert aber dennoch in den letzten Jahren weiter gewachsen. Derzeit ist die Insel bei Hochwasser etwa 500 Hektar groß, bei einer Sturmflut ragen aber nur die höheren Dünen, auf denen auch das Memmerthaus erbaut wurde, aus der tosenden Nordsee heraus.
In nur zehn Jahren ist ein Drittel des höheren Geländes Sturmfluten zum Opfer gefallen. Ohne schützende Randdünen und den breiten Strand ist aber das Grünland gefährdet. Der alte Leuchtturm steht längst im Wasser. Das Fundament des Hauses von 1957, mit den im Boden versenkten Pfählen, ist weit vor dem inseleinwärts verlagerten Strand wie ein kurioses Wasserbauwerk zu sehen. Vom schmalen, immer weiter inselwärts vorrückenden Strand fehlt die Sandzufuhr in die Dünen, und er hat bei Stürmen keine wellendämpfende Wirkung mehr. So sind Dünenschutzarbeiten weitgehend wirkungslos geworden.Vogelleben
Große Scharen von Gänsen, Enten, Schnepfenvögeln, Regenpfeifern, Wasser- und Strandläufern, Säbelschnäblern, Austernfischern, Seeschwalben und Möwen leben im Bereich des Wattenmeeres. Viele ziehen hier ihren Nachwuchs auf, während andere sich zu bestimmten Zeiten in riesigen Zahlen hier einfinden. Sie halten sich, aus einem großen Einzugsgebiet kommend, der bis zum arktischen Norden Amerikas bis Nordostsibirien reicht, viele Monate im Jahr in diesem Wattenmeergebiet auf.
Hier mausern sie und fressen sich Fettreserven für den Zug und die Überwinterung an. Aufgrund ihrer natürlichen Besonderheiten ist die Wattenmeerküste eines der vogelreichsten Gebiete der Erde.
Die vielen Muscheln, Würmer, Schnecken, Krebse, Fische und die bunte Lebensvielfalt der Salzwiesen bieten den gefiederten Scharen einen reich gedeckten Tisch.
So kommen z. B. 4.000 winzige Wattschnecken auf einem Quadratmeter Watt vor. Auf dieser Fläche können aber auch bis zu 100.000 dieser Winzlinge leben. Ein anderes Beispiel für den Tierreichtum des Watts: Der 6 bis 10 mm große Schlickkrebs kommt in 1.000 bis 5.000, manchmal aber in zu 40.000 Exemplaren auf einem Quadratmeter vor.
In diesem Vogelschlaraffenland ziehen Inseln die Vogelscharen besonders an. Sie bieten Schutz bei der Rast und während der Aufzucht der Jungen. Der Weg zu den reichen Nahrungsgründen ist nicht weit, und die meisten der hier lebenden Gefiederten sind der weiten, offenen Landschaft, den feuchten Gebieten, langen Uferlinien, Sänden und Gewässern speziell angepasst. Für viele Vögel verschiedener Arten ist Memmert als Rastplatz von Bedeutung. 100.000 Vögel, manchmal noch mehr, versammeln sich zur Hochwasserzeit auf der Insel, um zu rasten. Beeindruckende Vogelwolken steigen manchmal wie große Rauchschwaden am Rand des Grünlandes auf.
Bis zu über 80 Arten brüten auf der Insel. Dazu zählen die Fluss-, Küsten- und Brandseeschwalben sowie die am stärksten bedrohte kleine Zwergseeschwalbe. Auch Rotschenkel, Brachvögel und die eleganten, langbeinigen Säbelschnäbler sind hier zu Hause. Rohr- und Kornweihen und die seltene Sumpfohreule ziehen Junge groß. Die farbenprächtigen Brandgänse haben ihre Nester in Kaninchenhöhlen, und sehr häufig sieht man Austernfischer mit ihren langen roten Beinen und Schnäbeln. Die Silber- und Heringsmöwen haben große Brutkolonien. Auch die Löffler, die in den 1980er Jahren aus den Niederlanden kommend hier einwanderten, brüten seither in großer Zahl auf der Insel.
Betretungsverbot
Nach wie vor gilt: Für Memmert gilt ein absolutes Betretungsverbot. Von Mai bis Juli - also während der Brutzeit - darf niemand außer dem Inselvogt die Insel betreten. In den übrigen Monaten kann ein Betreten der Insel ausnahmsweise erlaubt sein: Die Nationalparkverwaltung "Niedersächsisches Wattenmeer" und der NLWKN erteilen entsprechende Genehmigungen. Im August und September finden begleitete Besucherfahrten von Juist aus statt - die Fahrten werden vom Nationalparkhaus Juist organisiert.
Artikel-Informationen
Ansprechpartner/in:
Martin Schulze Dieckhoff
Nds. Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz
Jahnstraße 1
26506 Norden
Tel: +49 (0)4931/947-147