Gemeinsam für Wildtiere und Artenvielfalt!
Gestaltung eines wildtierfreundlichen Gartens
Gemeinsam für Wildtiere und Artenvielfalt! Dieses Motto hat sich ein Zusammenschluss vieler Beteiligter auf die Fahnen geschrieben, die sich überwiegend in Niedersachsen tagtäglich für eben diesen Zweck einsetzen. Es begann mit einem vom Internationalen Artenschutz des Niedersächsischen Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) organisierten Treffen der vom Land Niedersachsen anerkannten Betreuungsstationen und findet seitdem stetig Zulauf und wachsendes Interesse. Folgender Text wird gemeinsam von der Wildtier- und Artenschutzstation Sachsenhagen, der Seehundstation und dem Waloseum Norden-Norddeich, dem Tierpark Nordhorn, dem Nabu Artenschutzzentrum Leiferde, dem Weltvogelpark Walsrode, der Klinik für Vögel, Reptilien, Amphibien und Fische der Justus-Liebig-Universität Gießen, der Storchenstation Wesermarsch, der Wildtierhilfe Lüneburger Heide, Lara Grundei (Autorin) und dem NLWKN (Internationaler Artenschutz) veröffentlicht.
Der Frühling ist in vollem Gange und somit beginnt auch die alljährliche Jungtierzeit. Damit Wildtiere sich in Ihrem Garten wohlfühlen, Lebensraum, Brutstätten und Nahrung finden, sollte dieser Rückzugsmöglichkeiten bieten und vor allem heimische Pflanzen beherbergen.
Die Grundlage eines wildtierfreundlichen Gartens bildet der insektenfreundliche Garten. Insekten und andere wirbellose Tiere wie Würmer und Schnecken erfüllen wichtige Aufgaben wie Bestäubung, Abfallverwertung und Bodenauflockerung und sind darüber hinaus Nahrungsgrundlage für viele andere Wildtiere wie Igel, Fledermäuse und Vögel. Damit sich möglichst viele verschiedene Insekten in Ihrem Garten tummeln, sollten Sie auf heimische Pflanzen setzen, die nektar- und pollenreich sind, wie z. B. Holunder, Haselnuss, Kornelkirsche oder Weißdorn. Legen Sie Magerbeete mit heimischen Wildblumen statt Schottergärten an.
Viele als „Unkräuter“ bezeichnete Pflanzen wie Brennnesseln, Disteln oder Löwenzahn sind wichtige Futterpflanzen für Insekten und sollten nicht gänzlich entfernt werden: Lassen Sie „wilde Ecken“ stehen und mähen Sie die Wiese nicht zu häufig. Saatmischungen einheimischer regionaler Wildkräuter und für Insekten nützliche Blumen (z. B. Staudenbeete) sorgen für eine ganzjährige Blütenpracht. Wildbienen können mit Nisthilfen unterstützt werden, jedoch sind die meisten kommerziell erhältlichen „Insektenhotels“ ungeeignet. Besser sind sandige oder lehmige Freiflächen für erdbewohnende Arten. Eine Tränke mit einigen Steinen als Landefläche hilft besonders im heißen Sommer. Ein wichtiger Punkt ist auch der Verzicht auf den Einsatz von Pestiziden (Unkrautvernichter; v. a. Insektizide) sowie andere Gifte (Schneckenkorn) und Fallen (Gelbtafeln, Leimringe), um die Artenvielfalt in Ihrem Garten zu erhalten.
Dies sind einige wichtige Eckpfeiler und sollen dem Überblick dienen. Die Fachbehörde für Naturschutz im NLWKN stellt kostenlos umfangreiches Informationsmaterial zum Thema Insektenvielfalt zur Verfügung (www.nlwkn.niedersachsen.de/insekteninfos). Es lohnt sich einen Blick in die schön gestalteten und bebilderten Broschüren zu werfen, um mehr über heimische Insekten zu erfahren und praxisnahe Tipps zur insektenfreundlichen Gartengestaltung zu erhalten.
Die Insekten bilden in den Sommermonaten die Hauptnahrung für die meisten heranwachsenden Singvogelarten. Raupen und Larven sind besonders proteinreich und wichtig für das Wachstum der Vögel. Ein vogelfreundlicher Garten kann daher einen wichtigen Beitrag leisten, um den Vögeln in dieser Zeit ausreichend Nahrung zur Verfügung zu stellen. Zudem bietet er mit heimischen Gehölzen und strukturreichen Hecken Unterschlupf und Brutstätten sowie Nahrung für Weichfresser wie Amseln und Stare. Nisthilfen können je nach den vorkommenden Arten zusätzlich angeboten werden. Eine ganzjährige Zufütterung ist empfohlen, wobei im Sommer kein Fettfutter (kommerziell erhältliches Futter im Supermarkt), sondern nur kleine Sämereien und ggf. Insekten und Obst gefüttert werden sollte. Sehr wichtig dabei ist eine regelmäßige und gründliche Reinigung der Futter- und Tränkplätze, um der Ausbreitung von Parasiten und anderen Krankheitserregern vorzubeugen.
Zum Schutz der brütenden Vögel ist es gesetzlich nicht erlaubt, Hecken und Bäume zwischen dem 01.03. und 30.09. des Jahres stark herunterzuschneiden. Vermeiden Sie den Gebrauch von Vogelschutznetzen oder Klebefallen, da die Vögel daran hängen bleiben und sich verletzen können. Achten Sie auf Ihre Haustiere in der Zeit zwischen Mai und Juli; in dieser Zeit verlassen die meist noch nicht voll flugfähigen Ästlinge das elterliche Nest und können schnell Opfer von Hund oder Katze werden.
Beobachten Sie bei sich zu Hause, dass Vögel an die Fenster oder andere Glasscheiben fliegen, können Sie die Vögel davor bewahren, indem Sie von außen Punkte, Streifen oder andere Muster in einem Abstand von 10 cm zueinander auf die Scheiben kleben (weitere Infos in der Broschüre "Vogelfreundliches Bauen mit Glas und Licht"). Die Fenster nicht zu putzen, hilft nur zu einem gewissen Grad. Achten Sie auch darauf Nischen unter Dachziegeln und Gauben rechtzeitig (im Winter) zu verschließen, da dort gerne Stare und Sperlinge nisten, die Küken dann aber bei den hohen Temperaturen im Sommer aus dem Nest springen, um dem Hitzetod zu entgehen und dabei häufig schwer verletzt oder von den Eltern am Boden nicht mehr weiter versorgt werden. Als Alternative können Koloniebrüter-Nisthilfen angebracht oder in die Fassade integriert werden.
Auch für Igel sind Insekten die wichtigste Nahrungsquelle, daher gelten hier die gleichen Empfehlungen wie bei den Vögeln. Haben sie dann noch die Möglichkeit, sich in wilden Ecken unter Hecken und Büschen, in Laubhaufen oder im Totholz ein Winterschlafnest und eine Kinderstube einzurichten, können Sie sich bald über die stacheligen Mitbewohner in Ihrem Garten freuen. Achten Sie beim Mähen mit Motorsense und Rasenmäher auf die tagsüber schlafenden Tiere und verzichten Sie bestenfalls auf Mähroboter. Lassen Sie Mähroboter aber auf keinen Fall nachts oder in der Dämmerung laufen. Um Igeln den Zugang zu Ihrem Garten zu erleichtern, können Sie in Zäunen Durchschlüpfe von 10 x 10 cm schaffen. Stellen Sie im Sommer zudem flache Wasserschalen im Garten auf, damit die Tiere ausreichend trinken können.
Für Eichhörnchen und andere Wildsäuger gibt es ebenfalls einige wichtige Punkte zu beachten. Decken Sie Regentonnen immer ab, um zu verhindern, dass die Tiere hineinfallen und ertrinken. Teiche oder Pools sollten mit Ausstiegshilfen versehen sein, damit die Tiere leicht wieder herauskommen können. Für Fledermäuse gibt es spezielle Kästen, die gerne als Sommerquartier genutzt werden. Die fliegenden Säugetiere fangen ihre Beute im Flug und sind besonders häufig bei der Mückenjagd über stehenden Gewässern anzutreffen. Ein großer naturbelassender Teich und hohe Baumbestände bieten den idealen Lebensraum für die immer seltener werdenden Fledermäuse.
Artenschutz beginnt vor der eigenen Haustür. Vielen Dank für Ihr Engagement!
Blühender Mohn und andere Pflanzen ziehen Bienen und andere Insekten magisch an.
Artikel-Informationen
Ansprechpartner/in:
Dr. Mirja Püschel
Nds. Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz
Betriebsstelle Hannover-Hildesheim
Göttinger Chaussee 76 A
D-30453 Hannover
Tel: +49 (0)511/3034-3102