Ergebnisse der Radon-Messkampagne 2020/2021/2022
Die Kampagne dient zur Information der Bevölkerung wie auch zur Gewinnung von Messwerten (siehe auch frühere/spätere Messkampagnen). Die Messwerte erweitern kontinuierlich die bestehende Datenbasis, welche wiederum zur regelmäßigen Aktualisierung von Übersichten, Abschätzungen und Prognosen durch das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) herangezogen wird.
Radon in Niedersachsen - Innenraummessprogramm 2020/2021/2022
Von September 2020 bis April 2022 führte der NLWKN die zweite großangelegte Kampagne zur Messung der Radon-Innenraumkonzentrationen in Niedersachsen durch. Der Aufruf richtete sich an alle niedersächsischen Haushalte mit Aufenthaltsräumen im Keller- oder Erdgeschoss.
Unterschiede zur vorherigen Messkampagne:
- Wahl zwischen zwei Messzeiträumen: drei oder zwölf Monate
- Haushalte mit Kellergeschoss erhielten drei Messgeräte (übrige zwei Messgeräte)
Der Anmeldezeitraum wurde Ende Januar 2021 beendet, danach wurden über 5.000 passive Messgeräte an 1.813 Privathaushalte versendet. Anschließend starteten die Messungen in folgenden Zeiträumen:
- Messzeitraum ( drei Monate): Februar - Mai 2021
- Messzeitraum (zwölf Monate): März 2021 - max. 15. April 2022
Trotz einiger Verluste (Postweg, Umzug, Todesfälle, ...) konnte eine sehr gute Rücklaufquote von etwa 90% der versandten Messgeräte verzeichnet werden, insgesamt flossen 4641 Messwerte in die Auswertung ein!
Ergebnisse
Etwa 7% der Innenraummesswerte überschreiten den Referenzwert von 300 Bq/m3 sowohl bei den 3-monatigen als auch bei den 12-monatigen Messungen.
Bei den 12-monatigen Messungen liegen etwa 89% unterhalb von 200 Bq/m3 und etwa 75% unter 100 Bq/m3,
bei den 3-monatigen Messungen sind es etwa 87% (unter 200 Bq/m3) bzw. etwa 68% (unter 100 Bq/m3).
In der Regel stehen im Sommer Türen und Fenster häufiger offen und das Gebäude ist besser gelüftet als im Jahresdurchschnitt. Da die 3-monatigen Messungen überwiegend im Winterhalbjahr stattfanden, ist es daher plausibel, dass die Messwerte generell etwas höher liegen als die Jahresmittelwerte und auch die Höchstwerte (über 500 Bq/m3) einen etwas größeren Anteil haben (Tabelle 1).
Radon-222-Aktivitätskonzentration in Bq / m3 | 3-monatige Messung | 12-monatige Messung | ||
Anzahl | Anteil in % | Anzahl | Anteil in % | |
>= 1000 | 25 | 0,9 | 6 | 0,3 |
500 - 999 | 68 | 2,5 | 38 | 2,0 |
400 - 499 | 29 | 1,0 | 30 | 1,6 |
300 - 399 | 77 | 2,8 | 43 | 2,3 |
200 - 299 | 171 | 6,1 | 84 | 4,5 |
100 - 199 | 525 | 18,9 | 257 | 13,8 |
50 - 99 | 914 | 32,9 | 444 | 23,9 |
< 50 | 970 | 34,9 | 960 | 51,6 |
Gesamt | 2.779 | 100 | 1.862 | 100 |
Tabelle 1: Radon-Innenraummessungen in Zahlen
Geographische Verteilung der Messwerte
Abbildung 1 und Abbildung 2 zeigen die geographische Verteilung der Messwerte im landesweiten Überblick.Da es sich prinzipiell immer um individuelle Messungen handelt, können die Messwerte bei direkten Nachbargebäuden voneinander abweichen. Einflussfaktoren sind z.B. unterschiedliche Gebäudestrukturen, Gebäudetechnik, lokale Bodenunterschiede bezüglich Durchlässigkeit etc.
Jahreszeitliche Schwankungen können zudem u.U. dazu führen, dass im selben Raum mit einer 3-monatigen Messung im Winterhalbjahr ein höherer Messwert erzielt wird im Vergleich zum Ganzjahresmittel (siehe oben unter "Ergebnisse", Stichwort "Gebäudelüftung").Tendenziell ähneln sich die Verteilungen für die betrachteten Messzeiträume aber, insbesondere, wenn viele Messwerte für eine Region vorliegen.
Referenzwertüberschreitungen, regionale Analyse
Abbildung 3 veranschaulicht alle Grenzwertüberschreitungen in Niedersachsen in Kombination mit der Radonpotentialkarte des BfS (Stand 08/2023). Das geogene Radonpotential als dimensionslose Größe stellt ein errechnetes Maß an Verfügbarkeit von Radon unter Berücksichtigung der Gaspermeabilität (Gas-Durchlässigkeit) im Boden dar. D.h. je größer der Wert, desto mehr Radon steht für das Eindringen in Gebäude zur Verfügung, was (statistisch betrachtet) wiederum erhöhte Werte bei Innenraummessungen erwarten lässt. Diese Prognosekarte wird vom BfS kontinuierlich weiterentwickelt und aktualisiert.
Der überwiegende Teil der gemessenen Referenzwert-Überschreitungen liegt im südöstlichen niedersächsischen Raum und damit in oder in der Nähe von Gebieten mit mittlerem bis hohem Radonpotential (Mittelgebirge "Harz" und Umgebung).
Die Messergebnisse passen damit sehr gut zur Prognosekarte. Zudem liegt knapp die Hälfte der Überschreitungen in den ausgewiesenen Radonvorsorgegebieten des Landkreises Goslar.
Ausblick
Die rege Teilnahme an den bisherigen Messkampagnen zeigt, dass mit zunehmender Öffentlichkeitsarbeit das Interesse in der Bevölkerung daran wächst, sich Gewissheit über die Radon-Aktivitätskonzentration in den eigenen vier Wänden zu verschaffen. Der gewonnene Datensatz an Messwerten trägt wiederum zur Verbesserung künftiger Prognosekarten bei.
Die Messkampagnen sollen daher in ähnlicher Form fortgesetzt werden. Im Fokus stehen zukünftig vorrangig Regionen, für die höhere Radonkonzentrationen prognostiziert werden, aber nur wenige Innenraum-Messdaten vorliegen. Für 2023/24 fiel die Wahl auf die Südharzrandgemeinden zwischen Bad Grund und Walkenried im Landkreis Göttingen (Abbildung 4).