Mühevolle Handarbeit im Küstenschutz – der Lahnungsbau
Mühevolle Handarbeit im Küstenschutz – das ist kaum mehr vorstellbar in Zeiten modernster Technik und leistungsfähiger Maschinen. Und doch sind die Kraft und das Geschick der Küstenschutzarbeiter im NLWKN noch immer gefragt, zum Beispiel, wenn es um den Bau oder die Grundinstandsetzung von Lahnungen geht. Im Jahresbericht 2006 gibt es dazu einen ausführlichen Bericht.
Imposante Deiche – bis zu neun Meter hoch, moderne Sperrwerke und leistungsfähige Schöpfwerke – das sind wichtige Säulen im niedersächsischen Küstenschutz. Aber Küstenschutz ist mehr: Ein gestaffeltes Küstenschutzsystem – bestehend aus den Inseln, den Watten und Vorländern bis zu den Deichen – schützt das Festland am besten gegen Sturmfluten. Das Deichvorland, also die seewärts des Hauptdeiches nicht sturmflutgeschützten Salzwiesen, hat eine große Bedeutung für den Küstenschutz, da es den Fuß des Hauptdeiches vor Ausspülungen schützt und bei den meisten Sturmfluten den Wellenangriff mindert.
Das Deichvorland selbst muss sich der Wellen und Strömungen erwehren – es muss besonders gesichert werden. Und deshalb gehört die Vorlanderhaltung und in Einzelfällen auch die Vorlandentwicklung ausdrücklich zu den Aufgaben der NLWKN-Betriebsstelle Norden-Norderney. In diesem Zusammenhang spielt der Bau von Lahnungen eine wichtige Rolle. Der Einbau geschieht auch heute noch in Handarbeit: Oftmals muss das Material von Hand oder mit Hilfe von Spezialgeräten zur Einbaustelle transportiert werden. Die Pflege und der Bau der Lahnungen ist Bestandteil des Küstenschutzes und bleibt eine Daueraufgabe. Die Buschpackung einer Lahnung ist nach spätestens fünf Jahren abgängig und muss nachgepackt oder komplett ersetzt werden.
Das Prinzip ist einfach und funktioniert seit jeher: Die Lahnungsfelder beruhigen die Strömung und fördern so die Sedimentation, also die Aufschlickung. Das mit der Flut eingeströmte Wasser kommt in den Lahnungsfeldern, die etwa 100 x 200 Meter groß sind, zum Stillstand, so dass sich die im Wasser enthaltenen Schwebstoffe absetzen können. Und sobald ein Lahnungsfeld ausreichend aufgeschlickt ist, siedeln sich dort die ersten Pflanzen an.
Lahnungen werden in verschiedenen Bauweisen errichtet. Eine Buschlahnung besteht aus zwei Pfahlreihen, einer innenliegenden Wand in Holzbauweise und einer fest eingebrachten Buschpackung aus Strauchwerk. Diese Lahnungen kommen bei geringeren Belastungen durch Wellen und hochliegendem Watt zum Einsatz, während schwere Lahnungen (aus Schüttsteinen, Betonsteinen oder Betonfertigteilen) bei stärkerer Belastung vorteilhaft sind.
An der Küste gehört der Lahnungsbau zum täglichen Geschäft der Unterhaltung. Zum Beispiel an der Ostfriesischen Küste und auf den Inseln - hier werden vom NLWKN auf insgesamt ca. 128 Kilometer Küstenlinie Lahnungen dauerhaft erhalten.
Packen einer Buschlahnung
(nicht vollständig barrierefrei)
Artikel-Informationen
erstellt am:
10.05.2007
zuletzt aktualisiert am:
27.01.2017