Deichbau am Elisabethgrodendeich im Wangerland
Elisabethgrodendeich nach 23 Jahren endlich fertig gestellt
Bereits 1995 beschloss der III. Oldenburgische Deichband, den Elisabethgrodendeich zwischen Schillig und Harlesiel zu erhöhen und zu verstärken. 23 Jahre später ist das Projekt geschafft, das Baucamp zu einem Küstenschutzcamp ausgebaut und der Deich mit Infotafeln ausgestattet. Am 7. September 2018 feierte der Deichband den Abschluss des Deichbaus und die Eröffnung des Küstenschutzcamps in Anwesenheit des Niedersächsischen Ministers für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz.
Anlass, den rund zwölf Kilometer langen Elisabethgrodendeich auszubauen, war das Fehlen eines seeseitigen Teekräumweg, also eines Deichsicherungswegs an der Deichstrecke. Bei Sturmfluten wurden häufig große Mengen an Pflanzenresten (Teek) vom Deichvorland an den Deich geschwemmt, bis zu 60.000 Kubikmeter pro Jahr. Diese ersticken die Grasnarben und die fehlende Grasnarbe gefährdet die Deichsicherheit. Hinzu kommt, dass dem Deich die erforderlichen Abmessungen fehlten und der für die Abdichtung wichtige Kleiboden nicht den Vorschriften entsprach. Im Mittel war der Deich ein Meter und in Teilbereichen bis zu 1,65 Meter zu niedrig. Der Deckboden aus Klei war zu sandig und damit erosionsgefährdet.
Den Auftakt der Baumaßnahme machten 1998 zwei Versuchsstrecken von je 200 Metern Länge mit unterschiedlichen Böschungsvarianten. Aufgrund dieser Erfahrungen konnte die Befestigung des Außendeichfußes optimiert werden, was auf der gesamten Baustrecke eine Kosteneinsparung von 5,4 Mio. Euro bedeutete.
2001 wurde mit den eigentlichen Deichbauarbeiten begonnen. Als eine der größten Herausforderungen erwies sich die Gewinnung von Kleiboden. Das ist ein bindiges Meeressediment, das die Deiche optimal abdichtet und vor Wellenangriffen schützt. Der Kleibedarf für den Elisabethgrodendeich betrug 1,6 Mio. Kubikmeter.
Der Landkreis Friesland untersuchte die Möglichkeiten der Kleigewinnung im Binnenland mit Hilfe eines Raumordnungsprogramms. Als Schwerpunkt-Abbaugebiet stellte sich dabei eine Fläche nördlich von Hohenkirchen heraus. Der Kleiabbau bei Hohenkirchen war nicht unumstritten, die Gemeinde Wangerland hatte ihn mit den Konversionsplanungen für die Wangerland-Kaserne verknüpft. Nach Erkundungsschürfungen 2003 genehmigte der Kreistag im Mai 2004 den Kleiabbau. Man befürchtete damals, dass die Fläche im Norden Hohenkirchens 20 Jahre lang Klei-Baustelle sein würde. Doch bereits Ende 2011, Anfang 2012 war die Kleigewinnung in Hohenkirchen abgeschlossen. Seitdem wird dort das Wangermeer entwickelt.
Der Gesamtbedarf an Klei war damit für die Deichbaumaßnahme noch nicht voll gedeckt. Es folgte ein bis dahin einzigartiges, weiteres Kleiabbauprojekt. Nationalpark-Verwaltung, Landkreis und Deichband verständigten sich darauf, dass Klei aus dem geschützten Deichvorland entnommen werden durfte.
2010 wurde das Planfeststellungsverfahren abgeschlossen, im Juli 2012 startete der Kleiabbau in vier Pütten außendeichs mit dem symbolischen ersten Spatenstich.
Der Auswahl der Flächen lagen die Belange des Nationalparks zugrunde. Sie sollten durch die natürlichen Wiederverladungsprozesse in den Abbauflächen zu einer positiven Entwicklung des Nationalparks beitragen.
Transportiert wurde der Kleiboden mit Lastwagen. Diese mussten für den Antransport des Bodens an den Deich eine Strecke von insgesamt 2,4 Millionen Kilometern zurücklegen. Der Deich wurde in acht Bauabschnitten durchgeführt und 2018 fertiggestellt.
Das Projekt in Zahlen
Baustoffe
- 1,8 Mio. Kubikmeter Kleiboden
*Kleientnahme:
*1,3 Mio. Kubikmeter in Hohenkirchen
*0,4 Mio. Kubikmeter vom Deichvorland
*0,1 Kubikmeter von anderswo
- 16.000 Kubikmeter Beton für 27 Kilometer Deichsicherungswege
Finanzierung
- 56 Mio. Euro Gesamtkosten
*Gemeinschaftsaufgabe 50 Mio. Euro
*(30% Land, 70% Bund)
*6 Mio. Euro EU-Mittel
Planung
NLWKN, Betriebsstelle Brake-Oldenburg, Dienstgebäude Wilhelmshaven
Bauherr
III. Oldenburgischer Deichband
Artikel-Informationen
Ansprechpartner/in:
Kai Wienken
Nds. Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz
Betriebsstelle Brake-Oldenburg
Heinestraße 1
D-26919 Brake
Tel: +49 (0)4401 / 926-336