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Natura 2000 und wirtschaftliche Entwicklung
Internationales Seminar vom 8. – 10. März 2007 in den Niederlanden
Informationsdienst Naturschutz Niedersachsen
Heft 2/08, 56 S., 2,50 €
Ein Besprechungsvorschlag für dieses Heft steht Ihnen hier als Download zur Verfügung (DOC, 166 KB).
Beiträge
Plenum
- Begrüßung durch Bert Keijts (Rijkswaterstaat) als Gastgeber
- Begrüßungsrede von Seppe Raaphorst:
Natura 2000 und wirtschaftliche Entwicklung - ERDMANN, J.:
JadeWeserPort – ein Projekt in unmittelbarer Nachbarschaft eines NATURA 2000-Gebietes und des Nationalparks Niedersächsisches Wattenmeer - KREMER, F.:
FFH- und Vogelschutzrichtlinie: Grundsätze und Perspektiven
Sitzungen
- HERBERT, M.:
Naturschutzverträglicher Hochwasserschutz und FFH-Verträglichkeitsprüfung am Beispiel "Mittlere Elbe" - KÖHLER, S.:
Planung und Bau der Autobahn A 26 - VAN OS, B.:
Wirtschaft und Natur: "Gemeinsam voran" - INFANTE, O.:
Flughafen Ciudad Real: Neubau eines Flughafens in einem Natura 2000-Gebiet - MAROTZ, J.:
Offshore-Windparks in der niedersächsischen 12-Seemeilen-Zone - SILVA, F,:
Hafeninfrastruktur zur Energieversorgung - LEERMAKERS, C. & H. BEKKER:
Straßen und Natura 2000 in den Niederlanden unter besonderer Berücksichtigung der Aspekte Lärm und Zerschneidung - FISELIER, J. & V. KUYPERS:
Integrierter Küstenschutz in Delfland – Verbesserung des Küstenschutzes, Natura 2000 und Erholungsnutzung - JANSSON, B.:
Seekabel für die Offshore-Windparks "Amrumbank West", "Nordsee Ost", "Sandbank24" und "Nördlicher Grund" vor der Küste Schleswig-Holsteins, Deutschland - BARHAM, P. & R. LEAFE:
Natura 2000 und Hafenentwicklung - SCHLÜTER, R.:
Bedeutung von Kooperation für das Management von Natura 2000-Gebieten in Nordrhein-Westfalen (NRW) - SAGARMIÑAGA, R.:
Marine FFH-Gebiete: Erfahrungen aus Gebieten mit vielfältigen Nutzungen - MELKI, F.:
Leitfaden zur Beurteilung der Auswirkungen von Bodenabbauvorhaben in Natura 2000-Gebieten (anhand von Beispielen verschiedener französischer Steinbrüche) - FAUCON, N.:
Natura 2000-Managementpläne nach dem französischen DOCOB-Verfahren - FINNIE, J.:
Zustand, Ursachen und Maßnahmen – Datenaustausch zur Erhaltung von Natura 2000-Gebieten in England
Workshops
- HARRISON, D. & F. MONTANUS:
Verschiedene nationale Ansätze zur Umwelt-Gesetzgebung - PATERAK, B., T. HERMANN & J. VAN DEN BERG:
Empfehlungen für die Vorgehensweise bei der Managementplanung für Natura 2000-Gebiete - HERMSEN, S. & M. LEEWIS:
Empfehlungen für einem kontinuierlichen Erfahrungsaustausch - VAN APELDOORN, R. & P. HUIJS:
Wissenslücken? – Zur Problemlösung bei der Umsetzung Europäischer Richtlinien - PLATTEEUW, M., H. WOLFERT & A. GERRITSEN:
Wasserrahmenrichtlinie und Natura 2000 – eine "glückliche Ehe"?
- Adressen von Seminarleitung, -organisation und Autoren
- Kurzmitteilungen
Neue Naturschutzgebiete ausgewiesen
Treffen der Betreuungsstationen
Cuxhavener Küstenheiden: Wilhelm-Lemke-Aussichtsturm
eingeweiht / Erstes Wisentkalb geboren
Der Wolf in der Lüneburger Heide
Erfolgreicher Schutz: 2007 gutes Jahr für Wiesenweihen
Neuigkeiten von den Wisenten im Eleonorenwald
Deutsch-niederländischer Erfahrungsaustausch in der Naturschutzstation Dümmer
Wenn die Kraniche ziehen
Vorwort:
ECONAT – Wirtschaft und Naturschutz
Alle Länder in der EU stehen vor der Herausforderung, ihre ökonomische Entwicklung mit der Sicherung von Natura 2000 in Einklang zu bringen. In vielen Fällen ist es erforderlich, neue Wege bei der Planung von Infrastrukturprojekten zu beschreiten. Entgegen der Tendenz, die Konflikte zwischen wirtschaftlicher Nutzung und der Erhaltung der Natur zu verstärken, haben einige Länder Win-Win-Lösungen gefunden. Im Jahr 2006 wurde auf Initiative von Rijkswaterstaat (Niederlande) ein internationaler Erfahrungsaustausch über die Vereinbarkeit von wirtschaftlicher Entwicklung mit der Sicherung von Natura 2000 eingeleitet. Im Mittelpunkt steht das Lernen von den Anderen, die gegenseitige Information über gute Praxisbeispiele. Unter diesem Motto wurde im März 2007 ein Seminar in Nijkerk, Niederlande durchgeführt. Im vorliegenden Informationsdienst Naturschutz Niedersachsen wird über die wichtigsten Ergebnisse dieses Seminars berichtet.
Wegen des großen Erfolges wurde von allen beteiligten Partnern und auch der Europäischen Kommission in Brüssel eine Intensivierung der Zusammenarbeit gewünscht. Zur Planung des weiteren Erfahrungsaustauschs hat sich den niederländisch-englisch-deutschen Organisatoren des Seminars in Nijkerk die französische Institution ATEN (L’Atelier Technique des Espaces Naturels) angeschlossen.
ECONAT (ECONOMY and NATURA 2000), unter diesem Kürzel hat der NLWKN zusammen mit Rijkswaterstaat (NL), Natural England (GB) und ATEN (F) eine neue Partnerschaft aufgebaut. Diese umfasst auch den Austausch von Fachkräften zwischen den Institutionen ("Peer Exchange"). Ferner werden die Verfahrensschritte in den Partnerländern verglichen, die trotz gleichem EU-Recht gewisse Unterschiede aufweisen.
Erste Nutzanwendungen zeigten sich für den NLWKN beim Aufbau der Planungsgruppen "Integrierte Bewirtschaftungsplanung" an Elbe und Weser gemäß niedersächsischem Kabinettsbeschluss vom 03.07.2007. Wie bei den ECONAT-Partnern auch, sind die niedersächsischen tidebeeinflussten Flussmündungssysteme sowohl einzigartige Naturräume als auch Wirtschaftsräume von herausragender Bedeutung. An den Flussunterläufen konzentrieren sich Industrie- und Gewerbeansiedlungen sowie Infrastrukturprojekte. Die fruchtbaren Marschen stellen außerdem wertvolle landwirtschaftliche Nutzflächen dar. Insbesondere auf dem Sektor der Hafenwirtschaft befinden sich die Unterelbe- und die Unterweserregion auf Wachstumskurs.
Aus unserer internationalen Zusammenarbeit kristallisiert sich heraus, dass es besonders wichtig ist, frühzeitig mit Projektträgern und Antragsstellern zusammenzuarbeiten. Zentrale Punkte sind Schnelligkeit und Rechtssicherheit. So können langwierige Gerichtsverfahren oftmals vermieden werden.
Im März 2008 wurde der Erfahrungsaustausch von ECONAT in Hull am Ästuar des Flusses Humber fortgesetzt. Dort haben die Gastgeber von Natural England eine interessante Zusammenarbeit zwischen Hafenbehörden, Wirtschaft und Naturschutz aufgezeigt. Über die Ergebnisse dieser Tagung wird in einer der nächsten Ausgaben unseres Informationsdienstes Naturschutz Niedersachsen berichtet.
Dr. Walter Keuffel
Einleitung
Vom 8. bis 10. März 2007 fand in Nijkerk (Niederlande) das Internationale Natura 2000-Seminar "Natura 2000 und wirtschaftliche Entwicklung" statt. Das Seminar wurde auf Initiative von Rijkswaterstaat (Niederlande) durchgeführt und federführend organisiert. Mitorganisatoren waren Natural England (Großbritannien) und der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN), der im Auftrag des Niedersächsischen Umweltministeriums an der Vorbereitung und Durchführung dieses Seminars mitgewirkt hat.
Das niederländisch-englisch-deutsche Vorbereitungsteam wurde von Hans Drost (Rijkswaterstaat) geleitet. Von niederländischer Seite waren mehrere Kolleginnen und Kollegen von Rijkswaterstaat, das Umwelt-Fachinstitut Alterra und Euro RSCG Bikker (Consulting-Firma für Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation) an den Vorbereitungen beteiligt. Vertreterin Großbritanniens war Christina Cork (Natural England), die Vertretung Deutschlands wurde von Berthold Paterak (NLWKN) wahrgenommen.
Das Seminar wurde von Rijkswaterstaat-Generaldirektor Bert Keijts eröffnet. Der Seminar-Vorsitz wurde gemeinsam übernommen von Fred Delpeut (Rijkswaterstaat-Regionaldirektor), Tom Tew (Director of Science and Evidence, Natural England) und Dr. Walter Keuffel (Stellvertretender Direktor NLWKN). Sie repräsentierten damit ihre Länder als "Paten" (godfathers) der dreitägigen Veranstaltung.
Zielrichtung und Teilnehmer
Ziel des Seminars war ein Erfahrungsaustausch anhand von Praxisbeispielen aus ganz Europa, der Schwerpunkt lag auf Beiträgen aus Nordwest-Europa. Das Seminar richtete sich hauptsächlich an Praktiker und Entscheidungsträger auf der Arbeitsebene. Angesprochen waren Vertreter verschiedener Fachrichtungen und von Nutzungsinteressen in Natura 2000-Gebieten. Die Teilnahme an dem Seminar erfolgte auf Einladung, insgesamt waren ca. 120 Teilnehmer anwesend.
Wesentliche Themen waren die Realisierung von Infrastrukturprojekten in oder im Umfeld von Natura 2000-Gebieten (Straßenplanungen, Hafenbauprojekte, Küstenschutzmaßnahmen, Windpark-Planungen etc.) und die Suche nach einem Interessenausgleich zwischen den wirtschaftlichen Belangen einerseits und denen des Naturschutzes andererseits. Einen weiteren Schwerpunkt bildete das Management von Natura 2000-Gebieten, auch in Verbindung mit der Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie.
Auf dem Seminar waren Referenten aus Belgien, Dänemark, Estland, Frankreich, Spanien, den drei ausrichtenden Ländern Niederlande, Großbritannien und Deutschland sowie von international tätigen Organisationen vertreten.
Am ersten Seminartag wurden Fallbeispiele in fünf parallel laufenden Sitzungen vorgestellt und diskutiert. Am zweiten Seminartag wurden spezielle Aspekte aus den Vorträgen in unterschiedlichen Workshops unter professioneller Leitung vertiefend behandelt. Der dritte Seminartag beinhaltete eine Exkursion zum Ijsselmeer.
Folgerungen aus dem Seminar für die Arbeit in Niedersachsen
Die Natura 2000-Richtlinien sollen eine gemeinsame Basis auf europäischer Ebene bilden. Die nationale Umsetzung dieser Richtlinien ist auch in weiten Teilen der EU vergleichbar. Es bestehen aber in jedem Land individuelle Unterschiede, v. a. bei der Umsetzung in nationales Recht bzw. Landesrecht / regionales Recht (z. B. Deutschland, Belgien, Spanien) und bei der Suche nach fachlichen Lösungswegen bei einzelnen Themen (z. B. Umsetzung von Kohärenzmaßnahmen). Diese Unterschiede herauszuarbeiten, zu bewerten und Folgerungen für die eigene Arbeit daraus zu ziehen, ist – wenngleich mit Schwierigkeiten verbunden – ein lohnenswerter Ansatz.
Alle teilnehmenden Länder bzw. Behörden haben gleiche oder vergleichbare Vorhaben und fachliche Aufgaben zu bearbeiten. Die Kenntnisse, Erfahrungen und Kontakte über diese Vorhaben und Aufgaben, wie z.B. EU-Wasserrahmenrichtlinie (WRRL), Wasserstraßenbau, Offshore-Windparks und Hafenbau im Küstenmeer oder auch die Managementplanung für Natura 2000-Gebiete, wurden in einer Vielzahl von Vorträgen vorgestellt und konnten intensiv diskutiert werden.
Bezüglich fachlich schwieriger und rechtlich strittiger Projekte wurde deutlich, dass eine vorausschauende Suche nach Problemlösungen und eine kooperative Planung unerlässlich sind. In diesem Zusammenhang hat der Vertreter der Europäischen Kommission auf das Vorliegen guter Beispiele hingewiesen. Das Ziel, die mit dem Seminar begonnene Sammlung guter Praxisbeispiele fortzusetzen und eine entsprechende Zusammenstellung als Arbeitshilfe für alle Länder zu erarbeiten, fand breite Zustimmung. Es soll eine europaweite "Positivliste" erarbeitet werden; eine Rückkopplung mit der Europäischen Kommission über die aufzunehmenden Beispiele wurde verabredet.
Prof. Dr. Erdmann aus dem niedersächsischen Wirtschaftsministerium zeigte in seinem Einführungsvortrag am Beispiel "JadeWeserPort / Voslapper Groden" den vorgezogenen Kohärenzausgleich als Lösungsweg aus der Konfliktsituation zwischen Natura 2000 und wirtschaftlicher Entwicklung auf.
Ein "Aha-Erlebnis" boten zwei Hafenentwicklungsprojekte, die gemeinsam von Natural England und Associated British Ports vorbereitet wurden. Herausgearbeitet wurde, dass die Nichtbeachtung der europäischen Naturschutzrichtlinien im ersten Fall (Southampton) zu einem großen Misserfolg für die Hafenbaugesellschaft führte. "Das Lernen aus begangenen Fehlern" veranlasste die Hafenbaugesellschaft zu einem Paradigmenwechsel. Im zweiten Hafenbauprojekt (Humber-Ästuar) wurde von vornherein ein vorausschauender, kooperativer Planungsansatz verfolgt, der zum Erfolg führte und als beispielgebend für die Bearbeitung eigener Projekte angesehen werden kann.
Das Seminar bot mit mehreren Präsentationen auch wichtige Anregungen zur Management-/Bewirtschaftungsplanung von Natura 2000-Gebieten. Hervorzuheben ist das "DOCOB-Verfahren" aus Frankreich, das hinsichtlich eines landesweit einheitlichen fachlich-methodischen Handlungsrahmens, des integrativen Planungsansatzes (insbesondere Einbeziehung sozio-ökonomischer Belange), der finanziellen Unterstützung der gebietsbezogen arbeitenden Steuerungsgruppen und des vorrangigen Einsatzes von Vertragsnaturschutzelementen bei der Umsetzung von Maßnahmen beispielgebend ist.
Die folgenden Artikel stellen eine Auswahl der vielfältigen Seminarbeiträge dar und geben einen thematischen Querschnitt der Vorträge und Workshop-Ergebnisse wieder. Bei der Zusammenfassung und redaktionellen Bearbeitung der Beiträge half Christian Makala. Ein besonderer Dank geht an Thomas Herrmann, der mit großer Sorgfalt die englischsprachigen Beiträge ins Deutsche übersetzt hat.
Im Auftrag von Rijkswaterstaat wurden während des Seminars zahlreiche Cartoons angefertigt, die das "Zusammenspiel" von Ökonomie und Ökologie sehr treffend ins Bild setzen. Rijkswaterstaat hat dem NLWKN dankenswerterweise die Cartoons für diese Veröffentlichung zur Verfügung gestellt.
Berthold Paterak
Kurzmitteilungen
Neue Naturschutzgebiete ausgewiesen
Seit dem 1.1.2008 sind die unteren Naturschutzbehörden in Niedersachsen für die Ausweisung aller Naturschutzgebiete zuständig – auch in der Natura 2000-Gebietskulisse. Der NLWKN führt nur noch in Einzelfällen Ausweisungsverfahren durch.
Im Zeitraum Januar 2008 – Mai 2008 wurden vom NLWKN zur Sicherung von Natura 2000-Gebieten insgesamt acht neue Naturschutzgebiete ausgewiesen
Name |
Landkreis / Stadt |
Grafschaft Bentheim, Emsland |
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Stadt Hildesheim |
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Lüchow-Dannenberg |
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Goslar |
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Osterode |
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Hameln-Pyrmont, Holzminden |
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Uelzen |
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Uelzen |
Informationen zu allen Naturschutzgebieten Niedersachsens finden Sie unter:
www.naturschutzgebiete.niedersachsen.de
Treffen der Betreuungsstationen
Gemeinsam mit der niedersächsischen Naturschutzakademie und der Wildtierstation Sachsenhagen hatte der Aufgabenbereich Internationaler Artenschutz des NLWKN im November 2007 zu einem Treffen der Betreuungsstationen für verletzte Wildtiere eingeladen. In guter Tradition fortgeführt, diente das Treffen in Sachsenhagen der Kontaktpflege und dem Informationsaustausch. Wie in den vergangenen Jahren erwartete die Teilnehmer vormittags zwei Vorträge zu aktuellen Themen. Nach dem gemeinsamen Mittagessen erfolgte eine Führung durch die Wildtierstation in Sachsenhagen, aus der viele Teilnehmer Ideen und Anregungen für ihre eigene Station mit nach Hause nahmen.
Am Nachmittag fand – in dieser Form erstmalig – ein moderierter Erfahrungsaustausch statt. Dabei wurden viele Themen wie Abholung oder Abgabe von Fundtieren, Finanzierung der Arbeit und Pressearbeit bis hin zur Förderung einer vertrauensvollen Gesprächskultur untereinander besprochen. Die Resonanz des Tages war bei allen Teilnehmern überaus positiv. Teilnehmer aus Nordrhein-Westfalen beklagten die dortige Situation und lobten ausdrücklich diese Veranstaltung, die für die Zusammenarbeit der Stationen im Sinne einer Netzwerkbildung sehr wichtig sei. Im kommenden Jahr soll die Seehundstation in Norddeich Treffpunkt sein.
Eine Karte mit den Standorten sowie eine Liste mit den Betreibern, Adressen und Schwerpunkten der niedersächsischen Betreuungsstationen finden Sie hier.
Cuxhavener Küstenheiden: Wilhelm-Lemke-Aussichtsturm eingeweiht / Erstes Wisentkalb geboren
Seit Mitte März 2008 bereichert ein neuer Aussichtsturm das Erlebnisangebot für Besucher des Naturschutzgebietes "Cuxhavener Küstenheiden. Er wurde dem im letzten Jahr verstorbenen Cuxhavener Ornithologen Wilhelm Lemke gewidmet. Die 24 Quadratmeter große, überdachte Plattform des Beobachtungsturms bietet auch Schulklassen genug Platz und gewährt einen hervorragenden Blick über die Berenscher und Oxstedter Heide südlich des Burgwalls. Die genaue Lage des Turms kann dem Info-Faltblatt des NLWKN zum Life-Projekt entnommen werden.
Das Wisentgehege hat sich seit der Ankunft der fünf Wisente im Dezember 2007 bereits zu einem beliebten Ausflugsziel in den Küstenheiden entwickelt. Wie vom NLWKN erwartet, können die Tiere regelmäßig auf den Heiden und Magerrasen innerhalb des Geheges beobachtet werden, insbesondere in den Nachmittagsstunden.
Im Mai 2008 hat sich bei den Wisenten der erste Nachwuchs eingestellt. Ein weibliches Kälbchen erkundet unter der Obhut seiner Mutter Ega das Wisentgehege mit seinen Wäldern, Heiden, Magerrasen und Tümpeln. Ega, die 13 Jahre alte Leitkuh der Cuxhavener Wisentherde, ist Anfang Dezember 2007 bereits tragend aus dem Wildpark Lüneburger Heide in die Küstenheiden umgesiedelt worden.
Die Pflegebeweidung mit den Wisenten ist gut angelaufen: Viele Exemplare der Späten Traubenkirsche im Wisentgehege sind mittlerweile geschält und dadurch geschwächt. Diese aus Nordamerika eingeführte konkurrenzstarke Gehölzart droht die ökologisch wertvollen Heiden und Magerrasen zu verdrängen. Die Wisentbeweidung dient jedoch nicht nur der Heidepflege, sondern ist auch ein wichtiger Beitrag zum Artenschutz und zur Erhaltung der biologischen Vielfalt. Vom Wisent, dem Wildtier des Jahres 2008, gibt es weltweit nur noch etwa 3.500 Exemplare, ein großer Anteil davon lebt in Zoos und Schaugehegen. Freilandgehege wie in den Cuxhavener Küstenheiden helfen dabei, die genetische Vielfalt der Wisentpopulation zu fördern.
Weitere Infos: www.life-kuestenheiden.niedersachsen.de
Der Wolf in der Lüneburger Heide
Großmütter frisst er nur im Märchen, aber Haustiere stehen durchaus auf seinem Speiseplan. Seit 2006 lebt im Großraum Uelzen, Celle und Soltau-Fallingbostel wieder ein Wolf. Erfreulicherweise gehen die Menschen in der Heide insgesamt eher entspannt mit der Tatsache umgehen, dass in ihrer Nähe ein Wolf lebt. Erste Hinweise auf den Wolf gab es im September 2006; aber erst Fotos aus dem Frühjahr 2008 brachten Gewissheit. Vermutlich handelt es sich um einen Jungwolf aus einem sächsischen Rudel; das Tier kann aber auch aus Polen eingewandert sein.
Damit der Wolf weiterhin akzeptiert, geachtet und auch willkommen geheißen wird, ist es wichtig, auch in Zukunft einige Dinge zu beachten. In jedem Fall gilt: Wölfe sind sehr scheue Tiere und meiden den Menschen. Richtig ist aber auch: Für den Wolf können leicht erreichbare Haustiere auch zur Beute gehören. Deshalb sollten draußen lebenden Schafe und Ziegen durch einen Euronetz-Zaun geschützt werden. Angesprochen sind insbesondere Tierhalter in den Landkreisen Uelzen, Celle, Soltau-Fallingbostel und Gifhorn, weil es aus diesen Gebieten bestätigte Beobachtungen des Wolfes gibt. Während der Partnersuche kann der Wolf auch in anderen Gebieten auftauchen.
Weitere Infos finden Sie hier.
Erfolgreicher Schutz: 2007 gutes Jahr für Wiesenweihen
"2007 war ein gutes Jahr für die Wiesenweihen in Niedersachsen. Wir haben 132 Meldungen erhalten und 94 Paare gezählt, 178 Jungtiere wurden flügge. Das ist mehr als jemals zuvor". Dieses positive Fazit zog die Staatliche Vogelschutzwarte des NLWKN im März 2008 auf dem sechsten niedersächsischen Wiesenweihen-Workshop auf Gut Sunder.
Rund 40 Teilnehmer waren der Einladung des NLWKN und der Ornithologischen Arbeitsgemeinschaft Oldenburg (OAO) in die Tagungsstätte des Naturschutzbundes Deutschland (NABU) gefolgt. Themen der Veranstaltung waren neben der positiven Entwicklung in Niedersachsen Schutzmaßnahmen in Brandenburg und Polen sowie die Auswirkungen des Trends zum Anbau nachwachsender Rohstoffe auf Feld- und Wiesenvögel. Die meisten Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren Ehrenamtliche, die in ihrer Freizeit Wiesenweihen beobachten und erfassen. Mit ihrem Engagement leisten sie einen unentbehrlichen Beitrag zum Schutz dieser grazilen und seltenen Greifvögel.
Das Hauptaugenmerk der Schutzmaßnahmen gilt dabei dem Auffinden und Sichern der Nester: Wiesenweihen haben ursprünglich in weitläufigen Mooren und Heideflächen gebrütet. Da solche Gebiete selten geworden sind, haben die Tiere Getreidefelder als Ausweichreviere gewählt. Bei der Ernte werden die unscheinbaren Nester häufig übersehen und zerstört, so dass Auffinden und Umzäunen der einzige wirksame Schutz ist, um die Population in Niedersachsen zu erhalten. 88 Prozent der mit Elektrozäunen gesicherten Gelege brachten flügge Junge hervor, bei ungesicherten Nestern waren es 41 Prozent.
Neuigkeiten von den Wisenten im Eleonorenwald
Zwei Jahre nach Auswilderung von vier Wisenten im Eleonorenwald (Landkreis Emsland) entwickelt sich der Bestand weiter positiv. Nachdem im Juli 2007 die Wisentkuh Tita das erste männliche Kalb mit dem Namen Arenberg geboren hat, haben seit Mai 2008 drei weitere Wisentkälber das Licht der Welt erblickt. Forstamtmann Johannes Dierkes von der Arenberg-Meppen GmbH fand Ende Mai Mutter Tirila mit ihrem ersten Kalb Arebora abgesetzt von der übrigen Herde in einer Fichtenschonung. Vier Wochen später haben auch die beiden anderen Kühe Tita und Spanyr je ein Kuhkalb geboren: Arena und Areadne. Vater der bisher vier im Eleonorenwald geborenen Kälber ist der aus dem Wisentgehege Springe stammende Bulle Spinax. Zurzeit streifen zwei männliche und sechs weibliche Wisente, durch den Eleonorenwald. Der Bestand soll auf maximal 25 Tiere anwachsen. Das 1.000 ha große Projektgebiet kann im Rahmen von organisierten Planwagenfahrten besichtigt werden.
Deutsch-niederländischer Erfahrungsaustausch in der Naturschutzstation Dümmer
20 niederländische Wiesenvogel-Experten berieten im April 2008 auf Einladung des niederländischen Ministeriums für Landwirtschaft und Naturschutz gemeinsam über künftige Strategien im Wiesenvogelschutz. Die Arbeitsgruppe aus Vertretern des Ministeriums, von Universitäten, Forschungsinstituten, Naturschutzverbänden und Vertretern der Landwirtschaft entwickelt Zukunftsstrategien, um die Populationen der Wiesenvögel in Kooperation mit der Landwirtschaft im Wirtschaftsgrünland auch für künftige Generationen erhalten zu können.
Die Niederlande sind das Zentrum der Wiesenvogelverbreitung in Mitteleuropa. Westniedersachsen zählt biogeografisch hierzu und auch die landwirtschaftlichen Strukturen und Probleme in der Grünlandbewirtschaftung sind einander sehr ähnlich. In den Niederlanden werden jährlich erhebliche Mittel für den Wiesenvogelschutz investiert. Dort sind gegenwärtig 150.000 ha Grünland über freiwilligen Vertragsnaturschutz und 220.000 ha über Gelegeschutzprogramme mit den Landwirten geschützt, hinzu kommen 17.000 ha als Reservate.
Im niedersächsischen Binnenland werden vergleichbare Schutzkonzepte umgesetzt. Landesweit sind die für Wiesenvogelschutz bedeutsamen Flächen etwa ähnlich groß, der Anteil des Vertragsnaturschutzes beträgt bei uns derzeit jedoch nur weniger als ein Zehntel der Fläche unseres Nachbarlandes.
Das Europäische Vogelschutzgebiet am Dümmer gilt als ein klassisches Beispiel für den großflächigen Naturschutz und ist wegen der erfolgreichen Umsetzung überregional von Interesse. Rund um den Dümmer sind 2.500 ha angekauft und wiedervernässt worden. Die öffentlichen Flächen werden von über 100 örtlichen Landwirten in Abstimmung mit der Naturschutzstation Dümmer, die zum NLWKN gehört, nach den Gesichtspunkten des Naturschutzes bewirtschaftet. Schon nach wenigen Jahren sind zehn ehemals verschwundene Wiesenvogelarten als Brutvogel zurückgekehrt. Die Bestände vieler Arten wie Uferschnepfe, Bekassine und Brachvogel steigen wieder an. Von den erbrüteten Küken der Wiesenvögel am Dümmer werden sehr hohe Anzahlen tatsächlich auch flügge. Und das in einer Größenordnung wie sie im mitteleuropäischen Binnenland selten sind.
Die Naturschutzstation Dümmer steht regelmäßig in Kontakt mit anderen europäischen Projekten und arbeitet auch bei der Entwicklung europäischer Schutzstrategien mit. Gegenwärtig wird in allen EU-Ländern das Europäische Schutzgebietssystem Natura 2000 eingerichtet. Die Umsetzung ist aber nur erfolgreich, wenn die regionalen Besonderheiten vor Ort Berücksichtigung finden ohne den gesamteuropäischen Kontext aus den Augen zu verlieren. Hierfür ist eine überregionale Zusammenarbeit wichtig, denn der Blick über den Tellerrand erweitert nicht nur den Horizont, sondern kann auch Perspektiven für das eigene Handlungsumfeld aufzeigen.
Weitere Infos: www.life-duemmer.niedersachsen.de
Wenn die Kraniche ziehen
Die Vogelschutzwarte im NLWKN hat im April 2008 das 2. Treffen der Kranich-Rastplatzbetreuer in Osterholz-Scharmbeck organisiert. Die europäische Vogelschutz-Richtlinie verpflichtetet die Mitgliedsstaaten dazu, die Rast- und Schlafplätze der Zugvögel zu schützen. Damit verbunden ist die Aufgabe zu dokumentieren, wie viele Vögel sich jeweils in den ausgewiesenen Gebieten aufhalten.
Diese Aufgabe übernehmen seit Jahren ehrenamtlich Kranich-Rastplatzbetreuer. Sie registrierten akribisch die Zugwellen der Kraniche und tragen damit dazu bei, dass ein genaues Zahlenmaterial über Bestand und Verhalten der Kraniche vorliegt. Die 30 Tagungsteilnehmer gehören zu den ehrenamtlichen Kranich-Rastplatzbetreuern, ohne deren engagierten Einsatz eine solide Datenerhebung darüber, wie viele Kraniche sich wann und an welchem Ort aufhalten, nicht möglich wäre.
Nachruf Dietrich Lüderwaldt
Dietrich Lüderwaldt ist am 06. April 2008 im Alter von 80 Jahren plötzlich und unerwartet gestorben. Er hat den Naturschutz in Niedersachsen in den vergangenen 40 Jahren entscheidend mitgeprägt. Nach abgeschlossenem Landespflegestudium in Hannover und einem 5jährigen Aufenthalt in den Vereinigten Staaten war er ab 1963 für den Naturschutz zunächst in der Bezirksregierung Hannover und im niedersächsischen Kultus- und Landwirtschaftsministerium tätig. 1976 übernahm er aus der Hand Ernst Preisings die Leitung der Fachbehörde für Naturschutz im Niedersächsischen Landesverwaltungsamt, bevor er 1990 bis zu seiner Pensionierung 1992 die Koordinierungsgruppe Naturschutz im niedersächsischen Umweltministerium leitete.
Mit Dietrich Lüderwaldt ist der Aufbau der niedersächsischen Naturschutzverwaltung eng verbunden. Er hatte großen Anteil an der Entwicklung einer effizienten professionellen Landesfachbehörde. Zum Gelingen trug die vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen D. Lüderwaldt und Kurt-Alexander Gaede bei, der bis 1984 im Landwirtschaftsministerium für den Naturschutz verantwortlich gewesen war. Dank Dietrich Lüderwaldts Leitung erreichte die angewandt-wissenschaftliche und fachlich-praktische Naturschutzarbeit in Niedersachsen einen für andere Bundesländer vorbildlichen Stand. Das galt im besonderen Maße für die niedersächsischen Erfassungsprogramme für Pflanzen- und Tierarten und die landesweite Biotopkartierung, auf deren Ergebnissen die konzeptionelle Kompetenz der Fachbehörde aufbaute. Erste große Erfolge waren die Verabschiedung der Moorschutzprogramme und die Einrichtung des Nationalparks Niedersächsisches Wattenmeer.
D. Lüderwaldt stärkte alle Teilaufgaben des Artenschutzes und erkannte insbesondere die Bedeutung von Landschaftsplanung und Eingriffsregelung für die Verwirklichung eines alle Politikbereiche durchdringenden ganzheitlichen Ökosystemschutzes. Zugleich setzte er sich für eine professionelle Vermittlung der Ziele und Aufgaben des Naturschutzes in der Öffentlichkeitsarbeit seines Hauses und eine enge Zusammenarbeit zwischen behördlichem und Verbandsnaturschutz ein. An der Universität Hannover lehrte er Naturschutz. Während seiner Zeit verdreifachte sich die personelle Ausstattung der Fachbehörde mit bundesweit anerkannten Fachleuten, denen er alle Möglichkeiten der Entfaltung bot und sie nach Kräften förderte. Die von ihm geformte Fachbehörde für Naturschutz wurde zu einer bundesweit vorbildliche Einrichtung: parteipolitisch unabhängig, fachlich unumstritten und keineswegs bequem.
1978 in den Vorstand der Arbeitsgemeinschaft beruflicher und ehrenamtlicher Naturschutz (ABN) gewählt, hatte er als stellvertretender Vorsitzender fast 15 Jahre lang deren Aktivitäten, insbesondere die Deutschen Naturschutztage seit 1980 in starkem Maße mitgeprägt. Mit einer anderen herausragenden Gestalt des deutschen Naturschutzes, Wolfgang Erz, verband ihn eine enge Freundschaft. Ihre gemeinsame Sorge und enge Zusammenarbeit galt vor allem der notwendigen Professionalisierung des Naturschutzes.
Nach seiner Pensionierung 1992 engagierte sich D. Lüderwaldt im wissenschaftlichen Beirat des BUND Niedersachsen. Er blieb ein gefragter Ratgeber. 2006 wurde er für bedeutende Impulse, die er in mehr als 40 Jahren professioneller Tätigkeit dem amtlichen und ehrenamtlichen Naturschutz gegeben hatte, mit der Hugo-Conwentz-Medaille, dem wichtigsten deutschen Naturschutzpreis ausgezeichnet. Mit Dietrich Lüderwaldt hat der Naturschutz in Niedersachsen einen großartigen Leiter verloren, den viele schmerzlich vermissen.
Hanns-Jörg Dahl
Artikel-Informationen
Ansprechpartner/in:
Veröffentlichungen
Nds. Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz
Göttinger Chaussee 76 A
D-30453 Hannover
Tel: +49 (0)511 / 3034-3305